Aus der MHH

Die MHH trotzt der Corona-Pandemie

Im Jahr 2021: Fast 57.000 Fälle stationär behandelt / Jahresergebnis mit leichtem Defizit / Drittmittel auf Allzeithoch / So viele Studierende wie noch nie

Das MHH-Präsidium mit den Professoren Frank Lammert und Michael Manns sowie Martina Saurin (von links)

Blicken zuversichtlich in die Zukunft - das MHH-Präsidium mit den Professoren Frank Lammert und Michael Manns sowie Martina Saurin (von links); Copyright: Karin Kaiser / MHH

Stand: 15. Juli 2022

Das Jahr 2021 war erneut geprägt von der Corona-Pandemie, die enorme Auswirkungen auf alle Bereiche der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hatte. „Wir konnten zeigen, dass wir mit einer solchen pandemischen Lage exzellent umgehen können“, betonte Präsident Professor Dr. Michael Manns am Freitag (15. Juli 2022) während der Bilanz-Pressekonferenz. „Wir haben vielfältige Anforderungen gemeistert und waren stets wachsam. Unsere Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte haben die am schwersten erkrankten Patientinnen und Patienten behandelt“, erläuterte Professor Manns. „Unsere Forschenden sind in zahlreichen Netzwerken zu SARS-CoV-2/COVID-19 aktiv und haben sie auch mitgegründet. Und unsere Lehrenden haben Präsenz und Online-Lehre erfolgreich in Einklang gebracht.“

Umsatz liegt bei annährend einer Milliarde Euro

Auch das wirtschaftliche Jahresergebnis mit -13 Millionen Euro bei einem Umsatz von annähernd einer Milliarde Euro ist in weiten Teilen der Pandemie geschuldet. „Dieses Minus wird maßgeblich durch die in diesem Jahr ausgezahlte, tarifbedingte ,Corona-Sonderzahlung‘ an unsere Beschäftigten verursacht. Der Betrag von 9,2 Millionen Euro belastete das Ergebnis bereits in 2021, obwohl er die Tarifsteigerung ganz überwiegend für 2022 darstellt“, erklärte Vizepräsidentin Martina Saurin, zuständig für das Ressort Wirtschaftsführung und Administration. Der Zuschuss für Forschung und Lehre des Landes Niedersachsen ist mit 177 Millionen Euro auch im Jahr 2021 stabil gewesen. Investitionen mit 30 Millionen Euro und Instandhaltungsleistungen in Höhe von 50 Millionen Euro sind auf dem Vorjahresniveau geblieben.

„Die Große Bedeutung der MHH als Wirtschaftsfaktor in Niedersachsen zeigt sich auch an der Anzahl der Beschäftigten mit 10.945; das entspricht 8.499 Vollkräften, die im vergangenen Jahr hier tätig waren“, ergänzte Saurin. Im Jahr 2020 waren es 8.497 gewesen. Die MHH beweist sich auch in 2021 als einer der internationalsten Orte in Niedersachsen: 1.035 Beschäftigte mit ausländischem Pass sind auf dem Campus tätig, sie kommen aus 102 Ländern.

Mit knapp 30.000 Operationen fast auf Vor-Corona-Niveau

Die Corona-Pandemie hatte bereits im Jahr 2020 zu einem Rückgang der Patientenzahlen geführt. Diesen Trend konnte die MHH stoppen. „In 2021 wurden wieder mehr als 57.000 Fälle in unseren Kliniken stationär behandelt, das sind etwa zehn Prozent weniger als vor der Pandemie“, betonte Vizepräsident Professor Dr. Frank Lammert, zuständig für die Krankenversorgung der MHH. „Die ambulanten Fallzahlen und die OP-Zahlen sind wieder stabilisiert, bei den Operationen verzeichneten wir im vergangenen Jahr ein leichtes Plus und lagen 2021 mit knapp 30.000 Operationen wieder auf Vor-Corona-Niveau“, erläuterte Professor Lammert. „In der Transplantationsmedizin konnten wir unser hohes Niveau halten und sind unverändert das größte Zentrum in Deutschland, 337 Organtransplantationen waren es 2021.“

Die Krankenversorgung wurde von COVID-19 erheblich beeinflusst: „Im vergangenen Jahr haben wir 239 Menschen wegen einer SARS-CoV-2-Infektion auf einer Intensivstation behandelt, fast 500 Patientinnen und Patienten wurden mit einer SARS-CoV-2-Infektion auf Normalstationen behandelt“, sagte Professor Lammert. „Das zeigt aber auch: Nur etwa 1,5 Prozent unserer Patientinnen und Patienten waren an SARS-CoV-2 erkrankt, 98,5 Prozent haben wir wegen anderer Erkrankungen behandelt.“ Das größte Problem in der MHH bleibt der Fachkräftemangel, wie der Vizepräsident ergänzte: „Jeder, der einen erfüllenden, aber auch fordernden Job in der Gesundheits- und Krankenpflege sucht, ist herzlich willkommen!“

