Sterben wie ein Hund?

Konvergenzen und Divergenzen im human- und veterinärmedizinethischen Diskurs zum Lebensende von Menschen bzw. Heimtieren und Folgen für die Verhältnisbestimmung von Medizin- und Tierethik

Dying a dog's death? Converging and diverging ethical discourses in human and veterinary medicine about the end of life care for humans and pets and some consequences for the relations between medical and animal ethics


Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Laufzeit: Januar 2019 bis Dezember 2021

 

 

Über das Projekt

Während auf Ebene der Forschung und Therapie Human- und Tiermedizin längst eng verzahnt sind, greifen die ethischen Diskussionen um den sinnvollen Einsatz der zur Verfügung stehenden Diagnostik, Medikamente und Techniken nur punktuell ineinander. Bisher weitgehend unverbunden stehen nebeneinander auf der einen Seite die sehr breite Debatte um Sterbehilfe, Therapieziele und Ressourcenallokation bei geringer Erfolgsaussicht beim Menschen; auf der anderen Seite die Debatte über Euthanasie bzw. Therapieziele und über den Umfang von Therapien für erkrankte Heimtiere. Dies mag nicht nur angesichts der engen Verzahnung von Human- und Tiermedizin verwundern, sondern auch angesichts der kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Beobachtungen zum Mensch-(Heim-)Tier-Verhältnis.

Bemerkenswert ist die weitgehende Trennung der Diskurse von klassischer Medizin- und Tiermedizinethik auch insofern, als sich in der Tierethik längst Forderungen nach gleichen Rechten, Ansprüchen oder Bewertungen für Mensch und Tier etabliert haben, die für viele Menschen offenbar an Plausibilität gewinnen. Es existieren gegenwärtig mehrere prominente Ansätze und Vorschläge, eine gemeinsame Ethik gegenüber Menschen und Tieren auszuweisen, wenn sich diese auch nach Extension, Begründung usf. unterscheiden.

Vor dem skizzierten Hintergrund und Forschungsstand ist das übergeordnete Ziel des Projektes die Verhältnisbestimmung und Zuordnung von Medizinethik und Tiermedizinethik innerhalb der normativen Ethik. Diese leitende metaethische Fragestellung wird exemplarisch anhand des Themenfeldes der Therapieziele am Lebensende bei Mensch und Heimtier bearbeitet. Die end-of-life-Diskussionen eignen sich insofern für eine detaillierte Untersuchung, als die Erkrankungen und Behandlungsoptionen von Menschen und Heimtieren in vielen Fällen sehr ähnlich sind und es so anhand eines breiten Therapiespektrums erleichtern, die Diskussionen aus Medizin- und Tiermedizinethik anhand eines zentralen ärztlichen bzw. tierärztlichen Handlungsfeldes in Beziehung zu setzen.

Abgrenzung und Verschränkung von Tier- und Medizinethik werden auf drei Ebenen – Moral, normative Ethik, Metaethik – exemplarisch für das Lebensende aufgezeigt und offenbaren ggf. auch untereinander konvergente, divergente bzw. zeitversetzte Entwicklungen. Die Untersuchungen werden so zum Verständnis ggf. abweichender Einschätzungen etwa in Alltagsmoral, Klinischer Ethikberatung und universitärer Ethik beitragen.

 

Kontakt zur Projektleitung

  • Prof. Dr. Peter Kunzmann
    Tel.: 0511 856-8956  |  E-Mail
  • Dr. Gerald Neitzke
    Tel.: 0511 532-4271  |  E-Mail