Die Nachsorge

Nach einer Organtransplantation ist eine Qualitätssicherung durch Nachsorge unerlässlich. Am Anfang jeder Transplantation steht eine menschlich großzügige Entscheidung: das Einverständnis der Angehörigen zur Organspende bei Leichen-Nierentransplantation oder das persönliche Opfer bei Lebend-Nierentransplantation. Zudem ist die Spendeorganisation aufwendig, kompliziert und teuer. Das Langzeitergebnis der Transplantation und damit die Lebensqualität der Patienten hängt letztlich von der Güte der Nachsorge ab. Deshalb hat der Gesetzgeber im Transplantationsgesetz der Nachsorge nach Transplantation besonderes Gewicht verliehen und sie im Wesentlichen in die Verantwortung des Transplantationszentrums gestellt. Dieses ist dafür zuständig, den transplantierten Patienten mit den nach aktuellem Wissensstand für ihn besten Medikamenten zu versorgen. Das ist nur möglich, wenn der Kontakt des Transplantierten zum Transplantationszentrum auch nach Jahren bestehen bleibt.

 

Leben nach der Transplantation

Die Entlassung nach geglückter Nierentransplantation erfordert eine massive Umstellung der Lebenssituation des Transplantierten. Zwar ist die meist jahrelange Dialysebehandlung beendet, jedoch ist man nicht gesund, sondern muss auf Dauer regelmäßig Medikamente einnehmen, deren Wirkung und Nebenwirkung kontrolliert werden müssen, ebenso wie die Funktion der transplantierten Niere.

 

Im ersten Jahr

Zur Nachsorge nach Transplantation sucht der Patient regelmäßig wohnortnah seinen betreuenden Nephrologen oder Hausarzt auf und zusätzlich die Transplantationsambulanz. Dabei ist im ersten Jahr nach Transplantation der Anteil der Transplantationsambulanz am größten, zumal Abstoßungsreaktionen in der Frühphase am häufigsten sind (erst wöchentliche, dann 14-tägige, später mehrwöchige Vorstellungen). Nach dem ersten Jahr sind viertel- bis halbjährliche Routinevorstellungen üblich, gelegentlich Jährliche. Fragen der Abstoßung und der diesbezüglichen Medikamenteneinstellung werden in der Regel von der Transplantationsambulanz festgelegt. Der behandelnde Nephrologe oder Hausarzt erhält von jedem Besuch in der Transplantationsambulanz einen Bericht, ggf. mit Behandlungsvorschlägen.

Regelmäßige Punktionen

Zur besseren Beurteilung des Transplantates und zur Entdeckung früher Abstoßungen werden in Hannover im ersten halben Jahr routinemäßig ambulant Nierenpunktionen durchgeführt, und zwar nach sechs Wochen sowie nach drei und sechs Monaten. Das jeweilige Ergebnis hat unmittelbaren Einfluss auf die weitere Behandlung, insbesondere werden die Medikamente gegen die Abstoßung danach gesteuert und möglicherweise umgestellt. In 20 Prozent der Fälle werden dadurch Veränderungen entdeckt, die auf Abstoßungen des Transplantats hinweisen, die durch eine Blutuntersuchung sonst nicht bemerkt worden wären.

 

Nach einem Jahr

Nach dem ersten Jahr übernimmt in der Regel der wohnortnahe Nephrologe oder Hausarzt den Hauptteil der regelmäßigen Betreuung, ergänzt durch die selteneren Besuche in der Transplantationsambulanz. In der Langzeitphase ist es wichtig, dass bei Krankheit, Nierenfunktionsverschlechterung, Fieber, Schmerzen oder Medikamentenunverträglichkeit immer wieder auch außerhalb der vereinbarten Termine Kontakt zum Transplantationszentrum aufgenommen wird. Nierenfunktionsverschlechterung, Fieber, Schmerzen, Luftnot, Magen-Darm-Erkrankungen oder andere Ereignisse können eine stationäre Behandlung in der Medizinischen Hochschule notwendig machen. Auch hier erfolgt in der Regel die Organisation der stationären Aufnahme über die Transplantationsambulanz, im Notfall über die Notaufnahme der MHH.

Die Einstellung des bei Transplantierten meist erhöhten Blutdruckes und der häufig vorliegenden Fettstoffwechselstörung sowie Fragen der Unverträglichkeit und Wechselwirkung von Medikamenten müssen immer wieder besprochen werden. Ein Hauptanliegen in der späten Phase der Betreuung ist das Problem der chronischen Veränderungen im Transplantat, die aus noch unklarer Ursache fast immer stattfinden und die Funktionsdauer des Transplantats verkürzen. Um einen unnötig frühen Transplantatverlust zu vermeiden, muss auch später gelegentlich eine Umstellung der Therapie erfolgen.