Das Myomzentrum der MHH
Leitung: Dr. med. Constantin Zwergel
Myome als häufigste gutartige Tumore der Frau beeinflussen in nicht unerheblicher Häufigkeit die Fruchtbarkeit und sind oft auch mit Symptomen wie Blutungen und Schmerzen assoziiert. In unserem Myomzentrum können wir Sie umfassend beraten und Ihnen aus einer Vielzahl an Alternativen eine geeignete Therapie anbieten.
Inhalt
- Termine / Anmeldung
- Das Myomzentrum
- Fragen und Antworten
- Kinderwunsch und Myomtherapie
- Unterstützende Angebote
Was sind Myome?
Zum Interview auf YouTube
Im Interview beantwortet Herr Dr. Constantin Zwergel Fragen rund um Myome.
Was sind Myome?
Myome sind gutartige Tumore in der Gebärmuttermuskulatur. Sie entstehen aus einer Zelle und können wachsen, was Beschwerden verursachen kann.
Was sind die Einfluss-Faktoren auf Myome?
Myome sind in der Regel abhängig von den weiblichen Hormonen wie zum Beispiel dem Östrogen. Daher sind sie häufig ein Thema bei Frauen im gebärfähigen Alter, also von der ersten Periode bis in die Wechseljahre.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau ein Myom bekommt?
Die Wahrscheinlichkeit ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel von der Ethnizität. Bei African Americans zeigt sich ein häufigeres Vorkommen. Ungefähr die Hälfte aller Frauen haben in ihrem Leben ein Myom, aber nicht alle Myome müssen behandelt werden.
Wie werden Myome diagnostiziert?
Die Diagnostik kann durch den niedergelassenen Gynäkologen oder die niedergelassene Gynäkologin erfolgen. Zunächst erfolgt ein Patientengespräch, um die Beschwerden festzustellen. Wichtig ist natürlich auch die klinische Untersuchung in Form von Bauch abtasten und einer Ultraschalluntersuchung, welche sowohl durch die Bauchdecke als auch vaginal erfolgen kann. Dadurch kann das Vorhandensein, die Anzahl und die Größe von Myomen diagnostiziert werden. Können Myome bösartig sein? Myome sind zu über 99% gutartige Tumore. Bösartige Myome fallen in der Regel durch Auffälligkeiten bei einer Untersuchung auf.
Welche Symptome verursachen Myome?
Myome können lageabhängig verschiedene Symptome verursachen. Es gibt Myome, die in der Gebärmutterhöhle liegen und dadurch häufig Blutungsstörungen oder Probleme bei einer Schwangerschaft verursachen. Myome, welche in den Bauchraum ragen, können anatomisch auf andere Organe drücken wie z.B. der Blase und Probleme beim Harn lassen oder Schmerzen verursachen.
Wann müssen Myome behandelt werden?
Myome sollten dann behandelt werden, wenn die Beschwerden machen. Kleine Myome ohne Beschwerden oder Auffälligkeiten können teilweise belassen werden. Genau diese Fragen werden in der Myomsprechstunde individuell besprochen.
Therapiemöglichkeiten
Frau Prof. Dr. Schippert erklärt die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie bei Myomen.
Welche Optionen gibt es, die Myome medikamentös zu behandeln?
Es gibt verschiedene Präparate, die zur Myomtherapie zugelassen sind. Die relativ neuen Präparate können Blutungsstörungen behandeln wie z.B. starke oder schmerzhafte Blutungen und werden meist gut vertragen mit relativ wenigen Nebenwirkungen. Sie greifen in den Hormonhaushalt ein und entziehen dem Körper Hormone, sodass das Myom ausgehungert wird. Ältere Präparate versetzen die Patientin künstlich in die Wechseljahre, was zu stärkeren Nebenwirkungen führt und daher die neueren Präparate bevorzugt werden. Mit den genannten Präparaten kann bzw. darf man jedoch nicht schwanger werden, weshalb abzuwägen ist, welche Patientinnen von einer medikamentösen Therapie profitieren.
Eine Verhütungspille stellt keine Myomtherapie dar. Diese könne zwar Blutungsstörungen behandeln, jedoch können die darin enthaltenen weiblichen Hormone das Wachstum der Myome fördern.
Was sind die Vor- und Nachteile dieser Therapie?
Die Vorteile sind, dass Frauen, die aus diversen Gründen nicht operiert werden wollen oder können oder die auch schon den Wechseljahren nahe sind, eine Operation umgehen können. Bei jüngeren Frauen wird diese Therapie eher ungern gewählt, da der Zeitraum bis zu den Wechseljahren noch sehr lang ist und ein Kinderwunsch nicht umsetzbar ist, sofern dieser besteht.
