NEPHRO-DIGITAL

Das nephrologische eHealth-System der Region Hannover zur Digitalisierung der Versorgung, Etablierung von Entscheidungsunterstützungssystemen und Analyse der Versorgungsrealität

Eine verschwommen im Hintergrund erkennbare Person mit einem weißen T-Shirt bekleidet klickt mit einem Stift auf einen durchsichtigen Bildschirm. Auf dem Bildschirm sind verschiedene medizinische Icons (z.B. Notfallkoffer, Stethoskop) abgebildet.
Copyright: AdobeStock_sdecoret /Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin/MHH

Hintergrund

Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz fallen große Mengen krankheitsbezogener Daten an. Verlaufsdaten von Nierenersatztherapie bzw. Transplantation können hinzukommen. Oft bestehen komplexe medikamentöse Behandlungsbedarfe, stationäre Aufenthalte sind häufig. In der Regel werden diese Patienten im ambulanten Bereich durch (Kinder-)Nephrologen und/oder weitere Leistungserbringer versorgt, die Behandlung begleitender oder weiterer Erkrankungen erfolgt durch den Hausarzt bzw. Kinderarzt.

Die zugehörige Patientenakten werden in separaten IT-Systemen vorgehalten und sind sektorenübergreifend nur über papierbasierte Arztbriefe oder den telefonischen Austausch verknüpft, was zu Informations- und Datenverlusten führen kann.


Ziele

Übergeordnetes Ziel ist es, eine digitale Fallakte (eFA) zu entwickeln, die den Papier-Arztbrief ersetzt und mit dem Krankenhaus- sowie Praxissoftwaresystem verknüpft ist. Sie soll als eHealth-System in der Region Hannover den sektorenübergreifenden Datenaustausch inklusive Telekonsultationen zwischen ambulanten nephrologischen Behandlern, primärversorgenden Haus- und Kinderärzten und nephrologischen Kliniken ermöglichen. Zusätzlich wird ein klinisches Entscheidungsunterstützungssystem zur frühen Identifizierung von Patienten mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen und Progression der Niereninsuffizienz etabliert. Durch eine Einbindung der Patienten in die Datenerhebung soll eine Verbesserung von Prognose, Patientenzufriedenheit und Lebensqualität erreicht werden.

 

Methoden

Das Forschungsprojekt gliedert sich in 3 Arbeitsphasen:

  1. In der Vorbereitungs- und Entwicklungsphase wird der Bedarf an Informations- und Datenaustausch zwischen Hausärzten bzw. Kinderärzten und niedergelassenen Nephrologen sowie stationären Einrichtungen erfasst. Parallel erfolgt die Definition und Standardisierung der auszutauschenden nephrologischen Daten, die Entwicklung der digitalen Fallakte und die Schnittstellen-Programmierung zwischendigitaler Fallakte und den IT-Systemen der ambulanten und stationären Versorgung.
  2. In der Implementierungsphase erfolgt der erste Einsatz der digitalen Fallakte zunächst in der Region Hannover unter Anpassung an die Bedarfe der einzelnen Nutzergruppen. Im nächsten Schritt wird die Fallakte in einer weiteren Region implementiert, um die Übertragbarkeit zu testen.
  3. Die Evaluationsphase umfasst eine Evaluation der Akzeptanz und Praktikabilität der eFA in der Praxis sowie die Messung von Versorgungs- und Lebensqualität der Patienten.

Im vom Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin verantworteten Teilprojekt werden zunächst Interviews mit Hausärztinnen und -ärzten sowie Kinderärztinnen und -ärzten durchgeführt, um die Vorstellungen von Inhalts- und Funktionsumfang einer eFA zu erheben und um Hinweise auf förderliche Faktoren sowie mögliche Barrieren einer zukünftigen Nutzung zu erhalten.

Publikationen

Pape L, Schneider N, Schleef T et al. The nephrology eHealth-system of the metropolitan region of Hannover for digitalization of care, establishment of decision support systems and analysis of health care quality. BMC Med Inform Decis Mak. 2019; 19(1):176 (pubmed)

Ein aktuelles Poster zum Projekt, das im Rahmen des digitalen 19. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung präsentiert wurde, können Sie hier als PDF einsehen.

 

Kooperationspartner

NEPHRO-DIGITAL ist ein Verbundprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Lars Pape aus der Klinik für Päd. Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen der MHH.

Weitere Kooperationspartner sind: Klinik für Nieren und Hochdruckerkrankungen – MHH, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik – MHH/Braunschweig, Klinik für Nephrologie und Hypertensiologie – Universitätsklinikum Erlangen, KRH Klinikum Region Hannover.

 

Förderung

Das Projekt wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung („Niedersächsisches Vorab“). Der Förderzeitraum läuft vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2022.

Lageplan der MHH
Copyright: MHH

Kontakt für das Teilprojekt des Instituts für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin

Tanja Schleef

Tel.: +49 511 532-4991

 

Anschrift

Medizinische Hochschule Hannover

Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover