Mutismus nach Eingriffen in der hinteren Schädelgrube

Ein bislang ungelöstes postoperatives Phänomen nach operativer Entfernung von Mittellinientumoren des Kleinhirns bei Kindern ist der sogenannte "zerebelläre Mutismus" oder „Posterior Fossa Syndrom“. Obwohl die Symptome meist vorübergehend sind, leiden die Kinder im späteren Leben häufig unter sozialen und kognitiven Defiziten und damit einhergehenden Einschränkungen der Lebensqualität. Möglicherweise sind Verletzungen von Mittellinienstrukturen, die bei neurochirurgischen Eingriffen zur Entfernung solcher Tumoren auftreten können, daran beteiligt. Welche Hirnstrukturen dabei eine entscheidende Rolle spielen, ist derzeit noch nicht vollständig geklärt.

In experimentellen Arbeiten haben wir bereits gezeigt, dass bei jugendlichen Ratten bilaterale Läsionen des fastigialen Kerns, einer sehr kleinen Gehirnregion im Mittellinienbereich des Kleinhirns, zu einer verminderten sozialen Interaktion und motorischen Koordination während der weiteren Entwicklung führen. Im Erwachsenenalter treten zusätzlich kognitive Defizite auf, die in ihrem Muster Parallelen zum kognitiv-affektiven Kleinhirnsyndrom beim Menschen erkennen lassen. Elektrophysiologische Messungen während verschiedener Verhaltensaufgaben zeigen eine veränderte neuronale Aktivität in frontalen Kortexarealen. Diese Befunde deuten auf eine modulierende Funktion des fastigialen Kerns für höhere kognitive Prozesse hin.