Spezialambulanz für Parkinson und andere Bewegungsstörungen

Leitung: Prof. Dr. med. G. Höglinger, Kliniksdirektor

Oberärzt*innen / Funktionsoberärzt*innen

Prof. Dr. med. Dirk Dressler (Schwerpunkt: Dystonie, Spastik u.a. zentrale Bewegungsstörungen)

PD Dr. med. Martin Klietz

Prof. Dr. med. Katja Kollewe (Schwerpunkt: Dystonie, Spastik)

Prof. Dr. med. Florian Wegner (Schwerpunkt: Komplexbehandlung Parkinson)

PD Dr. med. Christoph Schrader (Schwerpunkt: invasive Parkinson Therapien, Chorea)

PD Dr. med. Franziska Hopfner (Schwerpunkt: Tremor, Parkinson-Krankheit, Genetik von Bewegungsstörungen)

Dr. med. Matthias Höllerhage (Schwerpunkt: Parkinson-Krankheit)

 

 

Fachärzt*innen

Dr. med. Anna Kutschenko

Lejla Paracka, PhD

 

Assistenzärzt*innen

Dr. med. Stephan Greten

Dr. med. Meret Huber

Dr. med. Annika Schulte-Sutum

Johanne Heine

Dr. med. Lea Farina Magdalena Krey

Sophia Marie Rogozinski

Katharina Pannewitz-Makaj

Dr. med. Emil Valizada

 

Allgemein:

Bewegungsstörungen sind Störungen der Bewegungs- und Haltungsregulation, die durch eine fehlerhafte Steuerung im zentralen Nervensystem entstehen. Sie äußern sich durch reduzierte Bewegungen, Fehlbewegungen oder Überbewegungen, die nicht der Willkürmotorik unterliegen und deshalb mitunter zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Patienten führen können. Erbliche Faktoren, metabolische, traumatische und entzündliche Schädigungen des zentralen Nervensystems können zu Bewegungsstörungen führen. Oft liegt den Erkrankungen eine Störung der Basalganglien zugrunde. Sie sind für automatische Bewegungen und die Präzision der Willkürbewegungen verantwortlich. Auch Störungen anderer Hirnareale wie des Kleinhirns oder des Rückenmarks führen zu Bewegungsstörungen.

Folgende Erkrankungen gehören u.a. zu den Bewegungsstörungen:

 

  • Idiopathisches Parkinson-Syndrom (Parkinson-Krankheit)
  • Atypische Parkinson-Syndrome (z.B. Multisystematrophie, Progressive supranukleäre Blickparese, Corticobasale Degeneration)
  • Tremor-Syndrome (essentielles, dystones, erbliches, oder Parkinson-Zittern)
  • Chorea (Veitstanz, z.B. bei Huntington Krankheit)
  • Dystonie (z.B. Schiefhals, Schreibkrampf, Musikerdystonie, Lidkrampf)
  • Spastik (z.B. bei neurodegenerative oder entzündlicher Hirnerkrankung, nach Schlaganfall oder Hirnblutung)

Wir diagnostizieren und behandeln das gesamte Spektrum der Bewegungsstörungen.

 

Diagnostik:

Folgende Methoden können bei der Diagnostik von Bewegungsstörungen eingesetzt werden:

  • Ambulant
    • Ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
    • Standardisierte klinische Untersuchung
    • Elektrophysiologie/Tremoranalyse
    • Ganganalyse
    • Genetische Untersuchungen (mit der Abt. für Humangenetik)
    • Sorgfältige Voruntersuchungen ist für die Entscheidung zu einer tiefen Hirnstimulation
    • Überprüfung von Neurostimulationssystemen
    • Überprüfung der Pumpensysteme
  • Stationär
    • Die Methoden der ambulanten Diagnostik, sowie folgende:
    • Standardisierte Levodopa- / Apomorphin-Tests
    • Neuropsychologische Untersuchungen
    • Autonome Funktionstestung
    • Erweiterte Laboruntersuchungen in Blut, Urin und Nervenwasser (z.B. Autoantikörper oder Stoffwechseluntersuchungen) Bildgebungsverfahren
      • cMRT
      • FDG-PET
      • FP-CIT-SPECT (DaTScan®)
      • IBZM-SPECT
      • MIBG-SPECT

 

 

 

Therapie:

Die Behandlung der Bewegungsstörungen umfasst in der Regel eine moderne medikamentöse Therapie, welche die Wirksamkeit und Verträglichkeit für den jeweiligen Patienten im Fokus hat. Unterstützend wird bedarfsgemäß Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie und soziale Beratung angeboten. Im stationären Bereich wird eine individuell an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Parkinson-Komplextherapie angeboten.

