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Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie

Neue Publikation der AG von PD Dr. med. Richard Taubert

Verbesserte Genauigkeit zur Diagnose der Autoimmunhepatitis

Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine seltene Erkrankung, die in Deutschland etwa 23 von 100.000 Menschen betrifft. Das Immunsystem attackiert aus unbekannter Ursache die eigene Leber. Unbehandelt kann die Erkrankung zur Leberzirrhose führen und eine Lebertransplantation notwendig werden lassen. Bei den meisten Patient:innen lässt sich die Erkrankung durch eine immunsuppressive Therapie gut kontrollieren und so die Entstehung der Leberzirrhose verhindern.

Die AIH kann sich vielfältig präsentieren, die Diagnose erfordert den Ausschluss anderer (Leber-)krankheiten und sowohl die Durchführung von Bluttests, als auch häufig einer Leberbiopsie. Im Blut zeigt sich bei Patient:innen mit AIH häufig eine Erhöhung des Immunglobulin G (IgG), einer Klasse von Antikörpern, also Proteinen, die z.B. Viren und Bakterien neutralisieren. Weiterhin finden sich häufig antinukleäre sowie Smooth Muscle Antikörper. Dies sind spezielle Antikörper, die sich gegen körpereigene Strukturen richten, sogenannte Autoantikörper.

Das diagnostische Problem ist, dass sich diese Autoantikörper zum einen nicht bei allen Patient:innen mit AIH nachweisen lassen und zum anderen auch unspezifisch bei Menschen mit anderen Erkrankungen finden.

Bei der Suche nach genaueren Antikörpertests zur Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit sind Dr. Taubert und Dr. Engel, Erstautoren der aktuellen Arbeit, auf eine Besonderheit der IgG bei Patient:innen mit AIH aufmerksam geworden.

IgG bei Patient:innen mit AIH gehen mit vielen verschiedenen Proteinen eine Bindung ein, sie sind polyreaktiv. Unter anderem binden sie auch an das Protein HIP1R, welches im gesamten Körper vorkommt. Die Bindung der polyreaktiven IgG (pIgG) wurde in über 1.000 Proben aus zehn europäischen Zentren untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass pIgG genauer für die Diagnose der AIH sind als die herkömmlichen Autoantikörper. Dabei werden durch den Nachweis von pIgG auch AIH Patient:innen erkannt, bei denen keine klassischen Autoantikörper nachweisbar sind.

Die Ergebnisse sind hochrangig in Hepatology publiziert worden (Taubert, R., Engel, B., et al., (2021), Quantification of polyreactive immunoglobulin G facilitates the diagnosis of autoimmune hepatitis. Hepatology. Accepted Author Manuscript.

Es besteht die Hoffnung, dass die Bestimmung von pIgG in Zukunft einigen Patient:innen Leberbiopsien ersparen kann. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren ist das Ergebnis außerdem innerhalb eines Tages zu erhalten.

In Zukunft soll der Test möglichst vielen Laboren zugänglich gemacht werden. Ein Patent wurde durch das europäische Patentamt erteilt.

Dr. Taubert und Dr. Engel werden zusammen mit Dr. Jäckel die Weiterentwicklung und den Einsatz des Testes in der Klinik und in weiteren Projekten vorantreiben.