Studium und Lehre

Pflege-Azubis übernehmen MHH-Station

Praxisschock vorbeugen: Angehende Pflegefachkräfte übernehmen Verantwortung für neurologische Station.

Azubi Sara Kluszczynski bereitet eine Infusion vor.

Gute Übung für den zukünftigen Berufsalltag: Azubi Sara Kluszczynski bereitet eine Infusion vor. Copyright: Jana Sust / MHH

Ein Mittwochvormittag auf der neurologischen Normalstation 35: Eva Frieling sitzt im Stationszimmer am Rechner und macht die Pflegedokumentation. Sie hält alle an den Patientinnen und Patienten durchgeführten und geplanten Pflegemaßnahmen fest und gibt eine Pflegeeinschätzung ab. Schon bald wird das zu ihren täglichen Aufgaben gehören. Bisher ist es etwas Neues für sie. Denn Eva Frieling ist Auszubildende. Sie ist eine von zwölf zukünftigen Pflegefachfrauen und -männern, die beim ersten Durchgang von „Wir übernehmen!“ mitmachen. Bei dem Projekt steigen die Azubis für zwei Wochen die in die reale Berufswelt ein und sammeln praktische Erfahrungen.

Anfangs fühlte sich Eva Frieling noch unsicher, doch inzwischen gehen ihr viele Dinge einfacher von der Hand. „Das Projekt ist eine großartige Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln“, sagt sie. Genau so soll es sein bei „Wir übernehmen!“ „Die Auszubildenden lernen auf der Station, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden“, erklärt die Pflegerische Bereichsleitung Serbülent Horasan. Dazu gehöre zum Beispiel, spezielle Krankheitsbilder zu erkennen, pflegerische Interventionen richtig auszuführen, Patientinnen und Patienten zu beraten und Aufgaben zu delegieren. Außerdem kann der pflegerische Nachwuchs seine organisatorischen Fähigkeiten, beispielsweise im Aufnahme- und Entlassungsmanagement, ausbauen und die interprofessionelle Zusammenarbeit trainieren.

Praxisanleiterinnen begleiten Nachwuchs

Während des Projekts stehen den Azubis die Praxisanleiterinnen Annika Sölter und Danela Röhr zur Seite. „Wir helfen, den Praxisschock zu reduzieren und Überforderung vorzubeugen“, erläutert Danela Röhr. Um die Selbstständigkeit der angehenden Pflegefachkräfte zu fördern, forcieren die Praxisanleiterinnen einen Rollentausch: Sie selbst halten sich im Hintergrund und die Azubis „übernehmen“ die Aufgaben auf der Station. So bietet sich den Auszubildenden die Chance, zu erfahren wie das „richtige“ Berufsleben später einmal aussehen könnte. „Das finde ich richtig gut. Man lernt sich selbst besser kennen und merkt, wo man an sich arbeiten muss“, stellt Mathis Werner fest. Für ihn war das Zeitmanagement zunächst schwierig, nach einigen Tagen hatte er dann ein besseres Gefühl dafür, sich die Aufgaben richtig einzuteilen. So erging es auch Sara Kluszczynski. „Durch die zwei Wochen auf der Station 35 habe ich gelernt, meine Aufgaben für den Dienst optimal zu priorisieren“, erklärt sie. Eva, Mathis und Sara sind im dritten Ausbildungsjahr. Im Sommer machen sie ihr Examen. „Das Projekt ist eine super Vorbereitung auf die praktische Prüfung“, sagt Mathis.

Für dieses Jahr sind noch zwei weitere Durchgänge von „Wir übernehmen!“ auf Station 35 geplant. „Das Projekt ist genau auf die Auszubildenden zugeschnitten“, erläutert Projektleiterin Linda Gottert. „Aber auch wir als erfahrenes Stationsteam profitieren davon. Durch den engen Austausch mit den Azubis reflektieren wir unser eigenes Handeln und können uns bei der Begleitung des Nachwuchses selbst noch verbessern.“

Text: Tina Götting