AG Lehr- und Lernforschung
Flentje
Die Arbeitsgruppe Lehr- und Lernforschung der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin der MHH beschäftigt sich mit der Entwicklung von Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepten für alle Tätigkeiten in der Anästhesie-, Notfall-, und Intensivmedizin. Ziel dabei ist es, in den Lehrveranstaltungen mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Praxisrelevantes zu lernen und die Anwendungskompetenz lange aufrechtzuerhalten.
Unsere Arbeitsschritte bestehen aus der Ermittlung der notwendigen Lerninhalte, Durchführung eines Aus- und Fortbildungskonzeptes und der anschließenden Evaluation. Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir immer wieder zu bestimmten Fragestellungen mit den Menschen in Verbindung treten, die die medizinischen Tätigkeiten tagtäglich in der Praxis anwenden. Umsetzbarkeit und Praxisrelevanz stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Projekte
Die Komplexität der Notfallmedizin und die sich nach prähospital veränderten Möglichkeiten diagnostischer Maßnahmen erfordern ein ständiges Überprüfen der notwendigen Kompetenzen für den ärztlichen Mitarbeiter. Ziel des Projektes ist es, die Zielkompetenzen des Notarztes zu erfassen, die eine leitliniengerechte Behandlung ermöglichen.
Mitarbeiter im Rettungsdienst arbeiten arbeitspsychologisch unter den Bedingungen von "High Risk Organisations" (HRO). Hoher Zeit- und Handlungsdruck, Verantwortung für Gesundheit und Leben von Patienten unter Öffentlichkeitsdruck gehören zu den Rahmenbedingungen. Dies kann mutmaßlich zu hohem Stress führen, mit den Folgen u.a. einer abnehmenden Arbeitsmotivation.
Ziel der Studie ist es, für verschiedene Berufsgruppen (Rettungsassistenten, Notfallsanitäter, Notärzte) einen Stressevaluationsbogen zu entwickeln, der anschließend die Grundlage für bedarfsangepasstes Training zu diesem Bereich führt.
Gemeinsam mit dem DRK Uelzen e.V. werden Notfallsanitäter*innen im technischen oder nicht-technischen Training fortgebildet. Nach einem Jahr überprüfen wir die Handlungskompetenz, um Aussagen über notwendige Trainingsstrukturen zu treffen.
Die Videolaryngoskopie ist seit vielen Jahren aus der Anästhesie und der klinischen Notfallmedizin nicht mehr wegzudenken. Neben der Indikation zur Sicherung des schwierigen Atemwegs gibt es Überlegungen videolaryngoskopische Verfahren standardmäßig zur Sicherung des Atemwegs einzusetzen.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit der Videolaryngoskopie ist das strukturierte Erlernen der Anwendung der konventionellen Laryngoskopie. Der Trainer hat durch den Einsatz videolaryngoskopischer Verfahren die Möglichkeit seinen Auszubildenden effektiv anzuleiten.
Vertrauen, Machtverhalten und Führungsverhalten von Lehrkräften haben Auswirkung auf das Lernen und Arbeiten von Auszubildenden. Die Studie soll die Auswirkungen dieser Bereiche im Ausbildungsverhältnis einer „High Risk Organisation“ untersuchen und Rückschlüsse darauf erarbeiten, welche Faktoren die Leistung des Auszubildenden beeinflussen.
In Kooperation mit der Johanniter Akademie - Bildungsinstitut Hannover und Deutsches Rotes Kreuz Rettungsschule Goslar
Die Reanimation zeichnet sich aufgrund der Thoraxkompressionen mit einer angestrebten Frequenz von ca. 100 Kompressionen/min durch eine starke körperliche Belastung aus. Technische Systeme, wie das ACCD System LUCAS, können eine optimale Druckfrequenz und Drucktiefe bieten.
In der Patientenbehandlung konnten bisherige Studien einen Vorteil dieser Systeme nicht belegen. Ein Grund dafür kann sein, dass die auf den ACLS-Guidelines basierenden üblichen Ausbildungen des präklinisch eingesetzten Rettungsdienstpersonals die Implementierung des Unterstützungssystems nicht vorsehen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Lernkurve mit ACCD-Systemen und Anwendbarkeit im Reanimationsalgorithmus zu beschreiben und damit die Grundlage für die mögliche Einführung in die Arbeitsrealität zu schaffen.
- Doktorand: Svetlozar Tsvetanov
Mit der Einführung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloges Medizin im Jahre 2015 wurde erstmals die ärztliche Rolle in verschiedensten Facetten beschrieben. Als Mitglied eines Teams sind u.a. die Kompetenzen „partnerschaftliche Zusammenarbeit“ mit an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen genannt.
Für den Bereich Anästhesiologie sind Simulationskurse als Intervention zur Steigerung der Teamleistung anerkannt. Von Diskrell et. al. wurde der Begriff „Kollektive Orientierung“ eingeführt, der die Bereitschaft beschreibt, in einem Team engagiert zu arbeiten. Ein Fragebogen für den deutschsprachigen Raum ist etabliert. Derzeitige Arbeiten zeigen auch Lernkurven für Non-Technical-Skills nach Seminaren durch Beurteilungen von Trainern. Die unabhängige Messskala der „Kollektiven Orientierung“ wurden im Studierendenbereich noch nicht eingesetzt.
Mit der Einführung des Berufsbildes "Notfallsanitäter" zum 1.1.2014 (NotSanG) wurde erstmals eine dreijährige Berufsausbildung für den Bereich "Rettungsdienst" geschaffen. Um die Kompetenzziele der Ausbildung zu erreichen, werden in der Praxis geeignete Fachkräfte, sog. Praxisanleiter*innen, eingesetzt.
Ziel der Untersuchung ist es Führungsstile, Verhaltensweisen und Eigenschaften von Praxisanleiter*innen zu identifizieren, die von den Auszubildenden als positiv für den Lernerfolg und die Leistung wahrgenommen werden.
Die Ergebnisse unseres Projektes sind in der Zeitschrift Notfall + Rettungsmedizin des Springerverlages veröffentlicht worden: LINK
Kooperationen
- Unsere Arbeitsgruppe unterhält zahlreiche Kooperationen und Kontakte zu abteilungsinternen Arbeitsgruppen und anderen Abteilungen der MHH. Zusätzlich besteht eine enge Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz Uelzen. Wir arbeiten mit Prof. Dr. Dipl.-Psych. Vera Hagemann (Fachgebiet Personalwesen - Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen) in in einigen Simulationsprojekten eng und vertrauensvoll zusammen. Bei allen Partnern bedanken wir uns für die exzellente Zusammenarbeit.
Kontakt
Dr. med. Markus Flentje, DESA
Leiter Fachbereich
Aus- und Weiterbildung
Flentje.Markus@mh-hannover.de
Mitarbeiter
- Dr. Eike Carstens
Carstens.Eike@mh-hannover.de - Dr. Hendrik Eismann
Eismann.Hendrik@mh-hannover.de - Dr. Lars Friedrich
Friedrich.Lars@mh-hannover.de - Dr. Andrè Gerdes
Gerdes.Andre@mh-hannover.de - Dr. Stephan Höft
Hoeft.Stephan@mh-hannover.de - Lion Sieg
Sieg.Lion@mh-hannover.de
Publikationen
- Transfer of an interprofessional emergency caesarean section training program: using questionnaire combined with outcome data of newborn. Markus Flentje, Hendrik Eismann, Maike Höltje, Vera Hagemann, Lars Brodowski, Constantin von Kaisenberg. Archives of Gynecology and Obstetrics. https://doi.org/10.1007/s00404-020-05617-z
- Impact of Simulator-Based Crisis Resource Management Training on Collective Orientation in Anaesthesia: Pre-Post Survey Study With Interprofessional Anaesthesia Teams. Markus Flentje, Hendrik Eismann, Lion Sieg, Vera Hagemann, Lars Friedrich. Journal of Medical Education and Curricular Development: https://doi.org/10.1177/2382120520931773
- Narkose im Rettungsdienst - mehr als nur eine erfolgreiche Intubation. Markus Flentje, Hendrik Fiedel, Hendrick Eismann. retten 2020; 9:190-198
