Halszysten & -fisteln
* Fistel = nicht natürlich vorbestehende, röhren- oder röhrennetzartige Verbindung zwischen einem inneren Hohlorgan und anderen Organen oder der Körperoberfläche
°° Zyste = ein durch ein Epithel (Häutchen) abgeschlossener Gewebehohlraum, der aus mehreren Kammern bestehen kann und Flüssigkeit enthält
Halsfisteln * und Halszysten °° entstehen durch angeborene Fehlentwicklungen der Eingeweide des Halses. Man unterscheidet mittige (mediane) Halszysten von seitlichen (lateralen) Halszysten.
Die sog. Mediane Halszyste oder Halsfistel befindet sich in der Mitte der Halsvorderseite in der Umgebung des Zungenbeins, einem bogenförmigen Knochen oberhalb des Kehlkopfes. Sie ist eine Fehlentwicklung des Schilddrüsenganges, von dem restliche Anteile verbleiben und sich vergrößern und entzünden können. Sie ist die häufigsten Gewebsveränderung auf der Mittellinie des Halses und tritt vor allem im jungen Alter (bei Jungen) auf. In der Regel verbleiben die medianen Halszysten asymptomatisch, jedoch treten in knapp 10 – 30% der Kinder Infektionen, mit Rötung und vermehrter Schwellung, auf. Diese Entzündungsprozesse können sich leider wiederholen.
Laterale Halszysten sind ebenfalls Residuen einer Fehlentwicklung im Halsbereich, der sog. „Kiemenbögen“, -taschen und –falten (Strukturen, die bei der Entwicklung des Embryos eine Rolle spielen). Sie entstehen entlang dieser Halsstrukturen. In den meisten Fällen liegen sie am seitlichen Hals unterhalb eines bestimmten Muskels (Musculus sternocleidomastoideus) und sie kommen häufiger rechtsseitig vor. Sie sind nach den medianen Halszysten die zweithäufigsten kongenitalen Malformationen von Kopf und Hals. In vielen Fällen werden sie erst im Schul- oder jungen Erwachsenenalter bemerkt.
Halszysten können als Verdickung am Hals tastbar sein. Sie können aber auch als Hautausläufer sog. Fisteln* bilden, die in viele Richtungen ausstrahlen können, beispielsweise von der Nähe der Mandeln bis hin zum Bereich des Schlüsselbeins. Diese Fisteln können regelmäßig Flüssigkeit absondern. Halszysten können sich entzünden und abgekapselte Entzündungen (Abszesse) bilden.
Wegen der Infektionsgefahr und dann möglicher Fistelbildung werden Halszysten in der Regel nach Diagnosestellung operativ entfernt. Dies gilt auch für Halsfisteln ohne Zyste.
Die erste Kontaktaufnahme erfolgt meist durch ein ambulantes Informationsgespräch in unserer kinderchirurgischen Poliklinik (Kontaktdaten siehe unten). Bitte bringen Sie zum ersten ambulanten Informationsgespräch alle bereits vorliegenden Untersuchungsergebnisse mit (z.B. Ultraschallbefunde oder falls durchgeführt Schnittbildgebung (Computertomographie oder Kernspintomographie)). Die Diagnose wird jedoch im Rahmen einer Untersuchung bei uns klinisch gestellt. Häufig wiederholen wir ein Ultraschall des Halses, um die Ausdehnung und Lage der Zyste ggf. genauer darstellen zu können. Nur in Ausnahmefällen sehen wir eine weitere Diagnostik (z.B. Schnittbildgebung) indiziert.
In einem ersten Gespräch werden die Möglichkeiten der Behandlung dargestellt und Ihre Fragen ausführlich besprochen. Im Falle einer akuten Entzündung oder einem Abszess wird dieser mit Antibiotika, Schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten behandelt. Diese ist jedoch auf Dauer nicht wirkungsvoll und verhindern nicht das Wiederauftreten der Infektion. Daher müssen Halszysten bzw. –fisteln operativ entfernt werden.
