Gesundheit

Viele Hürden bis zum Babyglück

Janina R. hat u. a. eine Bandscheiben-OP während der Schwangerschaft überwunden – und freut sich über ihren kleinen Sohn.

Ein Baby liegt in einem geflochtenen Korb, neben ihm eine Frosch als Stofftier. Neben dem Korb steht eine kleine Kreidetafel mit dem Schriftzug Matteo 19.5.23 3420g sowie ein Wecker.

Mit Frosch: Matteo kurz nach seiner Geburt. Copyright: privat

Matteo ist sechs Monate alt, gesund und putzmunter. Der kleine Junge ist das große Glück seiner Eltern. Bis zum Wunschkind war es für Janina und Robert R. jedoch ein langer Weg mit vielen Hindernissen. Dazu gehörte auch eine Bandscheiben-OP während der Schwangerschaft. Mithilfe eines erfahrenen Teams aus Neurochirurgie und Gynäkologie ging alles gut.

Nach nur 22 Schwangerschaftswochen vorzeitige Wehen

Nachwuchs bekommen wollte das Paar aus Diepholz schon lange. Aber es klappte einfach nicht mit der Schwangerschaft. Auch mehrere Versuche in einer Kinderwunschklinik blieben ohne Erfolg. Doch dann, unverhofft im September 2022: „Wir wollten uns gerade ein halbes Jahr Auszeit nehmen und auf Reisen gehen, da war es plötzlich soweit“, erinnert sich Janina R. Sie und ihr Mann Robert waren überglücklich. Die ersten drei Schwangerschaftsmonate verliefen problemlos. Im Januar kam es jedoch zur einer Komplikation. Wegen eines verkürzten Gebärmutterhalses musste eine Cerclage gelegt werden. Dabei wird der Muttermund verschlossen, um eine vorzeitige Geburt zu verhindern. Zunächst sah alles normal aus. Doch im Februar, nach nur 22 vollendeten Schwangerschaftswochen, bekam Janina R. plötzlich vorzeitig Wehen. Außerdem hatte sie starke Rückenschmerzen. Ihr Gynäkologe riet ihr, sich an die MHH-Frauenklinik zu wenden. „Ich rief dort an, bekam noch am selben Tag einen Termin und konnte danach direkt dableiben“, erklärt sich die junge Frau. Zwei Wochen lang lag sie am Wehenschreiber. Alles entwickelte sich gut, nur die Rückenschmerzen blieben.

Große Angst ums Baby

Nach näheren Untersuchungen stand fest: Janina R. hat einen Bandscheibenvorfall. Das aus der Bandscheibe ausgetretene Gewebe drückte auf die Nervenkanalwurzel. „Wir versuchten es zuerst konservativ mit Schmerzmitteln und Physiotherapie, um eine Operation zu vermeiden“, erklärt Professor Dr. Joachim Krauss, Direktor der Klinik für Neurochirurgie. Die Schmerzen ließen jedoch nicht nach. Nach zwei Wochen kamen sogar noch Lähmungserscheinungen im rechten Fuß dazu. Da die Gefahr bleibender Schäden bestand, führte an einer OP kein Weg mehr vorbei. „Mir war klar, dass es sein musste, aber ich hatte große Angst um den Kleinen“, sagt Janina R. Als Professor Krauss und Assistenzarzt Vusal Avazov die Operation am 10. März dieses Jahres durchführten, hatte Janina R. die 26. Schwangerschaftswoche vollendet – eine immer noch sehr kritische Zeit für das Überleben eines frühgeborenen Kindes.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist Routine

Die Klinik für Neurochirurgie ist auf operative Eingriffe während einer Schwangerschaft gut vorbereitet. „Es gibt eine langjährige, sehr gute Zusammenarbeit zwischen uns und der Gynäkologie“, betont Professor Krauss. Die beiden Abteilungen arbeiten nach eingespielten Algorithmen und bereiten jede OP gemeinsam vor. Im OP-Saal waren nicht nur Fachleute aus der Neurochirurgie und Anästhesie, sondern auch aus der Gynäkologie, Geburtshilfe und Kindermedizin vertreten. „Wir sind in solchen Situationen auf alles vorbereitet, auch auf eine Frühgeburt oder einen Kaiserschnitt“, sagt Professor Dr. Constantin von Kaisenberg, Bereichsleitung Pränatalmedizin und Geburtshilfe. Birgt die Narkose Risiken für das Kind? „Wenn der Kreislauf der Mutter stabil bleibt und über das Blut genügend Sauerstoff für das Ungeborene bereitgestellt wird, besteht keine Gefahr“, erklärt Professor von Kaisenberg. Das Kind schlafe durch die Narkose ebenfalls.

Noch ein kleiner Schreck zur Geburt

Als Janina R. aus der Narkose erwachte, war alles reibungslos gelaufen. Bis Mitte April blieb die werdende Mutter noch in der Frauenklinik, damit die Schwangerschaft weiter beobachtet werden konnte. Dann ging es nach Hause. Dort ging zunächst alles gut. Bis in der Schwangerschaftswoche 35+3 plötzlich die Fruchtblase platzte. In der Mindener Frauenklinik konnte die Geburt noch bis zum 19. Mai hinausgezögert werden. Dann kam Matteo zur Welt. Jedoch nicht ohne einen weiteren kleinen Schreck für seine Eltern: Weil sich die Nabelschnur um den Hals des Kleinen gewickelt hatte, musste er per Kaiserschnitt geholt werden. Eine Schwangerschaft wie ein Hindernislauf – aber mit Happy End.

Text: Tina Götting