Aus der MHH

Wie bei Familie Maus: Kinderbuch erklärt den Start mit Frühgeborenen

Kleines Kinderbuch will Geschwisterkindern helfen, die besondere Situation zu verstehen.

Vor der Kinderklinik stehen Professorin Bohnhorst, Corinna von Bestenbostel, Simone Kranz und Dr. Behrens.

Freuen sich über „Pünktchen“: Professorin Bohnhorst, Corinna von Bestenbostel, Simone Kranz und Dr. Behrens.

Stand: 17. November 2021

„Das ist aber klein. Soooo klein. Das ist ja nicht größer als ein Pünktchen“, sagt Jan, als er sein neues Geschwisterchen sieht. Jan gehört zu einer Mäusefamilie und ist die Figur eines Kinderbüchleins. Frei erfunden also. Und doch erlebt er das gleiche wie viele Kinder aus der realen Welt, wenn sie ein Geschwisterkind bekommen, das zu früh das Licht der Welt erblickt hat. In „Pünktchen… das frühe Mäuschen“ geht es um Frühgeborene und ihren Start ins Leben. In kindgerechter Sprache und mit niedlichen Bildern bringt die Schreibzeichnerin Corinna von Bestenbostel ihrer jungen Leserschaft nahe, was so besonders ist an dem neuen Familienmitglied. „Mit diesem Büchlein wollen wir gezielt den Geschwisterkindern etwas in die Hand geben, das ihnen hilft, die Situation zu verstehen“, sagt Dr. Clemens Behrens, Vorsitzender des Vereins FRÜHerLEBEN.

Klein, zart, empfindlich und auf besondere menschliche und technische Hilfe angewiesen – so lernen ältere Geschwister zu früh geborene Brüder und Schwestern kennen. Da entstehen viele Fragen. Warum können Frühchen nicht alleine atmen? Warum liegen sie in einem Brutkasten? Warum dreht sich plötzlich alles nur noch um sie? Am Beispiel der Mäusefamilie beantwortet Corinna von Bestenbostel mit viel Einfühlungsvermögen diese und andere Fragen. Sie vergisst aber auch nicht, die älteren Geschwister in ihrer Rolle zu stärken und ihnen zu vermitteln, dass sie wichtig sind. „Mein Ziel war es außerdem, eventuell aufkommender Eifersucht und Konkurrenzdenken entgegenzuwirken“, erklärt die Schreibzeichnerin.

Die Geschichte regt zu Gesprächen in der Familie an

Die Idee für das Büchlein entstand gemeinsam mit der Kinderkrankenschwester Simone Kranz, die seit mehr als 30 Jahren auf der Früh- und Neugeborenenstation der Klinik für Pneumologie, Allergologie und Neonatologie arbeitet. Aus ihrer Erfahrung heraus konnte sie Corinna von Bestenbostel jede Menge Anregungen für das kleine Buch geben. Mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden. „Die Geschichte regt zu Gesprächen in der Familie an. Das ist gut“, sagt sie. Etwa ein halbes Jahr dauerte es von der Idee bis zum fertigen Produkt, die Umsetzung unterstützte die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung mit einer Spende von 5.000 Euro.

Ältere Geschwister seien auf der Früh- und Neugeborenenstation der MHH immer willkommen, betont auch Professorin Dr. Bettina Bohnhorst, leitende Oberärztin der Station. „Manche Eltern befürchten, die älteren Kinder könnten verängstigt werden, wenn sie den Umgang mit den Frühgeborenen und die Technik auf der Station erleben. Doch diese Sorgen sind unbegründet“, erklärt sie. „Kinder nehmen die Situation ganz anders wahr. Die Angst geht eher von den Eltern aus.“ „Pünktchen“ sei eine gute Unterstützung für die Geschwisterkinder. Auch weil es das Büchlein in vielen Sprachen gibt, bisher auf Arabisch, Türkisch, Französisch und Englisch. Eine spanische Ausgabe soll folgen.

Redakteurin: Tina Götting