Frau Dr. med. Cornelia Dewald erklärt die Möglichkeiten der radiologischen Therapie.
Welche Optionen gibt es die Myome radiologisch zu behandeln?
Myome können radiologisch mit der minimalinvasiven Uterus-Myom-Embolisation behandelt werden. Dieses Verfahren kommt insbesondere für Patientinnen in Frage, bei denen der Uterus erhalten werden soll, die keine Operation wollen oder wo eine Operation mit Vollnarkose nicht möglich ist. Dabei wird unter Lokalanästhesie mit der Schlüsselloch-Technik ein kleiner Schnitt, meist in der Leiste, gemacht. Von da aus wird ein Katheter in das Gefäß eingeführt, welches das Myom im Uterus mit Blut versorgt. Durch das Verschließen dieses Gefäßes mit Mikropartikeln kann das Myom nicht mehr mit Blut und Nährstoffen versorgt werden, sodass es in den folgenden Wochen und Monaten kleiner wird und damit keine Symptome mehr verursacht. Es gibt außerdem die Möglichkeit des fokussierten Ultraschalls zur Behandlung von Myomen.
Wer führt diese Therapie durch?
Die Uterus-Myom-Embolisation wir in der Radiologie der MHH durchgeführt. Die Patientinnen werden in der Gynäkologie aufgenommen und die Behandlung wird dann in der Radiologie unter Röntgenkontrolle durchgeführt. Die Radiologie führt täglich Katheteruntersuchungen auch in anderen Fachgebieten durch und ist dadurch auf diesem Gebiet Spezialist.
Was sind Vor- und Nachteile?
Die Vorteile der Uterus-Myom-Embolisation sind, dass man keine Vollnarkose benötigt, es bleibt nur ein sehr kleiner Schnitt in der Leiste zurück und in der Regel ist die Patientin schnell wieder auf den Beinen. Des Weiteren wird der Uterus erhalten, während das Myom behandelt wird.
Zu den Nachteilen gehört, dass bei dem Eingriff Schmerzen auftreten können, weshalb bei dem Eingriff eine Schmerzpumpe gelegt wird, damit keine Schmerzen auftreten. Außerdem ist dieser Eingriff für Patientinnen geeignet, die eine abgeschlossene Familienplanung haben. Für Frauen mit Kinderwunsch kommen andere Therapiemöglichkeiten in Frage.
Herr Dr. Constantin Zwrgel erklärt die Myomtherapie mit Sonata.
Was ist die Myom-Behandlung mit Sonata?
Bei der Sonata-Therapie wird vaginal ein dünnes Instrument durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter eingeführt, sodass die Myome dort vor Ort ohne größere operative Eingriffe behandelt werden können.
Warum bietet die Frauenklinik der MHH diese Therapie an?
Als interdisziplinäres Myomzentrum möchten wir ein breites Behandlungsspektrum anbieten. Insbesondere für Patientinnen mit gewissen Vorerkrankungen oder vielen Operationen in der Vorgeschichte ist die Therapiemöglichkeit oftmals eine geeignete Option.
Wie funktioniert denn die Sonata-Behandlung?
Bei der Behandlung wird Sonata durch die Vagina in die Gebärmutterhöhle eingeführt. Mittels Ultraschall wird das Myom ausfindig gemacht. Anschließend wird das Myom gezielt erhitzt und damit therapiert. Dies führt dazu, dass die Myome schrumpfen und sich gleichzeitig die Symptome und vor allem die Blutungsbeschwerden in den darauffolgenden Monaten bessern. Diese Methode ist sehr schonend und hinterlässt keine Einschnitte oder Narben.
Kann jedes Myom mit Sonata behandelt werden?
Nicht jedes Myom kann mit der Sonata-Therapie behandelt werden, aber sehr viele. Myome, die rein in die Gebärmutterhöhle wachsen oder gestielte Myome, die in den Bauchraum gewachsen sind, können mit dieser Methode nicht behandelt werden. Alle anderen Myome können größtenteils damit gut behandelt werden. In der Myomsprechstunde wird dies individuell besprochen.
Was sind die Unterschiede dieser Behandlungsmethode im Vergleich zu operativen Alternativen?
Diese Methode bietet eine Reihe von Vorteilen. Dadurch, dass von vaginal operiert wird, muss kein Bauchschnitt oder Bauchspiegelung gemacht werden. Daher können sich die Patientinnen relativ rasch erholen und haben keine Beschwerden wie Schmerzen oder Wundheilungsstörungen. Ein weiterer Vorteil ist, dass vor Ort die Myome per Ultraschall ausfindig gemacht werden und dabei auch Myome festgestellt werden können, die zuvor in der Untersuchung nicht zu erkennen waren. Dadurch können sämtliche Myome, die dargestellt werden können, therapiert werden, sodass in der Regel nur ein Eingriff notwendig ist.