Höhenflug der Forschung hält an

Die MHH hat im Jahre 2021 die Rekordsumme von 97,2 Millionen Euro eingeworbenen Drittmitteln für die Forschung verausgabt. „Dazu beigetragen haben die vielfältigen Forschungen zu SARS-CoV-2/COVID-19: Seit Pandemiebeginn haben unsere Forschenden mehr als 42 Millionen Euro allein in diesem Forschungsfeld eingeworben“, erläuterte Professor Manns, als Präsident zuständig für das Ressort Forschung und Lehre.

Nach dem Ende 2021 veröffentlichten Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) steht die MHH auf Platz 5 aller deutschen Hochschulen in der Medizin, bei Drittelmitteln pro Professur sogar auf Platz 3. „Damit werden wir unserem Anspruch gerecht zu den Top 5 der leistungsstärksten Einrichtungen der Hochschulmedizin in Deutschland zu gehören“, betonte der Präsident.

Die MHH sei mit ihrem seit Jahren etablierten und gewachsenen Schwerpunkt in der Infektionsmedizin für die besonderen Herausforderungen der SARS-CoV-2-Pandemie gut vorbereitet gewesen, erklärte Professor Manns. „Wir waren Gründungsmitglied des nationalen Netzwerks der Universitätsmedizin (NUM) wie auch des niedersächsischen Netzwerks der Infektionsmedizin COFONI.“ Zudem habe die MHH an der Erforschung und klinischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Impfstoffe sowie der neuen Medikamente teilgenommen.

Der Klinik-Neubau wird weiter vorbereitet

Das Projekt des Klinikneubaus am Stadtfelddamm hat im Jahr 2021 mit der Übergabe an die neugegründete Tochtergesellschaft „Hochschulmedizin Hannover Baugesellschaft mbH“ (HBG) Fortschritte gemacht. „Auch wenn das Baufeld noch nicht danach aussieht: Der Neubau wird weiter vorbereitet“, sagte Vizepräsidentin Saurin. Derzeit würden Untersuchungen zu Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg und zu möglichen Bodenrisiken initiiert.

„Aktuell wird die bauliche Entwicklungsplanung der gesamten Krankenversorgung der MHH in der voraussichtlichen Zeitachse abgestimmt mit den noch erforderlichen Instandsetzungsmaßnahmen in den Bestandsgebäuden.“ Diese Gebäude müssten bis zum Ende des dritten Bauabschnitts des Neubaus in Betrieb bleiben und seien entsprechend technisch zu ertüchtigen. „Diese Verzahnung der Kosten für den Neubau einerseits, berechnet von der HBG, und der Bestandssicherung andererseits, beziffert durch die MHH, über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren, erfordert immer wieder komplexe Kalkulationen“, ergänzte sie. Zusätzlich seien selbstverständlich auch die Instandhaltungsmaßnahmen in den Forschungs- und Lehrgebäuden zu planen und zu kalkulieren. Neubauten sind für Forschung und Lehre aktuell nicht in Planung, abgesehen vom Gebäude für das Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (CIIM), welches von der Helmholtz-Gemeinschaft errichtet und dann gemeinsam vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und der MHH genutzt wird.

Ausblick auf die Krankenversorgung der Zukunft

Die MHH nimmt ihren universitären Versorgungsauftrag uneingeschränkt wahr und bietet alle notwendigen hochspezialisierten Leistungen an. Beispielsweise werden bei Organtransplantationen, in der Kinderonkologie und der Kinderherzchirurgie fast alle Behandlungen in Niedersachsen an der MHH durchgeführt. „Diese Zentralisierung und die Anerkennung der Universitätsklinika als eigene Versorgungsstufe sind für das Land Niedersachsen notwendig und sinnvoll“, erklärte Professor Lammert.

Auch für das laufende Jahr gilt: „Die Belastungen der Mitarbeitenden in der Krankenversorgung bleiben hoch, die Entlastungen durch eine bessere Digitalisierung und Robotik sind noch Zukunftsmusik, und die meisten Gebäude der MHH sind mehr als 50 Jahre in der Nutzung“, ergänzte der Vizepräsident. „Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte arbeiten am Limit. Sie behandeln schwerkranke Patienten mit den Mitteln hochspezialisierter Medizin, sie betreiben Forschung in ihren jeweiligen Fachgebieten, und sie bilden angehende Kolleginnen und Kollegen aus. Gleichzeitig sind sie mit einer stetigen Verdichtung der Arbeit und zusätzlichen Belastungen durch die Pandemie konfrontiert.“ Hier steuere die MHH als Arbeitgeberin mit vielfältigen Maßnahmen gegen, so mit flexiblen Arbeitszeiten, strikter Einhaltung aller Personalvorgaben, Qualifizierungsprogrammen und Marketing-Kampagnen. „Wichtig sind aber auch die Rahmenbedingungen, die das Land zum Beispiel durch die Neufassung des niedersächsischen Krankenhausgesetzes und die Definition von Versorgungsstufen der Krankenhäuser völlig zu Recht verändern und verbessern möchte.“

