Zum Gedenken an Professor Michael Manns

Am 15. August 2025 starb Professor Michael Manns im Alter von 73 Jahren; sein Tod hat die medizinische Welt und die MHH erschüttert. Patient:innen, Mitarbeitende, Kolleg:innen und Wegbegleiter haben seine wissenschaftlichen und klinischen Leistungen gewürdigt und an seine Menschlichkeit und Empathie erinnert.
„Das Transplantationszentrum der MHH und die gesamte Transplantationsmedizin haben Professor Manns sehr viel zu verdanken. Wir trauern um ihn“, sagt Professor Moritz Schmelzle, Direktor des MHH-Transplantationszentrums und der Klinik für Allgemein,- Viszeral,- und Transplantationschirurgie.
„Professor Manns war ein herausragender Transplantationsforscher und Arzt. Durch seine wissenschaftliche Arbeit wurden Patienten mit Hepatitis und Autoimmunerkrankungen vor einem Verlust ihres Spenderorgans bewahrt. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass Patienten mit Hepatitis heute geheilt werden können und nur noch selten eine Transplantation brauchen.“ Die raren Spenderorgane stehen nun anderen schwerkranken Leberpatient:innen zur Verfügung. Von seinen Forschungsarbeiten profitierte auch die Lebertransplantation bei onkologischen Erkrankungen.
„In den Jahren seiner MHH-Präsidentschaft von 2019 bis 2025 hat sich Professor Manns stets mit ganzem Herzen für das Transplantationszentrum eingesetzt“, so Professor Schmelzle. Beispielhaft sei seine umsichtige Moderation des Generationswechsels der Klinikdirektoren gewesen sowie die tatkräftige Unterstützung der Forschungsinitiativen zur Organtransplantation.
Sein Engagement für die Organtransplantation an der MHH begann im Jahr 1991, als Professor Manns mit 39 Jahren auf den Lehrstuhl für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie berufen wurde. Seine Forschung zu Autoimmunkrankheiten der Leber und ihrem Rezidiv nach einer Lebertransplantation bereicherten den schon laufenden Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für einen Sonderforschungsbereich (SFB). Sie trugen dazu bei, dass der SFB 265 „Immunreaktionen und Pathomechanismen bei Organtransplantation", dessen Sprecher der Transplantationschirurg Professor Rudolf Pichlmayr war, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 1992 bewilligt wurde.
Hannover war in den 1990er Jahren bereits das bedeutendste deutsche Transplantationszentrum, mit rund 100 Lebertransplantationen im Jahr. Die internistisch-chirurgische Partnerschaft Manns/Pichlmayr, ihre wissenschaftliche und klinische Zusammenarbeit, festigte diese Führungsrolle und sorgte für Kontinuität. Als Professor Pichlmayr im August 1997 plötzlich verstarb, übernahm Professor Manns die Sprecherposition und die Leitung des SFB. Weitere Forschungsthemen wie die Xenotransplantation kamen hinzu; 1998 gelang eine Verlängerung um drei Jahre.
Anfang der 2000er Jahre drohte die Entwicklung der Organtransplantation zu stagnieren. Aber es standen neue Erkenntnisse und innovative Methoden der Grundlagenforschung zur Verfügung; ein weiterer SFB wurde beantragt. Von 2007 bis 2019 förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den SFB 738 „Optimierung konventioneller und innovativer Implantate“ an der MHH. Sprecher war wiederum Professor Manns. Ziel der Forschung war es, die Mechanismen der Organabstoßung besser zu verstehen und eine optimale Balance zwischen der Toleranz fremder Organe und der erhaltenen Immunkompetenz zu schaffen.
Wissenschaftliche Exzellenz und klinische Expertise verband Professor Manns in besonderer Weise mit der Fürsorge für seine Patient:innen. Viele Jahre hat er die Patientenorganisation „Lebertransplantierte Deutschland e.V.“ in ihrem Fachbeirat mit seinem außerordentlichen Fachwissen unterstützt. Der Patientenbeirat des Transplantationszentrums, dessen 2023 verstorbenes Gründungsmitglied Egbert Trowe sein Partner, u.a. im Kuratorium der Deutschen Leberstiftung, war, dankt ihm für sein unermüdliches Engagement.