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Sarah Schott trifft ihren Lebensretter

Sarah Schott lebt dank einer Organspende und einer T-Zell-Therapie.

Sarah Schott, Nick Seidel Professorin Dr. Britta Maecker-Kolhoff  und Professorin Dr. Britta Eiz-Vesper stehen vor dem Gebäude der MHH Blutspende und schauen in die Kamera.

Freuten sich über den Besuch von Sarah Schott und Nick Seidel (Mitte): Professorin Dr. Britta Maecker-Kolhoff (links) und Professorin Dr. Britta Eiz-Vesper (rechts). Copyright: Karin Kaiser/MHH

Stand: 05. September 2022

Sarah Schott ist eine ganz „normale“ junge Frau. Die 26-Jährige möchte Lehrerin werden, studiert in Koblenz, wohnt mit ihrem Freund und ihrer Freundin in einer WG, fährt gerne Fahrrad und genießt das Leben. Das war nicht immer so. Zwei Mal wäre ihr Leben fast vorbei gewesen – hätte es nicht auch zwei Lebensretter gegeben. Nick Seidel ist einer von ihnen. Der junge Mann aus Hannover hatte die T-Zellen gespendet, mit deren Hilfe Sarah den Lymphdrüsenkrebs besiegen konnte. Am 16. Mai 2022 trafen sich die beiden in der MHH und lernten sich kennen.

Die Krebserkrankung war durch das sogenannte Epstein-Barr-Virus verursacht worden. Gegen dieses Virus bekam Sarah insgesamt drei Transfusionen, die aus den T-Zellen von Nick hergestellt worden war. Die erste im Januar, die zweite im Februar und die dritte im April 2021. „Ich wollte mich unbedingt bei dem Spender bedanken“, sagt die junge Frau. Am liebsten hätte sie das schon viel früher getan, aus datenschutzrechtlichen Gründen erfuhr sie aber erst nach über einem Jahr, wer ihr Lebensretter war. Weil Nick im MHH Institut für Transfusionsmedizin und Transplant Engineering gespendet hatte und die T-Zellen dort auch zu dem speziellen Arzneimittel aufbereitet worden waren, verabredeten sich die beiden in dem Institut. Zu dem Treffen verholfen hatte ihnen der SWR-Reporter Jürgen Schmidt, der Sarah seit vielen Jahren filmisch begleitet.

„Ich war total aufgeregt, ich wusste ja nichts über Nick“

So beschreibt Sarah das Gefühl vor dem Treffen. Nick ging es nicht anders. Er hatte jedoch einen kleinen Vorteil. „Ich konnte mir durch Sarahs Posts auf Instagram einen Wissensvorsprung holen und schon einiges über sie erfahren“, berichtet der 25-jährige Maschinenbaustudent. Wer Sarah auf Instagram folgt, bekommt berührende Einblicke in ihre Lebensgeschichte: Seit ihrer Kindheit leidet sie an der angeborenen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Der Zustand ihrer Lunge verschlechtert sich stetig. Im Sommer 2019 bewahrt sie die Transplantation einer gespendeten Lunge vor dem Tod. Dann der nächste Schock: Im April 2020 erkrankt sie an Lymphdrüsenkrebs, sie hat einen Tumor im Bauch. Eine Antikörpertherapie hilft nicht, die anschließende Chemotherapie schlägt ebenfalls nicht an. Als Alternative zu einer komplizierten Stammzelltransplantation bleibt jetzt nur die Therapie mit spezifischen T-Zellen.

T-Zellen-Spender sind leichter zu finden als Stammzellspender

T-Zellen sind Immunzellen, die direkt die Tumorzellen angreifen. Sie werden durch ein spezielles Blutspendeverfahren gewonnen und anschließend Virus-spezifisch angereichert. „Einen passenden Spender zu finden, ist bei T-Zellen nicht ganz so schwierig wie bei Organen oder Stammzellen“, erklärt Professorin Dr. Britta Eiz-Vesper vom Institut für Transfusionsmedizin und Transplantat Engineering. Doch mit den Immunzellen allein ist es nicht getan. Die Gewebemerkmale (HLA) müssen auch hier zumindest teilweise übereinstimmen. Außerdem müssen im Blut des Spendenden spezifische T-Gedächtniszellen vorhanden sein. Denn diese sollen im Körper der Empfängerin oder des Empfängers eine Immunantwort gegen die infizierten Zellen auslösen und so die Erkrankung bekämpfen. Die T-Zellpräparate, die Professorin Eiz-Vesper und das Team, zu dem auch Frau Professorin Dr. Britta Maecker-Kolhoff aus der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie gehört, aus den Spenden herstellen, sind sogenannte personalisierte Arzneimittel, die ganz gezielt für eine erkrankte Person generiert werden.

Genau so ein zelltherapeutisches Medikament schlug bei Sarah an. „Ich bin seit einem Jahr krebsfrei“, sagt sie glücklich. Mit ihrer transplantierten Lunge läuft ebenfalls alles gut. Zwei Menschen verdankt sie ihr Leben – zumindest einen konnte sie nun treffen. „Es war sehr locker und zum Glück haben wir uns auch nicht nur über die Krankheit unterhalten“, berichtet Sarah. So sieht es auch Nick. Er ist beeindruckt davon, mit welchem Mut und Optimismus sich Sarah durchgekämpft hat. „Es freut mich riesig, dass sie jetzt wieder ein fast normales Leben führen kann“, sagt er. Gemeinsam mit Professorin Eiz-Vesper sahen sich beide das Labor an, in dem die T-Zellen zu Arzneimitteln verarbeitet werden. Derzeit gibt es im alloCELL Register des Instituts über 4.000 mögliche Spenderinnen und Spender. Von deren Engagement ist Professorin Eiz-Vesper begeistert. „Wenn wir sie anrufen und um Hilfe bitten, setzen sie alles in Bewegung, um eine T-Zellspende zu ermöglichen.

Das Video zu diesem besonderen Treffen gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=GXrwJdOJX9Q

Weitere Informationen über die T-Zell-Therapie:

www.alloCELL.org

www.mhh.de/itt

Autorin: Tina Götting