Durch die studentische Brille

Ehemalige werden über den Campus geführt.
Neues erkunden und Gleichgebliebenes wiedersehen: Führungen auf dem MHH-Campus (Copyright: Nico Herzog)

Am 19. Oktober 2019 feierten ehemalige Studierende der MHH beim Examen25 ihr silbernes Examensjubiläum. Die vom MHH-Alumni e.V. organisierte Veranstaltung hielt von Campusführungen über einen Festakt bis zum abschließenden gemeinsamen Abendessen einige Highlights bereit.

So viele wie nie waren es in diesem Jahr: 115 ehemalige Studierende kehrten 25 Jahre nach ihrem Abschluss der Humanmedizin an ihre Alma Mater zurück. So hoch wie nie war auch die Zahl der Studierenden, die für sie im Einsatz waren: 14 junge Frauen und Männer, die aktuell an der MHH Humanmedizin studieren, führten die heimgekehrten Alumni über den Campus und gaben ihnen Gelegenheit, Neues zu entdecken und Altbekanntes wiederzusehen. In Skills Lab, Zentrallabor oder HAINS standen so nicht nur Technik und Ausstattung, sondern vor allem der Austausch zwischen den verschiedenen Studiengenerationen im Vordergrund. Und weil das offensichtlich in beide Richtungen Spaß macht, sind die Jobs als so genannte Führungskräfte sehr beliebt.


Adriana Wilczek zeigt ihrer Gruppe das Studierendencafé Wohnzimmer
Auch nach ihrem Examen als "Führungskraft" aktiv: Adriana Wilczek (Copyright: Nico Herzog)

Adriana Wilczek hat 2016 während ihres Studiums der Humanmedizin zum ersten Mal beim Examen25 eine Gruppe über das MHH-Gelände geführt. Seither war sie fast jedes Mal dabei. Und obwohl sie das Studium inzwischen abgeschlossen hat und als Prüfärztin in der Klinischen Forschung arbeitet, ist sie dem kleinen Nebenjob treu geblieben: „Es ist schön, diese besondere Wiedersehensfreude mitzuerleben. Und ich lerne jedes Mal tolle Menschen kennen und nehme interessante Geschichten mit. Deshalb macht der Job auch nach Jahren immer wieder Spaß.“


Shadi Kedah bei seinem Stand-up-Comedy-Auftritt
Unterhielt mit "Migrationsvordergrund": Shadi Kedah (Copyright: Nico Herzog)

Shadi Kedah gehört seit 2017 zu den "Führungskräften". Es kam 2014 als Geflüchteter aus Syrien nach Deutschland kam, absolvierte eine kurze Pfleausbildung in Berlin und studiert seit 2016 an der MHH Humanmedizin. Normalerweise verabschiedet er sich wie die anderen Studierenden nach den Führungen und vor dem Festakt. An diesem Oktobertag aber blieb er, denn er hatte noch einen kleinen Auftritt für die Ehemaligen vorbereitet. „Migrationsvordergrund“ hieß sein Stand-up-Comedy-Beitrag, in dem er von kulturellen Unterschieden und den Tücken des Alltags berichtete.


Sichtlich interessiert folgte der junge Student aber auch den anderen Programmpunkten der Veranstaltung. Er lauschte den Ausführungen von Studiendekan Professor Ingo Just über das heutige Studium an der MHH. Er schmunzelte über die Anekdoten von Professor Reinhard Pabst, der seinerseits im nächsten Jahr auf das 50-jährige Examensjubiläum zusteuert. Er wippte zu der Musik seines Kommilitonen Jan-Marc Bleck mit, der per Gitarre und Gesang eine Zeitreise in das Examensjahr 1994 unternahm. Er verfolgte aufmerksam die Rede des Absolventen Dr. Matthias Berndt, der in einem kritischen Blick auf das heutige Gesundheitswesen einen zentralen Appell für seine Ex-Kommilitonen bereithielt: „25 Jahre nach Studienende, sind wir, die wir hier alle sitzen, an der Reihe, ärztliche Vorbilder zu sein, sei es in Arztpraxen, in Kliniken oder in anderen Tätigkeitsfeldern.“ Und Shadi Kedah applaudierte den Ehemaligen, während diese nacheinander ihre Jubiläumsurkunden von Professor Just entgegennahmen. Erst kurz vor dem Abendessen, bei dem die Alumni den Tag gemütlich ausklingen lassen, verabschiedete sich der junge Syrer.

Adriana Wilczek freut sich bereits heute auf ihr eigenes Examensjubiläum: „Für mich hat es ja schon jetzt etwas Nostalgisches, wenn ich die Räume aus dem ersten Studienjahr wiedersehe. Wie werde ich mich da erst nach 25 Jahren fühlen?“ Shadi Kedah geht es ähnlich. Er freut sich vor allem darauf dann zu erfahren, was in der Zwischenzeit aus seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen geworden ist. Auf die Frage, woher er vermutlich anreisen werde, antwortete Shadi Kedah mit einem Augenzwinkern: „Ich werde nicht zur MHH zurückkehren, denn ich werde hier bleiben und arbeiten und komme dann rüber.“ Wäre schön, wenn das klappt!