Arbeitsgruppe Dr. med. Miriam Wiestler
Herzlich Willkommen in der Arbeitsgruppe von Dr. med. Miriam Wiestler.
Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), die sich aus den beiden wichtigsten klinischen Phänotypen Colitis ulcerosa (CU) und Morbus Crohn (MC) zusammensetzen, sind durch wiederkehrende, chronische Entzündungen des Magen-Darm-Trakts gekennzeichnet und zählen zu den immunvermittelten Erkrankungen. Die Kontrolle der Entzündungsaktivität und Erlangung einer stabilen Erkrankungsremission spielen in der heutigen Therapie eine übergeordnete Rolle um strukturelle Darmveränderungen zu verhindern und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten langfristig zu verbessern. Medizinische Behandlungen der CED wurden seit dem letzten Jahrzehnt zunehmend revolutioniert, jedoch selbst die neueren Therapieverfahren wie Biologika-Therapien oder small Molecules führen regelhaft in nicht mehr als 50% der Patienten zu einer dauerhaften klinischen Remission. Heutzutage gehen wir davon aus, dass CED aus dem komplexen Zusammenspiel von verwestlichten, lebensstil-assoziierten Umweltfaktoren und genetischen Prädispositionen resultieren, die zu unkontrollierten Immunantworten gegen luminale Triggerfaktoren führen.
Forschungsschwerpunkte
Geschlechtsspezifische Unterschiede spielen – wie bei vielen anderen Erkrankungen – auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) eine zentrale Rolle. Frauen und Männer unterscheiden sich in Bezug auf Symptomatik, Krankheitsverlauf, Lebensqualität und Therapieansprechen.
Trotz dieser bekannten Unterschiede sind geschlechtsspezifische Aspekte in der CED-Forschung bislang noch unzureichend berücksichtigt.
Ziel unserer Forschungsarbeit ist es daher, die geschlechtssensible Perspektive systematisch in die Untersuchung und Behandlung von CED einzubeziehen. Unsere Projekte befassen sich unter anderem mit:
- geschlechtsspezifischen Unterschieden in Symptomen und Lebensqualität,
- geschlechtsspezifischen Unterschieden in immunologischen Mechanismen
- der Rolle hormoneller, ernährungsbezogener und psychosozialer Faktoren,
- sowie der Bedeutung geschlechtssensibler Ansätze in Therapie und Diagnose.
Durch diese Forschung möchten wir dazu beitragen, die Diagnostik, Therapie und Versorgung von allen Patientinnen und Patienten mit CED weiter zu verbessern.
Ernährung spielt eine wichtige Rolle im Verlauf und Management chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED). Sie kann immunologische Prozesse, die Zusammensetzung der Mikrobiota sowie Entzündungsaktivität, Symptomatik und Lebensqualität der Betroffenen beeinflussen.
In unseren Forschungsprojekten untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Ernährung und CED auf Basis breiter Patient*innenkohorten. Dabei wenden wir verschiedene ernährungswissenschaftliche Verfahren an und kombinieren diese mit mechanistischen, immunologischen Analysen, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Immunsystem, Mikrobiom und dem CED-Krankheitsverlauf dezidiert zu beleuchten.
Darüber hinaus interessieren uns psychosoziale Einflüsse im Zusammenhang mit Ernährungsverhalten und Krankheitsbewältigung. Durch diese integrative Herangehensweise wollen wir ein möglichst breites, patient*innennahes Verständnis der Rolle von Ernährung bei CED entwickeln – mit dem Ziel, optimierte Ernährungskonzepte zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit CED zu fördern.
Medizinische Behandlungsstrategien bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Dennoch führen selbst moderne Therapieansätze, wie Biologika-Therapien, nur bei etwa der Hälfte der Patientinnen und Patienten zu einer dauerhaften klinischen Remission.
Aktuell wird davon ausgegangen, dass CED aus einem komplexen Zusammenspiel zwischen lebensstil-assoziierten Umweltfaktoren westlicher Prägung und genetischen Prädispositionen entsteht, die zu fehlgeleiteten Immunantworten gegenüber luminalen Triggerfaktoren führen.
In unseren Forschungsprojekten untersuchen wir anhand großer, gut charakterisierter Patient*innenkohorten die zugrunde liegenden immunologischen Regulationsmechanismen. In enger Kooperation mit unseren Partnerinnen und Partnern setzen wir modernste Technologien – einschließlich Multiomics-Analysen – ein, um diese komplexen Prozesse auf molekularer Ebene umfassend zu erfassen.
