Eltern sein zwischen Studium und Start ins Berufsleben

Eine Frau trägt ein kleines Kind auf dem Arm, neben ihr steht ein Mann und schaut auf das Kind.
Viel zu organisieren, aber alles klappt: Georg Böttcher-Rebmann mit seiner Frau Franziska Rebmann und ihrem Sohn. Copyright: Karin Kaiser/MHH

In den Gängen der Kita „Weltkinder“ herrscht ein Kommen und Gehen. Eltern holen ihre oft müden aber glücklichen Kinder ab. Unter ihnen auch Georg Böttcher-Rebmann. Als er den Gruppenraum öffnet, begrüßt ihn sein anderthalbjähriger Sohn freudestrahlend. Auch der Medizintechnik-Ingenieur ist erleichtert, es wieder rechtzeitig aus dem Labor in die Kita geschafft zu haben. „Es ist jeden Tag aufs Neue eine organisatorische Herausforderung, aber wir sind mittlerweile ein gut eingespieltes Team“, sagt er. Der junge Vater ist an der MHH am Niedersächsischen Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE) angestellt, wo er nach der Geburt des Sohnes zunächst in Teilzeit arbeitete, um Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können.

Viel Flexibilität und Organisationstalent gefragt

Seine Frau Franziska Rebmann hat kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes im April 2022 das zweite Staatsexamen an der MHH abgelegt und ist seit einem halben Jahr im Praktischen Jahr. Gemeinsam meistern sie den Familienalltag zwischen Studium und Beruf. „Wir haben keine Großeltern vor Ort und sind daher sehr froh, dass unser Sohn hier an der MHH einen Kita-Platz bekommen hat“, erklärt der 28-Jährige. Er zieht seinen Sohn für den Weg nach Hause an, die beiden verlassen gemeinsam die Kita. Kurze Zeit später kommt auch die Mama aus der Frauenklinik der MHH dazu, die Familie schließt sich freudig in die Arme. Seit wenigen Wochen absolviert sie nur wenige Meter entfernt von der Kita ihr zweites PJ-Tertial. Im Praktischen Jahr rotiert sie durch die Kliniken. „Es ist immer wieder ein neues Team mit anderen Aufgaben, Abläufen und Arbeitszeiten. Das erfordert viel Flexibilität und Organisationstalent, um auch noch den Verpflichtungen als Elternteil gerecht zu werden“, erzählt sie.

Geld aus Väterförderungsprojekt

Am Anfang hat sich ihr Mann ein halbes Jahr Elternzeit genommen, damit sie sich auf das Examen vorbereiten konnte. Das war gut. Auch den Eltern-Kind-Raum nutzte sie im ersten Jahr häufig, um an der Hochschule lernen zu können, wenn er berufliche Termine hatte. Er erhielt auch Geld aus dem Väterförderungsprojekt, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern sollte. Das nutzte die Familie für die Ausstattung, für den Transport und die Betreuung ihres Kindes zu Hause und an seinem Arbeitsplatz. „Ich habe hier ein mobiles Eltern-Kind-Büro initiiert. Der Wickeltisch auf Rädern mit Bettchen und Spielzeug steht in einem Lagerraum und kann bei Bedarf herangerollt werden. Damit wollte ich aus meinen Erfahrungen etwas Nützliches schaffen und weitergeben“, sagt der Ingenieur.

„Das waren alles sehr hilfreiche Angebote“, bestätigt er. Doch der Alltag fordert mehr, so dass sich Franziska Rebmann manchmal wünscht, ihre Mutterrolle würde auch im Studium mehr akzeptiert und respektiert. „Ich habe als Studierende Anspruch auf 30 Tage Fehlzeit im Jahr, das muss für Krankheit, Betreuungsausfälle und Urlaub reichen. Das ist leider sehr wenig“, sagt sie. Sie wünscht sich offizielle Regelungen für Studierende mit Kind und flexiblere Lösungen für Prüfungen und Fehlzeiten. Jetzt ist erst einmal Feierabend und die Familie fährt mit dem Rad nach Hause. Gemeinsame Zeit genießen und dann den nächsten Tag organisieren.

Text: Bettina Dunker