Multiple Sklerose
Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine vermutlich autoimmun vermittelte Erkrankung des zentralen Nervensystems. Durch eine Entzündungsreaktion kommt es zu einer Schädigung der Myelinscheide und von Nervenstrukturen. Wissenschaftlich befassen wir uns mit einer Reihe von Fragestellungen:
Klinische Studien im Bereich der Therapie der MS reichen von Phase II bis Phase IV Studien sowie auch kleinere, akademisch initiierte, sogenannte Investigator Initiated Trials (IIT).
Translational beschäftigen wir uns mit Biomarkern im Liquor cerebrospinalis. Dabei kommen sowohl klassische Methoden der Diagnostik als auch moderne Methoden wie z.B. die Massenspektroskopie zum Einsatz.
Im Bereich der Grundlagenforschung liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf den Mechanismen, wie es zu einer Regeneration mit Remyelinisierung kommt und wie man diese verbessern kann. Dabei nutzen wir sowohl Zellkulturen als auch Tiermodelle.
Neuroinfektiologie
Verschiedenste Erreger können das Nervensystem infizieren. Wir beschäftigen uns wissenschaftlich hauptsächlich mit viralen Erregern, die z.B. eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) oder des Gerhirns (Enzephalitis) hervorrufen. Klinisch translational untersuchen wir im Liquor cerebrospinalis die Metabolite als potentielle Biomarker für eine schnellere Diagnosestellung oder auch als prognostischer Marker. In der Grundlagenforschung untersuchen wir experimentell die Rolle der Glia Zellen während viraler Infektionen des Gehirns. Diese Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem TWINCORE Institut für translationale Infektionsforschung, dem Zentrum für individuelle Infektionsforschung (CiiM) und dem Exzellencluster RESIST durchgeführt.
Autoimmune und infektiöse Enzephalitiden
PD Dr. med. Kurt-Wolfram Sühs
Schwerpunkt der Arbeitsgruppe sind klinische und Grundlagenforschungsprojekte zu neuroimmunologischen Mechanismen bei entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems insbesondere autoimmuner- und infektiöser Enzephalitiden.
Insgesamt hat sich das Verständnis und damit verbunden die Therapiemöglichkeiten neuroimmunologischer Erkrankungen durch die weltweiten Forschungsbemühungen erheblich verbessert, wobei deutliche individuelle Unterschiede in Symptomausprägung und Prognose fortbestehen. Insbesondere bei den autoimmunen und infektiösen Enzephalitiden handelt es sich häufig um schwerwiegende, sich akut-subakut manifestierende Erkrankungen des zentralen Nervensystems mit teils deutlich unterschiedlichen klinischen Residuen. Häufig findet daher eine zunächst intensivmedizinische, im Verlauf normalstationäre und schließlich ambulante Behandlung statt, woraus sich unterschiedliche klinische Aspekte und Fragestellungen ergeben.
Welche pathophysiologischen Mechanismen diesen Erkrankungen zugrunde liegen, welche Faktoren die Erkrankungen und Erkrankungsschwere beeinflussen und insbesondere ob sich diese Einflüsse translational für Diagnostik, individuelle Prognoseabschätzung und Therapie verwerten lassen sind hierbei die zentralen Fragestellungen der Arbeitsgruppe.
In unserer Arbeitsgruppe wird in grundlagenwissenschaftlichen experimentellen Arbeiten beispielsweise der Einfluss von Ionenkanälen an experimentellen Modellen und in Zellkulturen untersucht. Des Weiteren erfolgt die klinische Charakterisierung und Untersuchung von Biomaterial insbesondere von Veränderungen des Liquor cerebrospinalis mit Hilfe moderner Techniken wie der Massenspektrometrie. Neben interdisziplinären Kooperationen (Neuroradiologie, Psychiatrie, Immunologie, etc.) erfolgt aufgrund der Seltenheit bestimmter Erkrankungen wie beispielsweise den antikörpervermittelten Enzephalitiden die Zusammenarbeit in großen Netzwerkverbünden (z.B. GENERATE). Experimentell besteht insbesondere im Hinblick auf die infektiösen Erkrankungen eine enge Kooperation mit dem TWINCORE.
1 Immunfluoreszenz (Hippocampus) mit Antikörpern gegen NR1 (grün) und den Astrozytenmarker GFAP (rot) . 2 NR1 Expression (rot) in der Retina mit Gegenfärbung der neuronalen Zellkörper (NeuN, grün).
A Hierarische Cluster Analyse basierend auf der Trennschärfe metabolischer Biomarkerkandidaten im Liquor. B Jackknife Kreuzvalidierung C-F Box/scatter Plot Darstellung der Konzentrationsunterschiede d ausgewählter Biomarkerkandidaten aus Abbildung B.