Herr Prof. Dr. Matthias Jentschke erklärt die operative Myomtherapie.
Wann sollte ein Myom operativ behandelt werden?
Grundsätzlich sind Myome sehr häufig und nicht jede Frau, bei der ein Myom festgestellt wird, muss operiert werden. Myome sollen dann behandelt werden, wenn sie Beschwerden machen. Eine operative Therapie kommt zum Beispiel in Frage, wenn eine medikamentöse Therapie nicht gewünscht ist oder keinen Erfolg zeigt.
Welche OP-Methoden gibt es denn für welches Myom?
Die Art der Operation richtet sich nach der Lage der Myome. Wenn das Myom in der Gebärmutterhöhle liegt, ist der Zugang auf natürlichem Wege mit einer Gebärmutterspiegelung durch die Vagina möglich, sodass am Bauch nicht operiert werden muss. Anders ist das bei Myomen, die in oder außen auf der Gebärmutterwand liegen. Diese werden über die Bauchhöhle minimalinvasiv mit der sogenannten Schlüsselloch-Technik operiert. Dabei werden durch kleine Schnitte Kamera und Instrumente in die Bauchhöhle eingeführt, sodass alles über einen Bildschirm vergrößert zu sehen ist und dann die Myome operiert werden können.
Wann macht eine Gebärmutterentfernung Sinn?
Wenn eine Patientin mit Myomen die Familienplanung abgeschlossen hat, es also nicht mehr notwendig ist, die Gebärmutter zu erhalten, dann ist es durchaus sinnvoll in Erwägung zu ziehen, die Gebärmutter vollständig oder teilweise zu entfernen. Denn dadurch wird das Risiko minimiert, dass sich neue Myome bilden.
Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man entfernt die Gebärmutter vollständig, also sowohl den Gebärmutterkörper, als auch den Gebärmutterhals. Dies nennt man eine totale Gebärmutterentfernung.
Man kann aber auch den Gebärmutterhals belassen, da dies gegebenenfalls den Vorteil hat, dass sich die Anatomie im oberen Bereich der Vagina nicht verändert und in dem Fall wird dann nur der Gebärmutterkörper entfernt. Dabei wird der Gebärmutterkörper vom Gebärmutterhals abgetrennt und aus dem Bauchraum über einen speziellen Bergebeutel entfernt werden.
Grundsätzlich kann eine Gebärmutterentfernung minimalinvasiv erfolgen, was für die Patientinnen relativ schonend abläuft. Das geht mit einer normalen Bauchspiegelung, kann aber auch über den Da-Vinci-Operationsroboter durchgeführt werden.
Bei sehr großen Myomen kann es nötig sein einen Bauchschnitt durchzuführen. Dieser wird, ähnlich wie beim Kaiserschnitt, quer über den Unterbauch gesetzt.
Kinderwunsch und Myomtherapie
Wann können Myome den Kinderwunsch beeinflussen?
In Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren können Myome den Kinderwunsch beeinträchtigen. Dazu gehören die Größe und Lage der Myome und damit, wie sie die Gebärmutter beeinflussen. Des Weiteren ist es abhängig von dem Alter der Betroffenen, ob Beschwerden bei der Menstruation bestehen und ob sie bereits Kinder haben.
Welche Myome spielen beim Kinderwunsch die größte Rolle?
Das sind vor allem die Myome, die Richtung Gebärmutterhöhle wachsen. Dies sind die submukösen Myome und und die intramuralen Myome. Aber auch große Myome, die in den Bauchraum wachsen, können vor allem in der Schwangerschaft zu gravierenden Beschwerden führen zum Beispiel in Form von frühzeitiger Wehentätigkeit oder Problemen bei der Geburt.
Was ist bei der Therapie zu beachten?
Das ist grundsätzlich sehr individuell. Zum Beispiel ist bei einer Frau mit Kinderwunsch das Ziel die Gebärmutter zu erhalten, sodass die Form der Therapie gut abgewogen werden muss.
Welche Rolle spielt ein Kinderwunsch-Zentrum?
Die Zusammenarbeit der gynäkologischen Chirurgie und dem Kinderwunsch-Zentrum ermöglicht es, den Kinderwunsch bei der Behandlung besonders zu berücksichtigen. Auch bei anderen Fruchtbarkeitsproblemen kann das Kinderwunsch-Zentrum therapieren, zum Beispiel wenn auch der Mann Befunde hat, welche das Schwangerwerden beeinflussen.