Große Leistungsstärke mit „überregionaler internationaler Strahlkraft“

Im Jahre 2021 wurde die MHH vom Medizinausschuss der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) vor Ort begutachtet. Die WKN bescheinigt der MHH große Leistungsstärke in allen Bereichen (Krankenversorgung, Forschung, Lehre) mit „überregionaler internationaler Strahlkraft“. Die bisherigen Schwerpunkte „Infektion und Immunität“, „Transplantation und Regeneration“ sowie „Biomedizintechnik und Implantatforschung“ wurden bestätigt; der Bereich Onkologie wurde als Potenzialbereich eingestuft. Die Aufnahme des Comprehensive Cancer Center Niedersachsen in die Reihe der Onkologischen Spitzenzentren durch die Deutsche Krebshilfe (DKH) wurde sehr begrüßt. „Wir wurden auch ermutigt, die Internationalisierung sowie die Akademisierung der verschiedenen Gesundheitsberufe voranzutreiben“, erläuterte Professor Manns. „Der Medizinausschuss der WKN sieht allerdings die MHH vor großen Herausforderungen bei der baulichen und personellen Erneuerung, also dem Generationswechsel wesentlicher Leistungsträger. Diese seien mit Unterstützung des Landes zu meistern.“

Außerdem hatte das Land Niedersachsen die WKN gebeten, eine Potenzialanalyse des Wissenschaftssystems in Niedersachsen durchzuführen und Empfehlungen zur Vorbereitung der nächsten Runde der Exzellenzinitiative 2025 von Bund und Ländern auszusprechen.  „Wir bereiten uns intensiv auf diese nächste Runde vor. Neben den beiden bestehenden Exzellenzclustern zur Hörforschung und zur Infektionsforschung wollen wir uns mit zwei weiteren Clusterinitiativen bewerben: eines zur Implantatforschung, ein weiteres zur Regenerativen und Transplantationsmedizin“, sagte der Präsident. „Für die bestehenden Cluster und die neuen Clusterinitiativen hat die WKN grünes Licht gegeben. Das Land Niedersachsen unterstützt uns dabei finanziell, wofür wir äußerst dankbar sind.“

3.780 junge Menschen aus 79 Ländern haben im vergangenen Jahr an der MHH studiert – so viele wie noch niemals zuvor. „Das ist auch dadurch bedingt, dass wir im Wintersemester 2020/21 die Zahl der Studienplätze im Modellstudiengang Humanmedizin um 50 erhöht haben und mit ,Biomedizinische Datenwissenschaften‘ ein neuer Master-Studiengang hinzugekommen ist“, betonte Professor Manns. Außerdem sei eine neue Approbationsordnung für die Zahnmedizin (ZAppO) eingeführt worden, die erste Innovation in der zahnmedizinischen Ausbildung seit Jahrzehnten. 

Hoffnung auf ausgeglichenes Ergebnis trotz großer Unwägbarkeiten

Für das laufende Jahr sieht Vizepräsidentin Martin Saurin die wirtschaftliche Situation trotz häufiger Personalausfälle wegen Corona, die die MHH genauso belasten wie andere Krankenhäuser, noch stabil und ausgeglichen. „Allerdings bergen die Preissteigerungen insbesondere für Energie große Unwägbarkeiten für das zweite Halbjahr“, betonte sie. „Angesichts der Einsatzbereitschaft aller Mitarbeitenden und der Akzeptanz bei unseren Patientinnen und Patienten sind wir zuversichtlich, für das Jahr 2022 mit einer schwarzen Null abschließen zu können.

Gut gerüstet für die Zukunft: Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

MHH-Präsident Professor Manns sprach für das gesamte Präsidium als er sagte: „Wir haben die MHH gut für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt. Das zeigt sich zum Beispiel daran, wie wir in der Corona-Pandemie agiert haben und immer noch agieren. Da kann ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur ein großes Dankeschön aussprechen.“  Und das Präsidium ist sich sicher: Das Integrationsmodell der MHH, bei dem Krankenversorgung, Forschung, Lehre und Administration unter einer einheitlichen Leitung stehen, hat sich gerade in der Pandemie bewährt, in der alle Bereiche stark betroffen waren bzw. immer noch sind. „Unser Ziel ist unser Motto: Jeden Tag für das Leben.“

 

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