III GENERATE Zentren– GErman NEtwork for REsearch on AuToimmune Encephalitis
Ausgewählte Publikationen:
Baumgärtel C, Skripuletz T, Kronenberg J, Stangel M, Schwenkenbecher P, SinkeC, Müller- Vahl KR, Sühs KW. Immunity in Gilles de la Tourette-Syndrome: Results from a Cerebrospinal Fluid Study. Front Neurol. 2019 Jul 4; 10:732.
Sühs KW, Novoselova N, Kuhn M, Seegers L, Kaever V, Muller-Vahl K, et al. Kynurenine is a cerebrospinal fluid biomarker for bacterial and viral CNS infections. J Infect Dis 2019 Jun 5; 220(1):127-138.
Kuhn M, Sühs KW, Akmatov MK, Klawonn F, Wang J, Skripuletz T, et al. Mass-spectrometric profiling of cerebrospinal fluid reveals metabolite biomarkers for CNS involvement in varicella zoster virus reactivation. J Neuroinflammation 2018 Jan 17;15(1):20.
Sühs KW, Fairless R, Williams SK, Heine K, Cavalie A, Diem R. N-methyl-D-aspartate receptor blockade is neuroprotective in experimental autoimmune optic neuritis. J Neuropathol Exp Neurol 2014 Jun;73(6):507-18.
Sühs KW, Hein K, Sattler MB, Gorlitz A, Ciupka C, Scholz K, et al. A randomized, double- blind, phase 2 study of erythropoietin in optic neuritis. Ann Neurol 2012 Aug;72(2):199-210.
Weiterführende Links und Netzwerke:
Zentrum Seltene Erkrankungen www.mh-hannover.de/37762.html
GENERATE generate-net.de
TWINCORE www.twincore.de/institute/experimentelle-infektionsforschung/forschungsfokus/
Entzündliche Polyneuropathien und Neuro-Sjögren
Prof. Dr. med. Thomas Skripuletz
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Polyneuropathien verursacht durch ein fehlgeleitetes Immunsystem. Es handelt sich um eine sehr heterogene Gruppe von Erkrankungen, die unterschiedliche Krankheitsbilder umfasst. Bekannte Vertreter von entzündlichen Polyneuropathien sind die chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) und die multifokale motorische Neuropathie (MMN). Eine weitere Erkrankung, die zu schweren Polyneuropathien führen kann, ist das Sjögren Syndrom (Neuro-Sjögren), welches einen besonderen Schwerpunkt der Arbeitsgruppe darstellt.
Bei entzündlichen Polyneuropathien können Patienten verursacht durch Schäden an Nerven schwere Behinderungen mit Lähmungen von Armen und Beinen erfahren, was in einer Gehunfähigkeit resultieren kann. Wichtige Ziele der Arbeitsgruppe sind deshalb, die Ursachen solcher Erkrankungen zu verstehen und neue Marker zu finden, um die Diagnostik zu verbessern, damit betroffene Patienten zukünftig schneller und zuverlässiger einer möglichen Therapie zugeführt werden können. Weitere Ziele sind die eingesetzten Behandlungsmöglichkeiten besser zu verstehen, um bei jedem Patienten die für ihn ideale Therapie einzusetzen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe besteht in der Grundlagenforschung mit Untersuchungen von Blut und Liquor cerebrospinalis. Mit Hilfe unterschiedlicher Techniken ist es das Ziel der Arbeitsgruppe, neue Marker bei neuroimmunologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose zu finden, um diese Erkrankungen zukünftig schneller und zuverlässiger diagnostizieren zu können.
Schwerpunkt NMOSD
Prof. Dr. med. Corinna Trebst
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Neuromyelitis optica Spektrumerkrankungen (NMOSD). Hierbei handelt es sich um seltene schubförmig verlaufende Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Als großes NEMOS-Zentrum (Verlinkung: www.nemos-net.de) sind wir deutschlandweit und international vernetzt und nehmen an der NationNMO-Kohortenstudie des KKNMS und Medikamentenstudien teil. Unser besonderes Forschungsinteresse gilt der Beurteilung und Optimierung von (auch experimentellen) Therapieformen. Zudem untersuchen wir federführend deutschlandweit gemeinsam mit 17 weiteren NEMOS-Zentren die Auswirkungen dieser Erkrankung auf die Lebensqualität und sozioökonomische Faktoren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der detaillierten Charakterisierung MOG-IgG assoziierter Erkrankungen / NMOSD.
Zuständige Ansprechpartner:
Prof. Dr. Corinna Trebst (link zu persönlichen Profil)
Dr. Martin Hümmert
Auswahl Publikationen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=trebst+c+nmosd
Link weiterführende Webseiten:
Neuromyelitis optica Studiengruppe
Zentrum seltene Erkrankungen der MHH – Zentrum für seltene autoimmune Enzephalomyelitiden