Forschung

„Ich versuche einfach, mir durch mein Fachwissen Gehör zu verschaffen“

Frauen in der Wissenschaft Teil 2: Die Daten-Dompteurin

Dr. Antje Wulff an ihrem Schreibtisch.

Dr. Antje Wulff bringt Struktur in digitale Daten. Copyright: Karin Kaiser/MHH

Stand: 27. Januar 2022

Die Medizin wird immer digitaler und liefert eine Flut von Daten. Damit diese den behandelnden Ärztinnen und Ärzten nicht über den Kopf wachsen, sondern ihnen die Früherkennung, Diagnostik und Behandlung von Krankheiten einfacher und genauer ermöglichen, gibt es Menschen wie Dr. Antje Wulff. Die 29-jährige ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Peter L. Reichertz Institut (PLRI) für Medizinische Informatik, einer Gemeinschaftseinrichtung der MHH und der TU Braunschweig. Dort sammelt und ordnet die Daten-Dompteurin das Gewirr an digitalen Informationen zum Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten und bringt die medizinischen Routinedaten in standardisierte Formate, damit sie vernetzt und sinnvoll genutzt werden können.

Ihre Liebe zur Medizin hat die junge Frau erst während ihres Studiums entdeckt.

„Angefangen habe ich mit Wirtschaftsinformatik, habe dann aber für das Masterstudium den Schwerpunkt Medizin und Gesundheit belegt“, erzählt sie. Schon vor Ende ihres Studiums hat die Deutschlandstipendiatin eine Anstellung am PLRI erhalten, wo sie verschiedene Projekte betreut. „Meine Arbeit ist sehr anwendungsnah“, betont die Informatikerin. An der MHH etwa entwickelt sie gemeinsam mit der Pädiatrischen Intensivmedizin Konzepte und Demonstratoren für ein digitales Entscheidungsunterstützungssystem „ELISE“, das Diagnose und Therapie von schwerkranken Kindern erleichtern soll. Dafür ist sie gerade mit dem Niedersächsischen Gesundheitspreis 2021 in der Kategorie „eHealth – digital unterstützt in Behandlung, Pflege und Reha“ ausgezeichnet worden.

Akzeptanzprobleme kennt die junge Wissenschaftlerin nicht. „Ich versuche einfach, mir durch mein Fachwissen Gehör zu verschaffen“, sagt sie und lacht. Um die Möglichkeiten der Datenverarbeitung in die Sprache der Medizin zu übersetzen, sei aber auch viel Kommunikationsgeschick gefragt. Genau dort sieht sie ihre zukünftigen Aufgaben. „Ich möchte ein lernendes Gesundheitssystem entwickeln und noch mehr Brücken zwischen der Informatik und der Medizin bauen.“

Autorin: Kirsten Pötzke