Eine Veränderung beginnt mit Worten

Projektion eines Motivs aus der Kampagne "Pflege ist mehr".
Das Standbild zeigt eines der Motive aus der aktuellen Kampagne für die Pflege der MHH. © Annika Morchner, MHH

12. Mai 2022 | 150 Minuten 2021 | Was aus den Spenden wurde

Schon 1965 stand der 13. Kongress des International Council of Nurses (ICN) unter dem Titel "Communication or Conflict?" ganz im Zeichen der Kommunikation zwischen Pflegenden, Patientinnen und Patienten, dem ärztlichen Team und der breiten Öffentlichkeit. Im gleichen Jahr rief die Organisation den Internationalen Tag der Pflege ins Leben, der in Gedenken an den Geburtstag der wohl berühmtesten Pflegenden aller Zeiten, Florence Nightingale, fortan am 12. Mai begangen wurde. "Das Thema Kommunikation in der Pflege ist heute aktueller denn je," erzählt MHH-Pflegedirektorin Vera Lux. "Daher freue ich mich besonders über das tolle Programm, dass wir dank der Spendenaktion 150 Minuten für den diesjährigen Internationalen Tag der Pflege an der MHH zusammenstellen konnten." 

Drei erfahrene ExpertInnen hatte Frau Lux eingeladen: Dr. Nico Kasper, Unternehmensberater im Gesundheitswesen, überraschte das Publikum mit teils provokanten Blickwinkeln auf die Profession und regte in jedem Fall zum Nachdenken an. Jürgen Drebes, der als examinierter Krankenpfleger vielfältige Erfahrungen aus der direkten Arbeit am Patienten, aber auch aus leitenden Positionen und seiner Tätigkeit als Lehrkraft an der Universität Witten/Herdecke mitbrachte, hielt - krankheitsbedingt per Videoschalte - ein leidenschaftliches Plädoyer für eine verstärkte Selbstorganisation der Pflegenden. Es brauche dringend das Engagement in Berufsverbänden, Pflegekammern und Gewerkschaften, auch wenn dies eine Zusatzbelastung neben dem anstrengenden Arbeitsalltag bedeute. Den Schlusspunkt setzte Autorin und Trainerin Sandra Mantz, die seit Jahren Teams, nicht nur, aber auch in der Pflege, dann unterstützt, wenn aus dem Mit- ein Gegeneinander geworden ist und die TeamkollegInnen nicht mehr allein aus der Abwärtsspirale herausfinden. Anhand vieler Beispiele machte sie deutlich, wie sich scheinbar harmlose Floskeln unbemerkt in den Alltag einschleichen und dort langsam, aber stetig ihr negatives Potenzial entfalteten. Unter dem Motto "Find your magic talk!" regte sie die Teilnehmenden dazu an, gewohnte Muster zu durchbrechen und den Arbeitsalltag mit neuem Sinn zu erfüllen.

"In der Pflege sind viele Missstände systemisch begründet und verankert. So etwas wandelt sich nicht von heute auf morgen, da sind viele Akteure gefragt", räumt Vera Lux ein. "Aber: Es gibt immer auch Spielräume, innerhalb derer jede und jeder Einzelne selbst etwas verändern kann, und meist ist Kommunikation der Schlüssel dazu. Wenn wir es heute geschafft haben, auch nur einer Handvoll der Teilnehmenden diesen Impuls zu vermitteln und sie ein Stück weit aus dem Ohnmachtsgefühl zu lösen, das ja viele Pflegende heute in ihrem Beruf verspüren, dann bin ich mit diesem Tag mehr als zufrieden!" Beim anschließenden Get Together gab es Gelegenheit für ausführlichen Austausch - an Gesprächsstoff wird es nach den abwechslungsreichen Vorträgen sicher nicht gemangelt haben.