Moderne resorbierbare Osteosynthesematerialien

In der Chirurgie haben sich über die Zeit Osteosynthesematerialien wie Schrauben, Drähte, Pins und Osteosyntheseplatten aus rostfreiem Stahl oder Titan für die Versorgung von Knochenbrüchen fest etabliert. Die Tatsache, dass einige dieser Implantate in einer zweiten Operation geplant wieder entfernt werden oder bei Problemen auch ungeplant wieder entfernt werden müssen, hat dazu geführt an resorbierbaren bzw. selbstauflösenden Materialien zu forschen. In der Vergangenheit hatten diese Bestrebungen wie bei Produkten aus reinem Magnesium oder Polymilchsäure keinen Erfolg aufgrund zu der zu geringen Belastbarkeit und lokal destruierender unkontrollierter Abbauprozesse.
Durch Fortschritte in der Materialforschung ist es nun gelungen Osteosynthesematerialien aus einer speziellen Magnesiumlegierung mit einer kontrollierten Degradation zu entwickeln. Neben der Chirurgie werden solche Materialien ebenfalls angewandt, wie zum Beispiel Koronarstents in der interventionellen Kardiologie. Seit 2013 ist vom Hersteller Syntellix AG eine Kompressionsschraube aus einer Magnesiumlegierung auf dem Markt mit CE-Zertifizierung zugelassen. Seither wird das Portfolio an resorbierbaren Osteosynthesematerialien stetig erweitert.
Klinische Anwendung in der Handchirurgie
In unserer Klinik sind ist die bioabsorbierbare Kompressionsschraube MAGNEZIX®CS fester Bestandteil in der Therapie der frischen Kahnbeinfraktur. Zusammen mit der Zugschraube MAGNEZIX®CBS können nahezu alle Eingriffe an Knochen der Hand durchgeführt werden, wie intraartikuläre und extraartikuläre Frakturen, Arthrodesen, Osteotomien und Pseudoarthrosen, kleine knöcherne Band- und Sehnenausrisse, sowie osteochondrale Frakturen und Dissekate.
Vorteile
Im Gegensatz zu herkömmlichen Materialien wie Titan entfällt in jedem Fall die Metallentfernung und eine zweite chirurgische Operation wird überflüssig. Nach ca. 2 Jahren hat der Patient kein Fremdmaterial mehr im Körper, weil das Osteosynthesematerial zu eigenem Knochen umgebaut, bzw. ersetzt wird. In Studien konnte zusätzlich gezeigt werden, dass das enthaltene Magnesium einen fördernden Effekt auf die Knochenheilung hat und diese beschleunigt.
Klinische Studien
Als Leitendes Studienzentrum führt die Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand und Wiederherstellungschirurgie die deutschlandweite Multicenterstudie SCAMAG unter der Leitung von Dr. Sören Könneker und Prof. Dr. Peter M. Vogt durch, um im Vergleich zu herkömmlichen Materialien aus Titan mögliche feine Unterschiede in der Behandlung festzustellen und bei den neuen Medizinprodukten für mehr Evidenz in der chirurgischen Behandlung zu sorgen. In weiteren Studien werden die ersten Langzeitergebnisse der ersten Anwender resorbierbarer Osteosynthesematerialien untersucht.