"Unsere Klinik verfügt über besondere Expertise in der Behandlung von Tumorerkrankungen des Bauchfells (Peritoneum). Es gibt primäre und sekundäre Erkrankungen des Peritoneums. Bei den sekundären Erkrankungen handelt es sich um Metastasen vorwiegend von bösartigen Tumoren des Gastrointestinal Traktes (Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse etc.). Es gilt durch Entfernung des tumortragenden Bauchfells eine komplette Tumorentfernung zu erreichen. Diese komplexen Operationen werden von einem hochspezialisierten Team in einem zertifizierten Zentrum durchgeführt. Je nach Befund kombinieren wir die chirurgischen Eingriffe mit modernen Formen der regionalen Chemotherapie – wie der HIPEC, PIPAC oder intraperitonealer Chemotherapie über einen Port.
HIPEC – Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie
Die HIPEC (Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie) kombiniert eine zytoreduktive Operation (CRS) und einer Spülung der Bauchhöhle durch eine erwärmte Chemotherapielösung (41–43 °C), unmittelbar nach Entfernung sichtbarer Tumoranteile.
Ziele:
- Maximale Tumorreduktion
- Höhere lokale Wirkstoffkonzentration
- Geringere systemische Nebenwirkungen
- Einsatzgebiet:
Bei ausgewählten Tumoren wie Magen-, Darm- und Appendixkarzinomen, Mesotheliomen oder Pseudomyxoma peritonei – vorausgesetzt, der sichtbare Tumor konnte vollständig entfernt werden. - Behandlungsablauf:
Meistens einmalige Therapie, stationärer Aufenthalt ca. 10–14 Tage.
PIPAC – Pressurized Intraperitoneal Aerosol Chemotherapy
PIPAC ist ein minimalinvasives, laparoskopisches Verfahren, bei dem Chemotherapie als fein zerstäubtes Aerosol unter Druck in die Bauchhöhle eingebracht wird. Dies ermöglicht eine bessere Verteilung und tiefere Penetration des Medikaments im Tumorgewebe.
Indikation:
Für Patient:innen mit nicht (mehr) operativ entfernbarer oder fortgeschrittener Peritonealkarzinose, meist in Kombination mit systemischer Chemotherapie.
Ziele:
- Symptomkontrolle
- Mögliche Lebensverlängerung
- Verbesserung der Lebensqualität
- Behandlungsablauf:
In der Regel 3 Therapiezyklen im Abstand von ca. 6 Wochen, jeweils mit 2–3 Tagen stationärem Aufenthalt.
Intraabdomineller Port
Bei bestimmten Patient:innen mit Magen- oder Darmkrebs mit Bauchfellbefall kann ein Port-System in der Bauchhöhle implantiert werden. Darüber lässt sich das Chemotherapeutikum gezielt verabreichen – zusätzlich zur intravenösen oder oralen Therapie.
Vorteile:
- Ambulante Behandlung möglich
- Reduktion stationärer Aufenthalte
- Kombinationstherapie zur Steigerung der Wirksamkeit
Aktueller Forschungsstand:
In der Phase-III-Studie DRAGON 01 (2025) konnte ein gutes Ansprechen gezeigt werden. In einigen Fällen war nach der Behandlung sogar eine vollständige Tumorentfernung möglich.
Ablauf der Behandlung bei uns
1. Vorabdiagnostik & Fallabklärung
Mithilfe moderner Bildgebung (CT, MRT, ggf. PET) sowie einer diagnostischen Laparoskopie (Bauchspiegelung) bestimmen wir den sogenannten Peritoneal Carcinose Index (PCI) – zur genauen Einschätzung der Tumorlast und der operativen Möglichkeiten.
2. Interdisziplinäre Tumorkonferenz
Jeder Fall wird im Rahmen eines Tumorboards mit Expert:innen aus der Chirurgie, Onkologie, Radiologie, Gastroenterologie u. a. gemeinsam besprochen. Ziel ist eine individuell abgestimmte, optimale Therapieentscheidung.
3. Individuelle Therapieplanung
Basierend auf Tumorart, Ausbreitung, Allgemeinzustand und Therapieziel erfolgt die Wahl der Behandlung – z. B. CRS & HIPEC, PIPAC zur Krankheitskontrolle oder Chemotherapie über Portsysteme als Brücke zur Resektabilität.
4. Durchführung
Eingriffe erfolgen mit modernsten chirurgischen Techniken – laparoskopisch oder robotisch assistiert. Unsere Patient:innen profitieren zudem von einer hochqualifizierten perioperativen Betreuung und engmaschigem Monitoring.
5. Nachsorge & Verlaufskontrolle
Im Anschluss erfolgen regelmäßige bildgebende Kontrollen und persönliche Nachsorgetermine zur Überwachung des Therapieerfolgs und zur frühzeitigen Erkennung von Rückfällen.
Spezialsprechstunde & Zweitmeinung
Unser Team berät Sie in allen Fragen im Rahmen unserer Spezialsprechstunde. Bitte sprechen Sie mich persönlich an, gerne auch für eine Zweitmeinung!“
Prof. Dr. Beate Rau,
Dr. Franziska Köhler
Spezielle onkologische Chirurgie
Telefon 0511 532 6534
E-Mail Rau.Beate@mh-hannover.de, Koehler.Franziska2@mh-hannover.de