Die intensivierten Behandlungsmöglichkeiten umfassen Pumpentherapien mit Apomorphin oder Levodopa/Carbidopa Intestinalgel (bei der Parkinson-Krankheit), und die sorgfältige Voruntersuchung zu einer tiefen Hirnstimulation und deren Nachsorge (bei Parkinson-Krankheit, Dystonie und Tremor, in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie).

 

Bei Dystonie und Spastik umfassen die Behandlungsmethoden die Botulinumtoxin-Injektionen sowie die Pumpentherapie mit intrathekalem Baclofen.

 

Tiefe Hirnstimulation

Die tiefe Hirnstimulation ist eine von mehreren Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Bewegungsstörungen. Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in bestimmte Gehirnregionen mittels eines neurochirurgischen Eingriffs implantiert. Die elektrischen Impulse, die durch diese Elektroden produziert werden, beeinflussen bestimmte Nervenzellen und chemische Prozesse im Gehirn. Die Stimulation ist durch einen Hirnschrittmacher kontrolliert. Er wird mit einem dünnen Kabel, das unter der Haut verlegt wird, an die im Gehirn implantierten Elektroden angeschlossen. In Folge dessen kommt es zur Verbesserung der Krankheitssymptome sowie der Lebensqualität.

Dieser Eingriff erfordert eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Neurologen, Neurochirurgen und Neuroradiologen.

Die Tiefen Hirnstimulation ist zugelassen bei folgenden Krankheitsbildern:

• idiopathisches Parkinson-Syndrom (Parkinson Erkrankung) mit entweder einem medikamentenresistentem Tremor oder mit motorischen Wirkungsschwankungen, die mit oraler Therapie nicht befriedigend zu behandeln ist.

• Essentieller Tremor (überwiegend symmetrischer Halte- und Intentionstremor der Hände und Arme), der mit oraler Therapie nicht befriedigend zu behandeln ist. Sie kann im Individualfall erfolgreich auch bei Tremorformen im Rahmen anderer Erkrankungen (z.B. Dystonie, Multiple Sklerose oder Kleinhirnerkrankungen) eingesetzt werden.

• Dystonien (z.B. generalisierte Dystonie, zervikale Dystonie (Schiefhals), Blepharospasmus/Meige-Syndrom), die mit oralen Therapien oder Botulinumtoxin-Injektionen nicht befriedigend zu behandeln sind.

Im Rahmen der Sprechstunde erfolgen - vorzugsweise unter Einbeziehung von Angehörigen - eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte und neurologische Untersuchung, eine Überprüfung der Diagnose und der bisherigen Behandlungen und die Definition geeigneter Therapieziele, um die Indikation zu stellen und ggf. Kontraindikationen auszuschließen. Bei interessierten Patienten oder in unklaren Fällen schließt sich später im Rahmen eines stationären Aufenthaltes eine vollständige Untersuchung für die Indikationsstellung an.

Der operative Eingriff erfolgt stationär in der Klinik für Neurochirurgie.

Die Überprüfung der technischen Integrität des Stimulationssystems erfolgt in größeren Abständen ambulant. Ebenfalls können in der ambulanten Sprechstunde kleineren Anpassung der Stimulation und der Medikation erfolgen; in komplexeren Fällen empfehlen wir einen stationären Aufenthalt.

 

Apomorphinpumpen:

Apomorphin ist der stärkste Dopaminagonist, der zur Behandlung motorischer Symptome der Parkinson Erkrankung zur Verfügung steht. Es handelt sich dabei um eine Flüssigkeit, die unter die Haut injiziert wird und innerhalb von 7-10 Minuten eine Wirkung entfaltet. Als einmalige Gabe über eine Injektionshilfe, den sog. Apomorphin-Pen, ist es schneller als alle anderen Parkinson-Medikamente in der Lage, plötzliche Off-Phasen zu durchbrechen. Die Wirkung hält in der Regel 50-70 Minuten an. Einmaligen Injektionen mit dem Apomorphin-Pen werden für gewöhnlich in Situationen verwendet, in denen man eine schnelle Wirkung benötigt.

