Gesundheit

Wie eine Roboterkatze Demenzkranken helfen kann

Seit zwei Jahren testet unser Team des Pflegepraxiszentrums, ob sich die Roboterkatze positiv auf das Wohlbefinden dementer Menschen auswirkt.

Können mit der Katze einige Patienten und Patientinnen beruhigen: Susanne Saupe und Nina Wittur. Copyright: Karin Kaiser

Stand: 30. April 2021

Sie hat schwarzes kuscheliges Fell und große blaue Augen, sie kann schnurren und miauen. Und doch ist sie keine echte Katze, sondern „nur“ ein Medizinprodukt aus dem Bereich der sogenannten emotionalen Robotik. Haben solche Produkte einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden älterer dementer Patientinnen und Patienten, und ist ihr Einsatz hilfreich in der Pflege? Das möchte das Team des Pflegepraxiszentrums (PPZ) herausfinden. Seit zwei Jahren wird im Alterstraumatologiezentrum der Unfallchirurgie die robotikgesteuerte Katze getestet, demnächst sollen Erfahrungen mit ähnlich funktionierenden Produkten gesammelt werden.

„Die Reaktionen auf die Kuschelkatze sind ganz unterschiedlich. Manche Patienten mögen sie nicht, andere reagieren sehr positiv auf sie“, erklärt Susanne Saupe, Krankenpflegerin auf Station 17. Sie und ihre Kollegin Nina Wittur setzen das Plüschtier vor allem bei an Demenz erkrankten Menschen ein, die sehr unruhig sind oder sich manchmal auch aggressiv verhalten. „Wenn sie die Katze streicheln, werden sie ruhiger und beschäftigen sich mit dem Kuscheltier“, erläutert Nina Wittur. Das liegt sicher auch daran, dass die Katze „atmet“. Wenn sie auf dem Schoß der Patientinnen und Patienten sitzt, spüren diese die gleichmäßigen Atembewegungen des Kuscheltiers.

Das Besondere an dem robotikgestützten Plüschtier: Es funktioniert nicht standardisiert, sondern es reagiert individuell auf das Verhalten der Patienten. Wird es gestreichelt, fängt es an zu schnurren und miaut ab und an leise, wird es grob behandelt, mauzt es lauter. So kann eine Art soziale Interaktion entstehen. Manche Patienten und Patientinnen genießen dabei nicht nur die Berührung des Fells, sondern fangen auch an, mit dem Tier zu sprechen. „Einige geben ihm sogar einen Namen und decken es fürsorglich zu“, stellt Susanne Saupe fest. Das Interesse an der Kuschelkatze hält unterschiedlich lange an. Von vielen dementen Patientinnen und Patienten wird sie nach einer gewissen Pause erneut angenommen. Insgesamt sind die Erfahrungen mit der emotionalen Robotik – so widersprüchlich der Begriff auch scheint – positiv. Nach der Katze will das Pflegepraxiszentrum als nächstes ein robotergestütztes Kuschelkissen testen.