Ziel ist es, ein möglichst ganzheitliches und integratives Verständnis der immunologischen Grundlagen von CED zu gewinnen, um langfristig neue Ansatzpunkte für personalisierte, geschlechtssensible und einen wirksameren Therapiefeinsatz zu identifizieren.
- CARMEN:
Ziel der CARMEN Studie ist es ein besseres Verständnis für die Einflüsse des weiblichen Hormonzyklus auf den CED-Erkrankungs- und Therapieverlauf zu entwickeln. Dies stellt einen wichtigen Faktor im Leben unserer Patientinnen dar, aber ist bis jetzt noch nicht erforscht. Weitere Informationen finden Sie demnächst hier.
- SIGMOID:
Durch die SIGMOID Studie evaluieren wir die Identifikation von neuartigen, prädiktiven Biomarkern bezüglich des Therapieansprechens bei PatientInnen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) unter verschiedenen Therapieregimen. Dies soll zukünftig individualisierte, optimierte Therapieregime in der CED-Patientenversorgung leiten können und somit global die PatientInnenversorgung personalisieren und verbessern. Hierzu erfolgt unter anderem die Anwendung von innovativen Anlaysetechniken wie bspw. sc RNA Sequencing und Multi-Omics gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Yang Li am Zentrum für individualisierte Infektionsmedizin (CiiM). Diese Studie ist gefördert durch die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) im Rahmen des Clinician Scientist Programms PRACTIS.
- NOURISHED:
Mit der NOURISHED Studie initiieren wir eine Querschnittsstudie an CED-PatientInnen und gesunden Kontrollpersonen zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Ernährungsstil, dem Darmmikrobiom und dessen metabolischer Aktivität. Hierüber erhoffen wir uns ein besseres Verständnis von Störungen der Mikrobiom-Metabolom-Achse bei CED, einschließlich der Identifizierung potenzieller diagnostischer und vor allem (ernährungs-) therapeutischer Ansatzpunkte. -
DORO:
Die DORO Studie ist eine anonymisierte, webbasierte Querschnittserhebung zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der CED-Diagnosestellung und dem weiteren Therapieverlauf, die deutschlandweit über CED-Schwerpunktzentren und niedergelassenen GastroenterologInnen allen interessierten CED-PatientInnen angeboten wird.
Weitere Informationen
In unseren Forschungsprojekten und Arbeiten der AG ist es uns wichtig, Patientinnen und Patienten mit CED aktiv einzubinden und ihre Erfahrungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Wir sind der Meinung, dass Patienteneinbindung und -beteiligung von entscheidender Bedeutung sind, um die Qualität der Forschung und deren klinische Relevanz zu verbessern.
Die Behandlung und Forschung zu CED erfordert eine interdisziplinäre Kooperation zwischen verschiedenen Fachgebieten. Durch die Zusammenarbeit von Experten aus Medizin, Biologie und Mikrobiologiesowie vielen weiteren Bereichen können wir ein umfassendes Verständnis der komplexen Mechanismen hinter CED entwickeln.
In unseren Forschungsprojekten und Arbeiten der AG kooperieren wir deshalb gerne und breit mit verschiedensten internen und externen Kooperationspartnerinnnen und -partnern.
Bei Fragen oder Interesse kontaktieren Sie uns gerne.
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Förderstiftung MHHplus
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Covid-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI)
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Kollegiatin des Clinician Scientist Program PRACTIS der Medizinischen Hochschule Hannover (gefördert von der DFG)
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Hochschulinterne Leistungsförderung (HiLF I)
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Habilitationsförderung im Rahmen des Ellen-Schmidt-Programms der MHH
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Publikationen bei PubMed Podcast
Geschlechtsaspekte bei CED: Sind unsere Patient*Innen nicht alle gleich?
AG Team
Dr. med. Miriam Wiestler
Funktionsoberärztin Infusionsambulanz / Klinikadministration
Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie
Ernährungsmedizinerin DAEM/DGEM
Abdomensonographie DEGUM Stufe I
- Lea Pueschel, M.Sc.
Frau Püschel ist Datenwissenschaftlerin und hat einen Abschluss im Bereich Medizinisches Informationsmanagement.
- Josephine Conrad - Doktorandin (Dr. med.)
- Stefanie Fuhrberg - Doktorandin (Dr. med.)
- Jennifer Gill, Ärztin - Doktorandin (Dr. med.)
- Leonie Kuhn - Doktorandin (Dr. med.)
- Navid Pueschel, B.Sc. (Psychologie)
- Marie-Louise Witte, M.A. (Medizinisches Informationsmanagement)
Die AG Wiestler sucht motivierte DoktorandInnen und StudentInnen. Bei Interesse schicken Sie uns gerne eine aussagekräftige Bewerbung.