Apomorphin kann aber auch als kontinuierliches medikamentöses Verfahren eingesetzt werden, in dem man Apomorphin über eine kleine Pumpe und einen subkutan in die Haut gesetzten Katheter infundiert. Die Pumpe stellt dabei im Vergleich zu Tabletten einen gleichmäßigeren Medikamentenspiegel und damit eine gleichmäßigere Wirkung sicher. Der Einsatz dieser Pumpe ist bei Patienten mit starken Wirkungsfluktuationen sinnvoll, bei denen es mehrfach am Tag zu Schwankungen von guter Beweglichkeit (On-Phasen) und schlechter Beweglichkeit (Off-Phasen) kommt.

Der Einsatz einer solchen Pumpe hat einige Besonderheiten, und nicht jeder Patient mit der Parkinson-Krankheit mit motorischen Wirkungsfluktuationen ist für dieses Verfahren geeignet. Im Rahmen der Sprechstunde und ggf. eines stationären Aufenthaltes wird bei interessierten Patienten individuell geprüft, ob dieses Verfahren erfolgreich eingesetzt werden kann. Eine Nachbetreuung der Patienten mit einer solchen Pumpe erfolgt anschließend ambulant.

 

Levodopa/Carbidopa Intestinalgel Infusionstherapie:

Der Einsatz dieser Therapie ist bei Patienten mit starken Wirkungsfluktuationen sinnvoll, bei denen es mehrfach am Tag zu Schwankungen von guter Beweglichkeit (On-Phasen) und schlechter Beweglichkeit (Off-Phasen) kommt.

Levodopa ist das bestwirksame, verträglichste und nebenwirkungsärmste Medikament zur Behandlung motorischer Symptome der Parkinson-Krankheit. Levodopa/Carbidopa Intestinalgel (Duodopa®) ist zugelassen zur Behandlung motorischer Fluktuationen der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung. Das Gel wird über eine durch die Bauchwand gelegte doppelläufige Magensonde, deren innere Schlauchsonde im oberen Dünndarm liegt (einer sog. „J-PEG“), von einer am Körper getragenen Pumpe direkt an den Ort der Resorption des Wirkstoffes gepumpt. Damit werden Verzögerungen des Wirkungseintritts infolge einer Magenentleerungsstörung wirksam umgangen. Ferner ist die Pumpe dadurch, dass sei permanent den Wirkstoff in den Dünndarm pumpt, in der Lage, deutlich gleichmäßigere Medikamentenspiegel und damit deutlich weniger Wirkungsschwankungen zu erzielen als es mit Tabletten möglich ist.

Im Rahmen der Sprechstunde und ggf. eines stationären Aufenthaltes wird bei interessierten Patienten individuell geprüft, ob dieses Verfahren erfolgreich eingesetzt werden kann. Eine Nachbetreuung der Patienten mit einer solchen Pumpe erfolgt anschließend ambulant.

 

Baclofenpumpen:

Ist eine schwere, chronische Spastizität mit Physiotherapie und oralen Antispastika therapeutisch nicht ausreichend behandelbar, kann die Indikation zur intrathekalen Baclofen-Behandlung (ITB) gegeben sein. Behandlungsziele können der Funktionsgewinn, eine Schmerzreduktion und die Tonusreduktion für Verbesserung der Hygiene und Pflege sein.

Im Rahmen der Sprechstunde wird geprüft, ob ein solches Verfahren prinzipiell erfolgversprechend sein kann. Während eines späteren stationären Aufenthaltes wird dann mittels einer Punktion des Nervenwasserraumes eine definierte Menge Baclofen injiziert und die individuelle Wirkung auf Tonus, Spastik und Kraft untersucht. Sollte eine solche Probeinjektion effektiv die störenden Symptome lindern, wäre die Implantation einer Medikamentenpumpe sinnvoll, um die Spastik dauerhaft zu lindern.