Bei der Operation (in Vollnarkose) wird die Halszyste mit ggf. anhängendem Fistelgang entfernt. Bei medianen Halszysten muss der mittlere Anteil des Zungenbeins mit entfernt werden (sog. Sistrunk procedure), da es sonst zu gehäuftem Wiederauftreten der Fistel (Rezidiven) kommt. Bei Lateralen Halszysten wird nach dem Hautschnitt der dort liegende Halsmuskel (Musculus Sternocleidomastoideus) beiseite geschoben. Die Zyste bzw. der Fistelgang kann dann in der Regel freipräpariert und entfernt werden. Manchmal müssen mehrere Hauteinschnitte vorgenommen werden, um den gesamten Fistelgang freizulegen. Diese Zugänge erfolgen jedoch im Verlauf der natürlichen Hautfalten, sodass die verbleibenden Narben nur strichförmig sind und später kaum noch auffallen.
Nach dem Eingriff verbleibt Ihr Kind zunächst noch im Aufwachbereich, wo Sie jedoch bereits wieder am Bett sitzen können. Danach erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wenige Stunden nach der Operation kann Ihr Kind meistens bereits wieder erste Nahrung zu sich nehmen. Wenn sich Ihr Kind nach der Operation gut fühlt, können Sie noch am Abend der Operation nach Hause entlassen werden (ambulante Operation). Im Einzelfall kann jedoch noch eine Beobachtung bis zum nächsten Tag nötig sein.
Eine Wiedervorstellung zur Nachuntersuchung bei uns ist in der Regel nicht vorgesehen, sondern erfolgt bei den Kollegen, die Sie an uns zur Operation überwiesen haben. Sollten allerdings noch Fragen offen bleiben, welche die Operation selbst betreffen oder sollten wir im Einzelfall eine frühere Nachuntersuchung bei uns für angebracht halten, so können Sie jederzeit einen ambulanten Vorstellungstermin vereinbaren.
Neugeborene mit einer Ösophagusatresie müssen nach der Operation etwa 14 Tage im Krankenhaus bleiben. Während dieser Zeit werden Kind und Mutter von unseren Kinderkrankenschwestern und ärztlichen Team betreut. In den ersten Tagen nach der Operation wird ihr Kind noch nicht über den Mund, aber über die während der Operation eingelegten Magensonde ernährt. In Einzelfällen kann das Kind auch intravenös, also über einen Tropf ernährt werden. Die Magensonde wird zum Zweck der Ernährung auch nach der Operation noch für einige Tage im Magen des Kindes belassen.
Einige Tage nach der Operation kann Ihr Kind über den Mund ernährt werden. Wie lange es braucht, bis die Speiseröhre normal funktioniert, ist jedoch nicht vorhersehbar. Jedes Kind nimmt sich dabei seine Zeit. Wenn Ihr Kind die Nahrung vollständig trinkt und kontinuierlich an Gewicht zunimmt, wird die Magensonde gezogen und Sie können nach Hause entlassen werden.
Eine Nachbehandlung ist in der Regel über mehrere Jahre notwendig, hierfür werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen in unserer gastroenterologischen Sprechstunde geplant. Unsere Klinik arbeitet hierfür eng mit der Elterninitiative KEKS e.v. http://www.keks.org/ zusammen. Jeder Patient erhält zur standardisierten und gründlichen Nachsorge ein speziell hierfür entwickeltes Nachsorgebuch (ähnlich dem gelben Vorsorgeheft), in dem alle anstehenden Kontrolluntersuchungen geplant und verwaltet werden können.
Typische Probleme im Langzeitverlauf sind eine Tracheomalazie*, eine Gastroösophageale Refluxkrankheit °° oder die Verengung (Stenose) an der Speiseröhrennaht. Die Letalität (Sterblichkeit) der Ösphagusatresie ist abhängig von Begleitfehlbildungen und vom Geburtsgewicht. Sie liegt bei einem Geburtsgewicht über 1500 g und ohne größere Herzfehler unter 5 %.
* Tracheomalazie (lateinisch für „weiche Luftröhre“) ist eine Erkrankung, welche durch eine Erschlaffung der Luftröhre (Trachea) gekennzeichnet ist. Die Ursache hierfür liegt in einer geringen Stabilität der in der Luftröhre befindlichen Knorpelspangen, was zu einem Zusammenfallen (Kollaps) der Luftröhre führt, typischerweise in der Einatemphase.
°° Gastroösophageale Refluxkrankheit mit Refluxösophagitis bezeichnet eine Erkrankung der Speiseröhre, die durch einen abnormal langen Rückfluss von Magensäure verursacht wird.