Professor Dr. med. Wolfgang Uwe Eckart (1952–2021)

 

Am 16. August 2021 verstarb Professor Dr. med. Wolfgang Uwe Eckart, geboren am 7. Februar 1952, in Heidelberg. Er war von 1988 bis 1992 der erste ordentlich Institutsdirektor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Wolfgang Eckart galt über die Grenzen des Faches hinaus als engagierter Advokat der Aktualität der Medizingeschichte, was in den Nachrufen in überregionalen Medien besonders hervorgehoben wurde.

Sein akademischer Weg begann an der Universität Münster, an der er Medizin studierte und zusätzlich ein Studium der Geschichte anschloss. Seine Lehrer im Fach Medizingeschichte waren sowohl Karl E. Rothschuh (1904–1984) als auch Richard Toellner (1930–2019). Nach Wolfgang Eckarts Habilitation 1986 über das Thema „Medizin als Instrument der deutschen Kulturbeeinflussung in Ostasien Deutsche Ärzte in China und Japan“ erhielt er 1988 den Ruf auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der MHH. Aufbauend auf das bereits in Münster verfasste Kurzlehrbuch Medizingeschichte GK2 für die Original Prüfungsfragen erschien in seiner Hannoveraner Zeit 1990 die erste Ausgabe seines einflussreichen Lehrbuchs Geschichte der Medizin [8. überarbeitete Auflage 2017]. Gemeinsam mit seinem damaligen Assistenten Christoph Gradmann wurde hier auch die Publikation des Ärztelexikons vorbereitet. In den vier Jahren seiner Leitung des Instituts für Medizingeschichte sind 18 weitere Veröffentlichungen erschienen. Sein lebenslanges Engagement für eine Ausbildung, die den zukünftigen Ärzten und Ärztinnen ihre gesellschaftspolitische Verantwortung vermitteln sollte, spiegelt sich auch in der Übernahme des Amtes des Studiendekans 1990 wider.

1992 erhielt Wolfgang Eckart den Ruf nach Heidelberg und setzte dort seine international wahrgenommenen Forschungen fort. Bis zu seiner Emeritierung 2017 war er Ordinarius für Geschichte der Medizin an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität. Als Forscher und Lehrer sowie als Organisator von wichtigen interdisziplinären Konferenzen [u.a. Hermann von Helmholtz 1994; Geschichte der Krebsforschung 2000] war Wolfgang Eckart über die engen Grenzen des Faches hinaus bekannt und hat dazu beigetragen, die Auseinandersetzung mit der Medizin im Nationalsozialismus, der Kolonialmedizin und dem komplexen Thema Medizin und Krieg in die Öffentlichkeit zu tragen. 2009 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt und erhielt 2016 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik. Sein wissenschaftliches Oeuvre umfasst als Herausgeber und Autor 37 Bücher sowie über 250 Artikel. Wolfgang Eckart hat zudem durch mehr als 100 Radiointerviews die Aktualität der Geschichte der Medizin verdeutlicht, um zur Reflexion über aktuelle Fragestellung im gesundheitspolitischen Bereich beizutragen. In der recht kurzen Zeit, die er das Institut an der MHH geleitet hat, hat er den Grundstein dafür gelegt, dass dieses Instituts bis heute besteht. An seine Hannoveraner Zeit hat er sich, wie er mir in unserem letzten Gespräch noch versicherte, gern erinnert. Mit ihm verliert das Fach einen seiner bedeutsamsten Vertreter.

 

Prof. Dr. rer.nat. Dr. med. habil. Brigitte Lohff
Leiterin des Instituts für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin 1994–2013