Ventrikelseptumdefekt (VSD)

Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin

Anatomie

Anatomisch werden die beiden Herzvorkammern (Vorhöfe) durch eine Scheidewand (Septum) voneinander getrennt. Bei einem ASD II besteht durch eine Unterbrechung in dieser Scheidewand eine Verbindung zwischen der linken und rechten Vorkammer.

Der Defekt liegt oft etwa in der Mitte des Vorhofseptums, im Bereich des sogenannten Foramen ovale (die beim ungeborenen Kind bestehende Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen, welche sich in der Regel nach der Geburt verschließt). Die Größe der Defekte variiert.

   

Physiologie und Hämodynamik

Je nach Größe der Verbindung fließt viel oder weniger Blut durch den Defekt. Da in der linken Vorkammer ein geringfügig höherer Druck herrscht, fließt Blut durch den Defekt von der linken in die rechte Vorkammer (Links-Rechts-Shunt), von dort in die rechte Kammer  und dann in die Lungengefäße. Dies kann zu einer Belastung des rechten Herzens und zu einer Überdurchblutung der Lunge führen.

Anders als beim Ventrikelseptumdefekt besteht beim Vorhofseptumdefekt aber meistens nicht die Gefahr der Ausbildung eines Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie), da der Druck in den beiden Vorkammern deutlich niedriger als in den Hauptkammern ist. Deshalb besteht bei einem Vorhofseptumdefekt zwar ein vermehrter Blutdurchfluss der Lunge, aber nicht eine bedeutsame Druckbelastung.


Therapie bei einem Ventrikelseptumdefekt

   
Konservativ

Die Therapie richtet sich nach der Lage und Größe des Defekts und damit nach den Auswirkungen für den Kreislauf (hämodynamische Relevanz). In vielen Fällen ist keine spezielle Therapie notwendig, da ein Spontanverschluss eines Ventrikelseptumdefektes in ca. 30-40 % der Fälle vorkommt. Meist sind das kleine muskuläre Defekte, die sich im ersten Lebensjahr selbst verschließen. Größere Defekte oder noch offene Defekte nach dem ersten Lebensjahr verschließen sich nur sehr selten, können aber kleiner werden. Es gibt auch Defekte mit besonderer Lage (Inlet-Defekte und infundibuläre Defekte), die sich nie spontan verschließen, noch werden sie im Verlauf kleiner. Bestehen Auswirkungen auf den Kreislauf wird ein Verschluss des Defektes notwendig. Gelegentlich erfolgt eine medikamentöse Therapie als Überbrückung (Herzinsuffizienztherapie), damit ein Wachstum (Gedeihen) des Säuglings möglich wird.
   

Chirurgie und Interventionell

Je nach Lage und Größe des Defektes besteht die definitive Therapie in einer Operation oder in einer Intervention mittels Kathetertechnik. Für die Entscheidung über das geeignete Therapieverfahrens ist eine sorgfältige Planung mit Hilfe von echokardiographischen Voruntersuchungen notwendig, um die Größe, Lage und Form des Defektes darzustellen. Der operative Verschluss erfolgt unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Der Brustkorb wird in der Mitte geöffnet. Über den Zugangsweg im Herzen entscheidet die Lage des Defektes. Der Defekt wird mit einem Flicken verschlossen, der aus Herzbeutelmaterial oder synthetisch hergestelltem Gewebe besteht. Nach der Operation erfolgt eine kurzzeitige Behandlung auf der Intensivstation, bevor es wieder auf die kardiologische Nachsorgestation geht.

Bei ausgewählten Defekten kann der Verschluss im Katheterlabor erfolgen. Dabei wird mittels Herzkatheter ein Schirmchen oder eine Spirale durch einen in die Leistengefäße vorgeschobenen Gefäßzugang (Schleuse) im Defekt positioniert, so dass der Defekt dadurch verschlossen wird. Bis das Schirmchen oder die Spirale komplett eingewachsen sind, wird durch ein Medikament die Entstehung von Blutgerinnseln gehemmt.

   

Prognose bei einem Ventrikelseptumdefekt

   
Weiterer Verlauf

Nach einem Spontanverschluss des VSDs sind die Kinder herzgesund und bedürfen keiner weiteren Kontrolluntersuchungen. Nach einem rechtzeitigen therapeutischen Verschluss ist mit einer normalen körperlichen Belastbarkeit und unbeeinträchtigter Lebensführung zu rechnen.