Gesundheit

„Weil Krebs nicht an Landesgrenzen Halt macht“

Projekt vom CCC der MHH fördert Prävention und Screening von Gebärmutterhalskrebs in Indonesien.

eine Gruppe von Menschen, im Hintergrund stehen Menschen in medizinischer Kleidung, im Vordergrund sitzen Menschen auf Stühlen

Professor Haier und Professor Peter Hillemanns bei der Gynäkologenschulung für die Durchführung der Kolposkopie nach Screening. Copyright: Maike Isfort / MHH

Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Wichtigster Risikofaktor ist eine Infektion mit dem Humanem Papilloma Virus (HPV). Gleichzeitig ist Gebärmutterhalskrebs eine der wenigen Krebsarten, die sich mithilfe von Impfung und Screening präventiv verhindern lässt. Um den Krebs zu eliminieren, ist eines der Ziele der Weltgesundheitsorganisation, dass mindestens 70 Prozent aller Frauen eine Früherkennungsuntersuchung erhalten sollen. Die Herausforderung dabei: Insbesondere in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen, wie Indonesien, bestehen noch Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Präventionsprogrammen. Hier knüpft das Projekt IndoCerCa „Populationsbasiertes Gebärmutterhalskrebs-Screening und Präventionsansätze in Indonesien“ an, das vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der MHH geleitet wird. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Allianz für Forschung zur Globalen Gesundheit (GLOHRA) gefördert.

Seit dem Jahr 2019 gibt es in Indonesien ein nationales Programm zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs für verheiratete Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Die in Indonesien bisher zugelassenen Screening-Methoden sind Pap-Tests und eine visuelle Inspektion mit Essigsäure (VIA). Das Problem ist, dass bislang viele Frauen nicht erreicht werden. Gründe hierfür sind unter anderem der nicht flächendeckende Zugang zu Gesundheitseinrichtungen sowie Akzeptanzschwierigkeiten, zur Früherkennung zu gehen. Außerdem ist die VIA ein nicht sehr zuverlässiges Screeningverfahren.

HPV-Selbsttest zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs

„Ziel unseres sektorenübergreifenden Projekts ist es, klinisch-effektive, kostengünstige und vor allem von der Zielgruppe akzeptierte Strategien zur Elimination von Gebärmutterhalskrebs in Indonesien zu etablieren“, sagt Professor Jörg Haier, Projektleiter und Geschäftsführer des CCC an der MHH. „Im Projekt untersuchen wir Selbsttests, die Auskunft über eine mögliche Infektion mit dem HP-Virus geben. Hierfür erheben und analysieren wir sowohl Implementierungsbarrieren als auch Aspekte, wie Akzeptanz und den Zugang zur Versorgung bei der Einführung der Test“. Als ein Teilprojekt wird aktuell eine klinische Studie mit 2.000 Frauen durchgeführt, in der zwei verschiedene Techniken zu HPV- Selbsttests verglichen werden.

Eine ähnliche Studie („HaSCo“) ging als Teil des Präventionsprogramms des CCC mit 20.000 Frauen im Oktober 2021 in Hannover unter der Leitung von Professor Peter Hillemanns und Professor Matthias Jentschke der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an den Start. Die Prävention von Gebärmutterhalskrebs ist einer der Forschungsschwerpunkte der MHH-Frauenklinik, Infektion und Krebs einer der Forschungsschwerpunkte im CCC.

Krebskompetenz stärken

Da viele Herausforderungen im Zusammenhang mit der Gesundheits- bzw. Krebskompetenz stehen, erarbeitet IndoCerCa zugleich Kommunikationsstrategien, die an die Zielgruppen und ihr sozioökonomisches Umfeld angepasst sind. Mit Hilfe eines Kommunikationskonzepts, das speziell auf indonesische Krebskompetenzbarrieren ausgelegt ist, soll die geplante nationale Einführung des Selbstproben-Screening-Ansatzes für Gebärmutterhalskrebs begleitet werden. Hierfür werden Informationsmaterialen angepasst und erstellt, die sich an medizinisches Fachpersonal, teilnehmende Frauen und das soziale Umfeld richten. Dazu zählen unter anderem Schulungs- und Aufklärungsvideos, die im Juni in Zusammenarbeit mit der Universität Muhammadiyah Yogyakarta produziert wurden. Erfahrungen aus diesen Analysen können dann auch für vulnerable Gruppen in Deutschland genutzt werden.

Es braucht den Austausch

Projektleiter Professor Haier pflegt seit mehr als zehn Jahren eine enge Zusammenarbeit mit Indonesien. Neben gemeinsamen Forschungsprojekten unterstützt er die Weiter- und Fortbildung der indonesischen Kolleginnen und Kollegen, unter anderem durch die Einbindung in Promotionsprogramme oder Praxisaufenthalten in Deutschland, um Nachwuchskräfte zu fördern. „Krebs macht nicht an Landesgrenzen Halt. Vor dem Hintergrund der globalen Gesundheit sehe ich es als eine wichtige Aufgabe, anderen Ländern Unterstützung anzubieten, im Austausch zu sein und zu bleiben, Wissen, Erfahrung und Expertise zu teilen“.

Autorin: Maike Isfort