Familienservice unterstützt Iris Winter bei Pflege ihres Vaters

Iris Winter sitzt an ihrem Schreibtisch in der MHH. Darauf zu sehen sind ein PC-Monitor, eine Tastatur, ein Bilderrahmen und mehrere Blätter Papier.
Iris Winter an ihrem Arbeitsplatz: Neben dem Telefon steht ein Foto der Eltern. Copyright: Karin Kaiser/MHH

Hannover – Stuttgart, Stuttgart – Hannover: Die Zugstrecke kennt Iris Winter gut. Seit fünf Jahren fährt sie regelmäßig nach Baden-Württemberg. Die Sekretärin aus dem REBIRTH-Zentrum für translationale regenerative Medizin betreut in der Nähe von Stuttgart ihren 98-jährigen Vater. „Er lebt zu Hause, ist aber schon sehr gebrechlich“, sagt sie. 2021 starb ihre Mutter, bis dahin kümmerte sie sich auch um sie. Anfangs setzte sich Iris Winter fast jedes Wochenende in den Zug, zurzeit macht sie sich etwa einmal im Monat auf den Weg. Etwa sechseinhalb Stunden ist sie von Haustür zu Haustür unterwegs. „Sich intensiv um hilfebedürftige Angehörige zu kümmern ist immer sehr anstrengend, auch wenn sie nicht weit weg wohnen. Aber die Entfernung macht es alles noch schwieriger“, erklärt sie. Glücklicherweise werde sie vom Familienservice der MHH unterstützt.

Viel mehr als nur Pflege

Viele denken bei der Pflege von Angehörigen nur an die Hilfe beim An- und Ausziehen, bei der Körperpflege, beim Essen und bei der Medikamentengabe. Doch es ist viel mehr. „Die Organisation des Pflegedienstes, die Abrechnungen mit der Krankenkasse, die Kommunikation mit den Ärzten, der Kauf von Pflegehilfsmitteln, das Erledigen von Finanz- und Versicherungsangelegenheiten und und und“, zählt Iris Winter auf, die viel Zeit mit Telefonaten und Papierkram verbringt. Hinzu kommt die seelische Belastung. Geht es ihm gut? Kümmere ich mich genug? Die Sorge um den Vater ist immer da.

In der ersten Zeit hat Iris Winter ihren gesamten Erholungsurlaub für die Fahrten nach Stuttgart drangegeben und sogar unbezahlten Urlaub genommen. Bis sie vom Familienservice erfuhr, dass sie Anspruch auf Pflegetage, also Freistellung, hat. „Die Mitarbeiterinnen haben mich auch auf weitere Angebote für pflegende Angehörige aufmerksam gemacht“, erklärt sie. So absolvierte sie den ganztägigen Kurs „Pflege von Angehörigen“ und nimmt regelmäßig an dem „Gesprächskreis für pflegende Angehörige“ teil. „Der Austausch mit Menschen, die in einer ähnlichen Lage sind, hilft mir sehr“, sagt sie. Ihr Chef Professor Dr. Tobias Cantz kennt ihre persönliche Situation und unterstützt sie. Genauso wie das Personalmanagement. „Das alles trägt zur Entlastung bei“, sagt Iris Winter. Für dieses Jahr hat sie sich vorgenommen, ihren Urlaub nach langer Zeit tatsächlich mal wieder für ihre Erholung zu nutzen.

Text: Tina Götting