Vorhofseptumdefekt vom Sekundumtyp (ASD II)

Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin

Anatomie

Anatomisch werden die beiden Herzvorkammern (Vorhöfe) durch eine Scheidewand (Septum) voneinander getrennt. Bei einem ASD II besteht durch eine Unterbrechung in dieser Scheidewand eine Verbindung zwischen der linken und rechten Vorkammer.

Der Defekt liegt oft etwa in der Mitte des Vorhofseptums, im Bereich des sogenannten Foramen ovale (die beim ungeborenen Kind bestehende Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen, welche sich in der Regel nach der Geburt verschließt). Die Größe der Defekte variiert.

   

Physiologie und Hämodynamik

Je nach Größe der Verbindung fließt viel oder weniger Blut durch den Defekt. Da in der linken Vorkammer ein geringfügig höherer Druck herrscht, fließt Blut durch den Defekt von der linken in die rechte Vorkammer (Links-Rechts-Shunt), von dort in die rechte Kammer  und dann in die Lungengefäße. Dies kann zu einer Belastung des rechten Herzens und zu einer Überdurchblutung der Lunge führen.

Anders als beim Ventrikelseptumdefekt besteht beim Vorhofseptumdefekt aber meistens nicht die Gefahr der Ausbildung eines Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie), da der Druck in den beiden Vorkammern deutlich niedriger als in den Hauptkammern ist. Deshalb besteht bei einem Vorhofseptumdefekt zwar ein vermehrter Blutdurchfluss der Lunge, aber nicht eine bedeutsame Druckbelastung.


Therapie bei einem Vorhofseptumdefekt vom Sekundumtyp

   
Konservativ

Die Therapienotwendigkeit richtet sich nach der Größe des Defekts und damit nach den Auswirkungen für den Kreislauf (hämodynamische Relevanz). In vielen Fällen bei kleinen Vorhofseptumdefekten ist keine spezielle Therapie notwendig, diese können sich im Verlauf auch noch spontan verschließen. Über Jahre hinweg können aber auch die kleineren Vorhofseptumdefekte Probleme verursachen. So können zum Beispiel im Rahmen einer Thromboseneigung entstandenen Blutgerinnsels über die Hohlvenen in den rechten Vorhof, über den Defekt auf die linke Herzseite und damit zum Beispiel in die Kopfgefäße gelangen und ursächlich für einen Schlaganfalls sein. Eine medikamentöse Therapie ist in den meisten Fällen nicht notwendig.
   

Chirurgie und Interventionell

Je nach Lage und Größe des Defektes besteht die definitive Therapie in einer Operation oder in einer Intervention mittels Kathetertechnik. Meist ist die Herzkatheterbehandlung eine wenig belastende und erfolgreiche Methode zum Verschluss des Defekts. Für die Entscheidung über das geeignete Therapieverfahrens ist eine Planung mit Hilfe von echokardiographischen Voruntersuchungen notwendig, um die Größe, Lage und Form des Defektes darzustellen.  Bei den meisten Defekten kann der Verschluss im Katheterlabor erfolgen. Dabei wird mittels Herzkatheter ein Schirmchen durch einen in die Leistengefäße vorgeschobenen Gefäßzugang (Schleuse) im Defekt positioniert, so dass der Defekt dadurch verschlossen wird. Es dauert ca. 3-6 Monate, bis das Schirmchen komplett eingewachsen ist. Es ist dann vollständig mit der Herzinnenhaut, dem Endokard, bedeckt.

Falls ein interventioneller Verschluss nicht möglich ist (beispielsweise kein ausreichender Rand um ein Schirmchen zu halten oder ein zu großer Defekt) erfolgt ein operativer Verschluss. Der operative Verschluss erfolgt unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine, dabei kann entweder ein Zugang von vorne durch den Brustkorb oder von schräg mit kleinem Schnitt (MIC-Technik) gewählt werden. Der Defekt wird mit einem Flicken verschlossen, der aus Herzbeutelmaterial oder anderem Gewebe (Synthetik oder Biomaterial) besteht. Nach der Operation erfolgt eine kurzzeitige Behandlung auf der Intensivstation, bevor es wieder auf die kardiologische Nachsorgestation geht. 

   

Prognose bei einem Vorhofseptumdefekt vom Sekundumtyp

   
Weiterer Verlauf

Nach Verschluss eines Vorhofseptumdefekts sind die Kinder oder Erwachsenen herzgesund. Nach interventionellen Verschlüssen sind jährlich Kontrolluntersuchungen empfohlen. Nach einem rechtzeitigen therapeutischen Verschluss ist mit einer normalen körperlichen Belastbarkeit und unbeeinträchtigter Lebensführung zu rechnen.