Aus der MHH

Minister Mohrs auf Sommerreise an der MHH

Blick hinter die Kulissen: Die MHH zeigt Niedersachsens Wissenschaftsminister, was sie leistet – und wohin sie will.

Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs hat im Rahmen seiner diesjährigen Sommerreise einen ganzen Tag auf dem Campus verbracht und warf einen Blick hinter die Kulissen. Es ging hoch auf die Dachterrasse von Haus L, die einen guten Überblick über das Neubaufeld bietet, und runter ins unterirdische Tunnelsystem, das für den Betrieb und die Versorgung der Kliniken essenziell ist. Sein Rundgang führte ihn durch alle Bereiche der MHH: vom Gespräch mit Forschenden auf Englisch über einen Kaffee mit Studierenden im „Wohnzimmer“ bis hin zum Austausch mit Pflegekräften in der Kinderklinik. Im OP erlebte er roboterassistierte Chirurgie live.

„Auf unserem Campus vereinen wir Forschung, Lehre und Krankenversorgung auf höchstem Niveau im Integrationsmodell mit enger Verzahnung von Wissenschaft und klinischer Praxis“, erklärte MHH-Präsidentin Professorin Denise Hilfiker-Kleiner. Mohrs betonte die Bedeutung der MHH als zentrale Stütze der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen.

ElKi und J6-Ersatzbau kommen früher

Um den Campus auch künftig für die klügsten Köpfe attraktiv zu halten, investiert das Land in neue Räume für Spitzenmedizin. Bis 2031 fließen laut Haushaltsentwurf 370 Millionen Euro in die zweite Baustufe der MHH. Damit können das neue Eltern-Kind-Zentrum (ElKi) und ein neues Forschungs- und Lehrgebäude als Ersatz für J6 früher als geplant entstehen.

Gut positioniert in der Wissenschaftslandschaft

Während seines Besuchs erhielt der Minister auch Einblick in die Kennzahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Die MHH konnte ihr Jahresergebnis auf Vorjahresniveau halten – eine beachtliche Leistung angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage der deutschen Krankenhäuser. „Die MHH hat 2024 ihre Rolle als Supramaximalversorgerin sowie als Forschungs- und Ausbildungsstätte mit wissenschaftlicher Exzellenz erfüllt und ihren gesellschaftlichen Auftrag gemeistert“, sagte Professorin Hilfiker-Kleiner. „Das verdanken wir den hochmotivierten Menschen, die hier arbeiten, forschen, lehren und lernen – trotz Personalmangels und weltpolitischer Unsicherheiten.“

Gut positioniert für Spitzenforschungswettbewerb

Professorin Hilfiker-Kleiner übernahm ihr Amt am 1. Januar 2025 und betonte die gute Positionierung der MHH in der Wissenschaftslandschaft. Seit Mai steht fest, dass die Exzellenzcluster RESIST und Hearing4all weiterhin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert werden. „Das ist ein großer Erfolg für die MHH und ermöglicht uns, uns als Exzellenzuniversität zu bewerben“, erklärte die Präsidentin, die auch für Forschung und Lehre zuständig ist.

Geringerer Verlust als erwartet

MHH-Vizepräsidentin Martina Saurin, verantwortlich für Wirtschaftsführung und Administration, berichtete von einem Jahresfehlbetrag von 10,1 Millionen Euro für 2024 – deutlich weniger als die geplanten 19 Millionen Euro. „Das Ergebnis wird durch die defizitäre Krankenversorgung verursacht. Die Behandlung hochkomplexer Fälle wird noch immer nicht ausreichend im DRG-Katalog abgebildet“, erläuterte sie. DRG steht für Diagnosis Related Groups (diagnosebezogene Fallgruppen), ein Abrechnungssystem für stationäre Krankenhausbehandlungen.

Fachkräftemangel bleibt Herausforderung

Zudem schränkte der Mangel an Pflegepersonal, besonders in OP- und Anästhesiepflege, die stationären Leistungen ein. „Das bleibt unser größter Engpass und führt zur Sperrung von Planbetten“, so Saurin. Um dem entgegenzuwirken und auch mit Blick auf die in der Entlastungsvereinbarung vereinbarten Personalquoten, hat die Pflegedirektion innovative Maßnahmen zur Personalgewinnung entwickelt. Bereits über 50 Vollzeitkräfte wurden in diesem Jahr eingestellt, und die Zahl der Ausbildungsplätze steigt kontinuierlich.

Eine weitere Einschränkung ergab sich 2024 durch die Sanierung von sechs OP-Sälen. Trotz längerer Laufzeiten der übrigen 30 Säle ließ sich nicht alles kompensieren. „Unter diesen Rahmenbedingungen halten wir den Verlust von 10,1 Millionen Euro für ein vertretbares Ergebnis. Unser Ziel ist selbstverständlich, mittelfristig wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen“, betonte Saurin.

Mehr ambulante Behandlungen

Vizepräsident Professor Frank Lammert, zuständig für die Krankenversorgung, präsentierte die Kennzahlen der Krankenversorgung: 2024 wurden 53.512 stationäre Patientinnen und Patienten behandelt, knapp mehr als im Vorjahr. Im ambulanten Bereich stieg die Zahl der Behandlungsfälle um 1,5 Prozent auf 282.572. Der Case-Mix-Index, der die Fallschwere der stationären Behandlungen misst, blieb mit 1,37 auf hohem Niveau.

Interdisziplinärer Austausch in Netzwerken

Professor Lammert hob die überregionale Bedeutung der MHH hervor, die an mehr als 50 bilateralen Kooperationen mit anderen Leistungserbringern in der Region sowie an mehr als 80 Versorgungsnetzwerken beteiligt ist. Bei den Kooperationen geht es zumeist um medizinische Beratung und Diagnostik, aber auch um Personalbereitstellung, insbesondere in den Bereichen Onkologie, Pädiatrie und Kinderchirurgie sowie Neurologie. In neun Versorgungsnetzwerken übernimmt die MHH die koordinierenden Aufgaben und organisiert den interdisziplinären Austausch. Als Beispiel nannte Professor Lammert das Pädiatrische Intensivnetzwerk (PIN), an dem 26 Krankenhäuser in Niedersachsen und Bremen beteiligt sind.

Weitere Informationen und zum Jahresbericht 2024: https://www.mhh.de/die-mhh-in-zahlen/

Text: Inka Burow