Nationales Konsiliarlaboratorium für Adenoviren

PD Dr. A. Heim/MHH
Struktur eines Adenovirus

Seit 1988 befindet sich das deutsche Referenzlabor für Adenoviren (später: Konsiliarlabor) am Institut für Virologie der MHH. Das Labor und die zugehörige Forschergruppe wurden von Herrn Dr. Adrian gegründet und von Dr. Pring-Åkerblom bis ins Jahr 2000 weitergeführt. Neben Typisierungsaufgaben stand zuerst die Entwicklung der Genotypisierung im Vordergrund. Anschließend wurden verschiedene PCR Verfahren zum genus-, subgenus- und speziesspezifischen Nachweis von Adenoviren entwickelt.

Ein großer Fortschritt in der Adenovirusdiagnostik war die Entwicklung eines quantitativen PCR Verfahrens für humane Adenoviren, das heute als einfaches und schnelles Verfahren zum Adenovirusnachweis verwendet wird. Diese quantitative PCR erfasst alle humanen Adenovirustypen, einschließlich der vor kurzem entdeckten neuen Typen bzw. Subtypen 14p1 und 21a (Pneumonie und ARDS assoziiert), 52 (der neuen Spezies G) und des neuen Keratokonjunktivitiseregers Typ 53 (siehe unten). Besondere Bedeutung hat die Quantifzierung bei der Diagnostik der lebensbedrohlichen disseminierten Infektionen von immunsupprimierten Patienten, insbesondere bei Kindern nach Knochenmarkstransplantation.

Daran anschließend wurden molekulare Typisierungsverfahren (Sequenzierung der Neutralisations Determinante), entwickelt, die heute als Routineverfahren zum Einsatz kommen. Zusätzlich besteht heute die Möglichkeit, Adenoviren komplett genomisch zu sequenzieren („next generation sequencing“). Dies ist ein großer Fortschritt, wenn z. B. ein Adenovirusisolat nicht typisierbar ist, für ein Krankheitsbild ungewöhnliche Typisierungsergebnisse vorliegen oder falls es Hinweise auf eine besonders hohe Virulenz eines Adenovirus gibt. Mit Hilfe dieses Verfahrens wurden von uns schon zwei neue Typen entdeckt: Typ 53, der zu den wenigen mit der epidemischen Keratokonjunktivitis assoziierten Adenovirustypen gehört, Typ 70, außerdem der wahrscheinlich besonders virulente Subtyp 21a.

Forschungsprojekte sind die Evolution der humanen der Adenoviren, ihre pathogenetischen Mechanismen, die Enwicklung von Modellsystemen für Adenoviruserkrankungen, die Entwicklung von antiviralen Therapien und Untersuchungen zur molekularen Epidemiologie, insbesondere der Kertatokonjunktivitis epidemica.

Das Konsilarlabor für Adenoviren war Mitveranstalter des internationalen Adenovirus Meetings im Jahr 2016.