Transplantationsdiagnostik
Die Transplantationsdiagnostik befasst sich mit dem Schwerpunkt Histokompatibilität und Immungenetik im Zusammenhang mit Organtransplantationen und hämatopoetischen Stammzelltransplantationen. HLA-Antigenbestimmungen, HLA-Antikörperscreening und HLA-Antikörperdifferenzierungen sind die Basis für alle Transplantationen, um eine Spender-Empfängerkompatibilität sicher zu stellen. Diese Diagnostik ist durch das Transplantationsgesetz, Richtlinien der Bundesärztekammer, Standards der Eurotransplant Foundation, der European Federation for Immunogenetics, der Deutschen Stiftung Organtransplantation sowie des Zentralen Knochenmarkspender-Registers Deutschland streng reguliert.
Akkreditierung
Das transplantationsimmunologische Labor ist ein durch die DAkkS nach DIN EN ISO 15189:2014 akkreditiertes Medizinisches Laboratorium. Die Akkreditierung gilt für den in der Urkundenanlage D-ML-13168-09-01 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Aufgabenspektrum
Die Grundlage der Organ- und Stammzelltransplantation ist die Definition der Gewebemerkmale des Empfängers sowie des prospektiven Spenders. Hierbei spielt neben der Bestimmung der ABO-Blutgruppe die Charakterisierung der HLA-Antigene eine herausragende Rolle. Aufgrund des erheblichen Polymorphismus der dem HLA-Komplex zugrunde liegenden Gene können derzeit an den transplantationsrelevanten HLA-Genorten A, B, C, DRB1, DQB1 und DPB1 mehr als 24.000 Allele voneinander unterschieden werden. Darüber hinaus kann für spezielle Fragestellungen die Bestimmung weiterer Gewebemerkmale (z.B. MICA, KIR, HA-1) erforderlich sein.
Die Antigenbestimmung erfolgt zur Erreichung einer maximalen Präzision ausschließlich mit molekulargenetischen Methoden, überwiegend durch direkte Sequenzierung oder Next Generation Sequencing. In Abhängigkeit von der Anzahl und Kopplung der untersuchten Polymorphismen werden verschiedene Grade der Auflösung einer HLA-Antigenbestimmung unterschieden. Je höher der Auflösungsgrad einer HLA-Antigenbestimmung ist, desto detailliertere Informationen werden aus der DNA ermittelt. Im Rahmen der Organtransplantation reicht oftmals eine niedrig auflösende HLA-Antigenbestimmung (low-resolution), während für die Transplantation hämatopoetischer Stammzellen in der Regel das höchste Auflösungsniveau (high-resolution) erforderlich ist. Die verwandte Stammzellspende erfordert zudem oftmals eine vollständige Segregationsanalyse der Haplotypen.
In der Antikörperdiagnostik erfolgt der Ausschluss bzw. die Detektion von Antikörpern gegen HLA- und non-HLA-Antigene sowie die prospektive in-vitro-Kompatibilitätstestung zwischen Empfänger und Spender (Crossmatch). Hierbei wird zwischen Immunscreening und Immunmonitoring unterschieden.
Immunscreening
Das Immunscreening umfasst die Detektion und gegebenenfalls Spezifizierung von HLA- und non-HLA-Antikörpern vor einer Transplantation. Diese Untersuchung erfolgt regelhaft bei Patienten vor einer Organtransplantation und bei Patienten vor Stammzelltransplantation, wenn an einem der für die Stammzelltransplantation relevanten Genorte (HLA-A, B, C, DRB1, DQB1, DPB1) ein Mismatch vorliegt. Bei Patienten auf der Nierentransplantationswarteliste erfolgt das Immunscreening regelmäßig alle drei Monate (Quartalsscreening), um eine beschleunigte Organallokation sicher zu stellen.
Immunmonitoring
Das Immunmonitoring erfolgt für Patienten nach einer Organtransplantation. Das Ziel dieses Monitorings ist der Nachweis von HLA-Antikörpern, die spezifisch gegen Spender-HLA-Antigene (Donor Specific Antibodies - DSA) gerichtet sind. Der Nachweis und der Verlauf der DSA ist für die Therapie der humoralen Abstoßungsreaktion und damit für die Funktion und das Überleben des Transplantats von entscheidender Bedeutung.
Die Registerspender-Sucheinheit hat die Aufgabe, für Patienten mit einer Indikation zur Blutstammzelltransplantation (Transplantation von Knochenmark oder peripheren Blutstammzellen) unverzüglich einen HLA-kompatiblen unverwandten Stammzellspender zu identifizieren, wenn kein verwandter Stammzellspender zur Verfügung steht. Ein Spender gilt als identisch, wenn mindestens für die Genorte HLA-A, B, C, DRB1, DQB1 eine high-resolution Identität besteht. Dazu stehen weltweit derzeit über neun Millionen registrierte Stammzellspender zur Verfügung.