- Expectations, training and evaluation of intensive care staff to an interprofessional simulation course in Germany - Development of a relevant training concept. Markus Flentje, Lars Friedrich, Hendrik Eismann, Wolfgang Koppert, Heiner Ruschulte. GMS Journal for Medical Education 2020, Vol. 37 (1), ISSN 2366-5017
- Changes of collective orientation through a medical student's anaesthesia simulation course - simulation-based training study with non-technical skills debriefing versus medical debriefing. Hendrik Eismann, Thomas Palmaers, Svetlozar Tsevetanov, Vera Hagemann, Markus Flentje DOI: 10.1186/s12909-019-1765-x
- Instructors for on-the-job training of advanced paramedics - definition of competencies and development of a quality management tool for a "High Responsibility Organization". Dr. med. M. Flentje, D. Böhmelt, L. Sieg, Dr. H. Eismann DOI: 10.3205/zma001216
- Evaluation der Notfallsanitäterprüfung in Niedersachsen Eine subjektive Bewertung aus Sicht von Prüfungsverantwortlichen. Dr. med. H. Eismann, K. Enke, F. Scheinichen, D. Böhmelt, DESA Dr. med. M. Flentje. Notfall + Rettungsmedizin
- Erlernen „erweiterter Maßnahmen“ in der Ausbildung zum Notfallsanitäter Evaluation von Lernort und subjektivem Kompetenzerwerb. Dr. med. M. Flentje, D. Schulte, A. Askamp, F. Scheinichen, Dr. med. H. Eismann. Notfall + Rettungsmedizin
- [Care of Patients During Emergency Caesarian Section - Evaluation of Quality Characteristics from the Patients Point of View]. M. Flentje, C. von Kaisenberg, J. Achenbach, H. Eismann DOI: 10.1055/a-0756-5380
- Erweiterte Maßnahmen und interprofessionelle Konflikte nach Einführung des Berufsbildes Notfallsanitäter - Subjektive Umfrage im Rettungsdienstbereich Niedersachsen M. Flentje, M. Block, R. Seebode, L. Sieg, H. Eismann DOI: 10.1007/s10049-018-0419-6
- "Lernen im geschützten Umfeld": Implementierung in die Fort- und Weiterbildung Lion Sieg, Lars Friedrich, Hendrik Eismann DOI: 10.1055/s-0043-105259
- Simulation als Fortbildungsmethode zur Professionalisierung von Teams Markus Flentje, Hendrik Eismann, Lion Sieg, Lars Friedrich, Georg Breuer DOI: 10.1055/s-0043-105261
- Kompetenzbasierte Ausbildung im "geschützten Umfeld": vom Schonraum zum Realraum Christina Quandt, Lars Friedrich DOI: 10.1055/s-0043-105257
- Subjektiver Kompetenzgewinn zur Durchführung eines Notfallkaiserschnitts mittels interdisziplinärem Simulationstraining. Flentje, Markus & Schott, Martin & Woltemate, Anna-Lena & Jantzen, Jan-Peter DOI: 10.1055/s-0043-111803.
- Improved success rates using videolaryngoscopy in unexperienced users: a randomized crossover study in airway manikins. H. Eismann, L. Sieg, N. Etti, L. Friedrich, C. Schröter, P. Mommsen, C. Zeckey DOI: 10.1186/s40001-017-0268-7
- Simulator-Based Air Medical Training Program Christoph Life: From Concept to Course. Winkelmann M, Friedrich L, Schröter C, Flemming A, Eismann H, Sieg L DOI: 10.1016/j.amj.2016.03.002
- Simulating a patient's fall as a means to improve routine communication: Joint training for nursing and fifth-year medical students. Flentje M, Müßel T, Henzel B, Jantzen J-P. DOI: 10.3205/zma001018
- Ergänzungsprüfung Notfallsanitäter für Rettungsassistenten: Erfahrungen aus einem Jahr Vorbereitung, Schulung und Prüfung. Flentje, Markus & Seebode, R & Flemming, Andreas DOI: 10.1007/s10049-016-0237-7.1
- Etablierung eines interprofessionellen simulationsgestützten Kreißsaaltrainings. Flentje, M; Schott, M; Pfützner, A; Jantzen, JP DOI: 10.1007/s10049-013-1799-2