Splenomegalie & Splenektomie
Die Milz (lateinisch: Lien, griechisch: Splen) ist ein großes Bauchorgan, welches zum sogenannten „Lymphatischen System“ gehört. Sie liegt im linken Oberbauch nahe dem Magen und der Bauchspeicheldrüse und hat drei wesentliche Aufgaben:
- Ausreifung von speziellen weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) zur Abwehr körperfremder Stoffe
- Speicherort für andere weiße spezielle Blutkörperchen (Monozyten)
- Filtration und Abbau von überalterten roten Blutkörperchen
Vor der Geburt (späte Fetalentwicklung) spielt die Milz darüber hinaus auch eine Rolle bei der Bildung von Blutkörperchen.
Als Milz-Vergrößerung (Splenomegalie) bezeichnet man eine akute oder chronische Vergrößerung der Milz. Sie ist keine eigenständige Krankheit sondern nur ein Symptom einer anderen Grunderkrankung. Eine Milz-Vergrößerung kann eine Vielzahl von Ursachen haben, hierzu zählen Infektionserkrankungen (z.B. Pfeiffersches-Drüsenfieber) oder Bluterkrankungen (z.B. Sphärozytose, Sichelzellanämie, Thalassämie, Leukämie). Hat die Milz durch eine Erkrankung deutlich an Größe zugenommen, kann dies eine Überfunktion (ein sog. Hyperspleniesyndrom) verursachen, was dazu führt, dass die Milz zu viele rote Blutkörperchen oder Blutplättchen speichert und diese abbaut, so dass sich mit der Zeit zu wenige davon im Blut befinden. Dann kann es sein, dass die Milz entfernt werden muss.
Auch kann die Milz im Rahmen von Unfällen ausgeprägte Verletzungen aufweisen und so stark bluten, so dass der Chirurg im Einzelfall eine notfallmäßige Entfernung der Milz vornehmen muss.
Die operative Vorgehensweise in der Milzchirurgie ist sehr vielfältig. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, die Milz vollständig zu entfernen (totale Splenektomie) oder aber nur einen Teil (subtotale Splenektomie). Heute können diese Eingriffe minimal-invasiv (laparoskopisch) erfolgen, in Abhängigkeit von der Grunderkrankung oder der Milz-Größe kann jedoch auch die Milzentfernung über eine offene Operation angebracht sein.
Die erste Kontaktaufnahme erfolgt meist durch ein ambulantes Informationsgespräch in unserer kinderchirurgischen Poliklinik (Kontaktdaten siehe unten). Bitte bringen Sie zum ersten ambulanten Informationsgespräch alle bereits vorliegenden Untersuchungsergebnisse mit (z.B. Ultraschallbefunde oder Berichte eines spezialisierten Kinderarztes (Hämatologe))
In einem ersten Gespräch werden die Möglichkeiten der Behandlung dargestellt und Ihre Fragen ausführlich besprochen. Mit der Ultraschall-Untersuchung gelingt meist eine gute und sichere Berechnung der Milzgröße (in cm und ml). In Einzelfällen kann eine sogenannte Schnittbildgebung (Computertomographie oder Kernspintomographie) zusätzliche Informationen liefern. Die Bildgebung dient dem Kinderchirurgen vor allem zur Abschätzung, welches operative Verfahren (offen oder laparoskopisch) bei Ihrem Kind das geeignetste ist.
Zur sorgfältigen Prüfung der Operationsindikation ziehen wir dann den entsprechenden spezialisierten Kinderarzt der MHH hinzu (z.B. Hämatologe oder ein Arzt, der sich mit Stoffwechsel-Krankheiten beschäftigt). Wir möchten hiermit die Notwendigkeit zur Splenektomie im Team (interdisziplinär) besprechen, um nur die Kinder zu operieren, bei denen die Splenektomie wirklich erforderlich ist.
Wenn die Indikation zur Milzentfernung gegeben ist, bieten wir folgende Operationen an:
-Totale Entfernung der Milz (laparoskopisch und offen)
-Teil-Entfernung der Milz (laparoskopisch und offen)
Welches Verfahren im Einzelfall (bei Ihrem Kind) das Beste ist, werden wir vor der Operation in Ruhe mit Ihnen besprechen.
Splenektomie mit drei Trokaren („Multitrokar-Splenektomie“)
Hierbei bringt der Kinderchirurg am Bauchnabel einen kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen (Trokar) in den Bauchraum führt. Durch den Trokar wird Luft in den Bauchraum geblasen und eine Kamera eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit kann der ganze Bauch inspiziert werden. Unter Sicht werden dann zwei oder drei weitere kleine (0,3 cm) Schnitte an der Bauchdecke gesetzt und weitere Arbeitskanäle (Trokare) in den Bauch eingebracht. Die Milz wird aufgesucht und die zuführenden Blutgefäße mit einem elektrischen Häkchen „verkocht“ oder mit einem mechanischen Klammernahtgerät durchtrennt. Schließlich die Milz oder ein Teil der Milz entfernt. Die abgetrennte Milz wird zunächst noch im Bauchraum in einem speziell für diese Operation vorgesehenen Plastikbeutel gesteckt und dann direkt über den Trokar am Bauchnabel entfernt. Danach wird der Hautschnitt am Bauchnabel und die kleinen Hautschnitte wieder verschlossen.
Splenektomie über nur einen Zugang am Bauchnabel
(Synonyme: „Single-incision Splenektomie“, SILS, „Single-port Splenektomie“)
Bei dieser Operationsmethode bringt der Kinderchirurg über den Bauchnabel einen speziellen Trokar (sog. „SILS-port“) in den Bauch ein. Der SILS-port besteht aus einer flexiblen Gummihülse mit 3 Öffnungen zur Einbringung der laparoskopischen Instrumente. Das Prinzip der Splenektomie ist hierbei dieselbe wie bei der Splenektomie mit drei Trokaren mit dem einzigen Unterschied, dass die zusätzlichen Trokare bzw. Hautschnitte entfallen. Da man nach der Operation „nur noch“ den Hautschnitt in der Mitte im Bauchnabel sieht, wird diese Methode von manchen Autoren auch als „narbenlose“ Chirurgie bezeichnet. Genau genommen verbleibt dennoch eine Narbe, nur ist sie meist kosmetisch etwas weniger prominent bzw. sichtbarer als bei der Splenektomie mit drei Trokaren.
Beide Verfahren werden in unserer Klinik mit einer hohen Patientenzufriedenheit angewandt. Welches Verfahren bei Ihrem Kind am ehesten geeignet ist, besprechen wir mit Ihnen vor der Operation im Rahmen des ausführlichen chirurgischen Aufklärungsgesprächs.
Nach dem Eingriff verbleibt Ihr Kind zunächst noch im Aufwachbereich, wo Sie jedoch bereits wieder am Bett sitzen können. Danach erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wenige Stunden nach der Operation kann Ihr Kind meistens bereits wieder erste Nahrung zu sich nehmen. Nach einer unkomplizierten Splenektomie ist in der Regel ein 2-4 Tage andauernder stationärer Aufenthalt im Krankenhaus ausreichend.
Eine Wiedervorstellung zur Nachuntersuchung bei uns ist in der Regel nicht vorgesehen, sondern erfolgt bei den Kollegen, die Sie an uns zur Operation überwiesen haben. Sollten allerdings noch Fragen offen bleiben, welche die Operation selbst betreffen oder sollten wir im Einzelfall eine frühere Nachuntersuchung bei uns für angebracht halten, so können Sie jederzeit einen ambulanten Vorstellungstermin vereinbaren.