Das Fassungsvermögen einer Baclofenpumpe ist begrenzt, und die Pumpe muss in bestimmten Intervallen wieder befüllt werden. Die Wiederbefüllintervalle sind abhängig von der notwendigen Medikamentenmenge pro Tag und reichen i.d.R. von 6 Wochen bis zu 12 Monaten. Eine Nachbetreuung der Patienten mit einer solchen Pumpe erfolgt ambulant; im Rahmen der Sprechstunde werden kleinere Dosisanpassungen und Wiederbefüllungen durchgeführt. Eine komplette Neu-Titrierung mit dem Ziel einer optimalen Dosisfindung bei Patienten, die z.B. neu implantiert wurden oder die auswärts eine Pumpe implantiert bekommen haben, erfolgt stationär.

 

Botulinumtoxin:

Botulinumtoxin wirkt an der neuromuskulären Endplatte, indem es durch eine reversible Blockade die Freisetzung von Acetylcholin aus der terminalen Synapse verhindert. Aus der temporären Unterbrechung der neuromuskulären Übertragung resultiert eine vorübergehende Schwächung der injizierten Muskulatur. Die Wirkung von Botulinumtoxin tritt in der Regel nach 3-10 Tagen ein und hält für 10-12 Wochen an. Eine Re-Injektion sollte frühestens nach 8 Wochen erfolgen, um die Gefahr der Bildung von neutralisierenden Antikörpern zu minimieren. Die Injektionen können mittels anatomischer Lokalisation, Ultraschall- gestützt sowie mit Hilfe von Elektromyographie (EMG) erfolgen.

In der Spezialambulanz für Botulinumtoxin werden Menschen mit unterschiedlichen Dystonie- und Dyskinesieformen betreut. Dazu gehören z.B.

  • Torticollis spasmodicus/zervikale Dystonie (Schiefhals)
  • Blepharospasmus/Meige-Syndrom
  • segmentale Dystonien
  • generalisierte Dystonie
  • aktionsinduzierte Dystonien (z.B. Schreibkrampf)

Über die Neurologische Poliklinik, um Termin in der Bewegungsstörungsambulanz bzw. Botulinumtoxinambulanz bitten Zudem werden auch folgende Erkrankungen in der Spezialambulanz für Botulinumtoxin behandelt: 

  • Spasmus hemifacialis
  • Fokale Spastik (z.B. nach Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose)
  • Chronische Migräne (in enger Zusammenarbeit mit der Schmerzambulanz der Anästhesie)
  • Hypersalivation aufgrund neurologischer Erkrankungen bei Erwachsenen, z.B. bei Parkinson-Syndromen oder der Amyotrophen Lateral Sklerose (ALS).
  • Hyperhidrose

 

Kooperationen:

Es bestehen enge Kooperationen mit folgenden Kliniken und Instituten:

  • Klinik für Neurochirurgie
  • Klinik für Neuroradiologie
  • Klinik für Nuklearmedizin
  • Institut für Humangenetik

Links:

Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V. , www.parkinson-gesellschaft.de

 

Deutsche PSP-Gesellschaft e.V., www.psp-gesellschaft.de

Arbeitskreis Botulinumtoxin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), www.ak-botulinumtoxin.de

 

Deutsche Dystonie Gesellschaft e.V., www.dystonie.de

 

Studien:

Über unseren Spezialambulanzen ist auch die Teilnahme an Studien möglich.

Wir bieten die Möglichkeit zur Teilnahme an

  • Prospektiven Beobachtungsstudie zur Erforschung von klinischem Verlauf und zur Entwicklung von neuen Biomarkern von Bewegungsstörungen (z.B. bei atypischen Parkinson Syndromen, der Huntington Krankheit und Dystonien).
  • Therapiestudien mit zur Überprüfung der Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit neuen Medikamenten.

 

Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie Interesse an einer Teilnahme an klinischen Studien haben.

 

Termine:
Mo bis Fr 9-12 Uhr
Mo und Mi 14-15 Uhr


Kontakt:
Telefon  0511/532 3122

E-Mail:

Neurologie.Poliklinik@mh-hannover.de

Bei Interesse an Studienteilnahmen melden Sie sich bitte unter:

Bewegungsstoerung.Neurologie@mh-hannover.de