AG Lungenschlagader-Klappenregister

Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin

Hintergrund unserer Forschungsarbeit

   
Die rechte Herzkammer des menschlichen Herzens pumpt sauerstoffarmes Blut durch die Lunge, wo es mit Sauerstoff versorgt wird. Damit das Blut zwischen den Pump-Phasen nicht aus der Lunge zurück in die rechte Herzkammer fließt, befindet sich normalerweise am Ausgang dieser Herzkammer eine Klappe: Die Klappe der Lungenschlagader (Pulmonalklappe). Bei einigen tausend Patienten in Deutschland funktioniert diese Klappe nicht, so dass sie durch eine Ersatz-Lungenschlagader-Klappe ersetzt werden muss.

Die derzeit erhältlichen Ersatz-Lungenschlagader-Klappen verschleißen mit der Zeit. Sie werden dann undicht oder verengen sich. In wachsenden Kindern werden sie zu klein und funktionieren dann nicht mehr gut genug- nach einigen Jahren wird ein Austausch nötig. Diese Operationen sind belastend und nicht frei von Risiken. Deshalb wird immer wieder nach einem besseren Ersatz für die Klappen gesucht. 1999 wurde beispielsweise eine klappentragende Rinderhalsvene (Contegra) auf den Markt gebracht. Seit 2005 sind menschliche Pulmonalklappen (CorLife) erhältlich, die durch ein besonderes Aufbereitungsverfahren nicht mehr vom Körper des Empfängers abgestoßen werden. Für diese Klappe gibt es verschiedene Namen: Dezellularisierter Homograft, TE-Klappe, tissue-engineerte Pulmonalklappe, gelegentlich wird diese Klappe auch im Laienbereich als „mitwachsende Klappe“ bezeichnet. Ob neue Klappen wirklich besser und länger als die herkömmlichen funktionieren, bekommt man nur durch den Vergleich der Ergebnisse heraus.

Das Schwierige bei solchen Vergleichen ist: Die Empfänger der Klappen, die Patienten, sind sehr unterschiedlich. Das Patientenalter, Voroperationen und die Art der Fehlbildung haben einen ganz wesentlichen Einfluß auf die Haltbarkeit. Man braucht für einen aussagekräftigen Vergleich mit unterschiedlichen Arten von Ersatz-Lungenschlagader-Klappen viele gut passende Patienten mit vergleichbaren Voraussetzungen. Da aber selbst große Kliniken selten mehr als 50 solcher Klappen im Jahr einsetzen, braucht man Daten vieler Kliniken. Und darum bemühen wir uns seit vielen Jahren.


Entwicklung unseres Lungenschlagader-Klappen-Registers

   
Die Einführung der Rindervenen-Ersatzklappe „Contegra“ erfolgte 1999 im Rahmen einer europäischen Studie mit mehreren Krankenhäusern. Die Daten der 160 Studienpatienten einschließlich ihrer Nachsorgeergebnisse wurden in Bad Oeynhausen in einer Datenbank erfasst, die sich an die Erfassungsbögen der Studie anlehnte. Im Lauf der Zeit wurden zu Vergleichszwecken auch die zuvor dort  verwendeten Ersatz-Lungenschlagader-Klappen in die Datenbank eingegeben. Nach einigen Jahren wurde sie um die Patienten der Medizinischen Hochschule Hannover ergänzt, ebenso wie um die Ergebnisse der in Moldavien implantierten, aber in der MHH nach der CorLife-Methode aufbereiteten menschlichen Ersatz-Lungenschlagader-Klappen. Dazu kamen Ergebnisse aus Heidelberg, Stuttgart, Erlangen, Bordeaux sowie Chennai (Indien).

Die CorLife-Klappen, von denen angenommen wird, dass sie nicht mehr abgestoßen werden und daher mit dem Patienten wachsen können, werden mit Hilfe einer EU-geförderten Studie in vielen Ländern eingesetzt und nachbeobachtet. Auch diese Ergebnisse fließen in das Register ein.

Ein Beispiel für Auswertungen aus dem Register ist die Arbeit: „Decellularized fresh homografts for pulmonary valve replacement: a decade of clinical experience. Sarikouch S, Horke A, Tudorache I, Beerbaum P, Westhoff-Bleck M, Boethig D, Repin O, Maniuc L, Ciubotaru A, Haverich A, Cebotari S. Eur J Cardiothorac Surg. 2016 Mar 24. pii: ezw050. [Epub ahead of print]. PMID: 27013071.

   

Inhalt des Registers

   
Geschlecht, Alter, Diagnosen, Voroperationen und Anzahl zuvor implantierter Ersatz-Lungenschlagader-Klappen; Implantationsdaten wie Klappenart und -durchmesser, zusätzlich verwendetes Gewebe (Erweiterungspatch), Verwendung von Gewebekleber, Nahtverfahren; Verlaufsdaten wie Datum der Nachuntersuchung, Grad der Einengung in verschiedenen Bereichen der Ersatz-Lungenschlagader-Klappe, Klappenundichtigkeit, Herzkammerngröße, Verkalkungen, unerwünschte Ereignisse; Nachoperationen, Eingriffe mit dem Herzkatheter; Klappenwechsel und Tod mit ihren jeweiligen Ursachen. Eine Besonderheit des Registers ist, dass viele Auswertungen bereits automatisiert vorbereitet sind: So wird die Auswertung wesentlich vereinfacht und beschleunigt.

   

Erfahrungen und Entwicklungen

   
Das Register besteht seit Mai 1999. Es enthält aktuell Daten zu 2350 Ersatz-Lungenschlagader-Klappen, 15356 Nachuntersuchungen und 474 Interventionen/ Nachoperationen.

Das Register wird innerhalb des „Kompetenznetzes für angeborene Herzfehler“ geführt. Derzeit beteiligen sich etwa 50.000 betroffene Patienten daran. Bei vielen Tausend dieser Patienten aus ganz Deutschland wurde die Lungenschlagader ersetzt. Ihre Ergebnisse werden auf Basis der Erfahrungen mit dem oben beschriebenen Register zusammengestellt und ausgewertet. Die „Fördergemeinschaft Deutscher Kinderherzzentren“ macht durch ihre Unterstützung dieses Projekt möglich. Ergebnisse werden im Lauf des Jahres 2017 zur Verfügung stehen.

Jeder Träger einer Ersatz-Lungenschlagader-Klappe ist eingeladen, sich beim Register des Kompetenznetzes zu beteiligen. Bitten nutzen Sie zur Information und Anmeldung die weiterführenden Links.

Ansprechpartner

   

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