Forschung

„Ich möchte junge Frauen ermutigen, eine Karriere in der Wissenschaft zu wählen“

Frauen in der Wissenschaft Teil 5: Diamantzackenbarsch im Haifischbecken - Fast auf allen Kanälen ist Professorin Dr. Christine Falk derzeit zu sehen.

Professorin Dr. Christine Falk, Copyright: Karin Kaiser/MHH

Stand: 04. März 2022

Professorin Dr. Christine Falk ist eine gefragte Wissenschaftlerin – nicht nur innerhalb der Forschungscommunity. Als Expertin für das Immunsystem ist die Immunologin in Zeiten der Corona-Pandemie auch eine begehrte Interviewpartnerin für die Medien. Freundlich, bestimmt und unermüdlich erklärt sie in der Tagespresse, im Rundfunk und im Fernsehen, warum das Impfen so wichtig ist und wie genau es dem Körper bei seiner Virusabwehr hilft. Außerdem berät sie die Politik und hat auch ein Ohr für individuelle Fragen von verunsicherten Bürgerinnen und Bürgern. Und sie besitzt auch nach Wochen und Monaten permanenter Aufklärungsarbeit noch genug Geduld, um immer wieder die bekannten und die neuen Fakten mit verständlichen Worten darzulegen. Was Professorin Falk momentan kaum noch hat, ist Freizeit.

Junge Frauen ermutigen

Als Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) engagiert sie sich, um Vertrauen zu schaffen und zu überzeugen, dass die Impfung der einzige nachhaltige Weg ist, um die anrollenden Infektionswellen zu brechen und die Pandemie zu überwinden. Als Leiterin des MHH-Instituts für Transplantationsimmunologie hat sie aber noch andere Aufgaben. „Die Wichtigste ist dabei, einen Antrag für einen Sonderforschungsbereich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG auf den Weg zu bringen“, sagt sie. Hinzu kommen wissenschaftliche Veröffentlichungen aus ihrer Forschung zu den Veränderungen, die das Coronavirus SARS-CoV2 im Immunsystem anrichtet. Außerdem erforscht sie mit ihrem Team die angeborenen und erworbenen Immunreaktionen auf die Transplantation von Organen. Und natürlich kümmert sie sich auch um die Studierenden und hält Vorlesungen.

Ihre Liebe zur Immunologie hat die gebürtige Münchenerin während des Biologiestudiums in ihrer Heimatstadt entdeckt. „Ich habe einen der begehrten Biologie-Nachrückerplätze an der Ludwig-Maximilians-Universität bekommen“, erinnert sie sich. „Ohne diesen glücklichen Zufall hätte ich wohl Sinologie studiert.“ Während ihrer Diplomarbeit kam sie mit dem dortigen Institut für Immunologie in Kontakt, promovierte zum Thema NK-Zellen und Tumorimmunität und arbeitete später als Leiterin der Forschungsgruppe Immunmonitoring am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 2010 wechselte sie nach Hannover und baute im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx) das neue Institut an der MHH auf.

Den Nachwuchs begeistern

Dort engagiert sie sich nicht nur in Forschung und Lehre, sondern legt viel Wert auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses – nicht zuletzt des weiblichen. „Ich möchte meine Begeisterung für mein Fachgebiet weitergeben und vor allem junge Frauen ermutigen, die Fördermöglichkeiten an der MHH zu nutzen und sich für eine Karriere in der Wissenschaft oder der Medizin zu entscheiden“, erklärt Professorin Falk. Vor allem der Aufbau von Beziehungen zu anderen Forschenden sei wichtig, betont die Wissenschaftlerin – frei nach dem Motto „Netzwerk schlägt Hierarchie“.

Wie wichtig Netzwerke und Teamarbeit sind, weiß die Wissenschaftlerin aus eigener Erfahrung. Sie ist nicht nur Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), sondern auch Mitglied in Forschungsausschuss und Beirat der Stiftung Deutsche Krebshilfe, des Hochschulrates der Leibniz Universität Hannover, Projektleiterin im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und der DFG-Forschungsgruppe FOR2830 zur zellulären Immunkontrolle des Cytomegalovirus. Außerdem gehört sie gehört zur Jury des Erwin-Schrödinger-Preises, der vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft vergeben wird. Als Biologin in der anwendungsbezogenen Welt der Medizin muss sie nicht selten die Sicht der Naturwissenschaften erklären und verteidigen. „Ich bin sozusagen der bunte Diamantzackenbarsch, der versucht, im Haifischbecken zu überleben“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Die Corona-Pandemie hat den Naturwissenschaften allerdings eine deutliche Sichtbarkeit verschafft. „Spätestens seit der Impfkampagne ist die Immunologie in das Licht der Öffentlichkeit gerückt“, freut sich Professorin Falk. Dennoch hofft sie, dass ihr Nebenjob als Impf-Aufklärerin bald der Vergangenheit angehört und sie sich mit ihrem Team wieder der Transplantations- und Infektionsforschung zuwenden kann. Dann will sie weiter nach neuen Wegen suchen, wie sie die Immunzellen nach einer Transplantation dazu bringen kann, das fremde Organ besser zu tolerieren und nicht abstoßen zu wollen.

Autorin: Kirsten Pötzke