Gesundheit

Wie Bonding nach der Geburt wirkt

Enger Hautkontakt stärkt die Bindung zwischen Baby und Eltern.

Caroline F. und ihre Tochter Alina liegen im Krankenhausbett und kuscheln

Caroline F. und Alina: Haut an Haut kuscheln – so einfach kann ein erster Grundstein für eine enge Beziehung gelegt werden. Copyright: Carolin Korth/ MHH

Stand 25. Juli 2022

Den 29. Mai 2022 wird Caroline F. nie vergessen. An dem Tag wurde ihre Tochter Alina geboren. „Die Geburt ging sehr schnell und noch bevor Alina angezogen wurde, hat mir die Hebamme die Kleine nackt auf den Bauch gelegt“, erinnert sich die junge Mutter. „Das war wunderschön, Alina wurde dadurch ruhiger und ich hatte das Gefühl, schon eine Verbindung mit ihr aufbauen zu können.“ Der enge Hautkontakt zwischen Mutter und Kind direkt nach der Geburt vermittelt Schutz, Wärme, Liebe und Zuwendung. Er wird auch Bonding genannt. In der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe wird Bonding bereits seit 2009 praktiziert. Mit dem Konzept „Rundum geborgen“ möchte das Geburtsteam die Eltern nun dazu animieren, das Ritual auch in den ersten Lebenswochen und -monaten fortzuführen.

„Eine gute Bindung ist essenziell für die Entwicklung einer Familie und mit dem Hautkontakt so einfach zu erreichen“, erklärt Cornelia Kastaun, Leiterin der Elternschule in der Frauenklinik. Hinter dem Konzept „Rundum geborgen“ stehen alle Bereiche, die in der MHH mit der Geburt eines Kindes zu tun haben: die Elternschule, der Kreißsaal, die Mutter-Kind-Station und die Frühgeborenen-Station. „Alle wissen, wie wichtig der intensive Hautkontakt zwischen Baby und Eltern ist und fördern ihn aktiv“, sagt Cornelia Kastaun. Die Hebammen der Elternschule erklären den werdenden Eltern schon in den Geburtsvorbereitungskursen, welche Vorteile der enge Hautkontakt hat. „Die Babys und Mütter sind entspannter, die Milchbildung wird angeregt, das Stillen funktioniert besser und das Baby nimmt besser zu“, berichtet Cornelia Kastaun. Darüber hinaus werden die Eltern sicherer im Umgang mit dem Neugeborenen.

Mutter und Kind sind insgesamt entspannter

So wie Caroline F. „Das Bonding hat mir geholfen, über die anfängliche Unsicherheit hinwegzukommen. Und auch Alina tat es gut. Schließlich war sie zehn Monate in meinem Bauch, hat meinen Herzschlag gehört und meine Atmung gespürt - und plötzlich nicht mehr. Der enge Hautkontakt war genau das Richtige für uns beide.“ Auch in den Tagen nach der Geburt hat sich die 32-Jährige ihre Tochter immer wieder auf die Brust gelegt, wenn die Kleine unruhig war oder weinte. Positive Effekte des Rituals bestätigt auch Carina Hormann, Leitung der Mutter-Kind-Station. Sie beobachtet, dass fast alle Frauen das Bonding als sehr wohltuend empfinden. Mutter und Kind seien dadurch insgesamt entspannter. Carina Hormann und ihre Kolleginnen animieren die Mütter immer wieder zum Bonding und fordern sie auf, auch nach dem Aufenthalt in der Geburtsklinik damit fortzufahren. 

Damit die Eltern das Ritual zu Hause nicht vergessen, steht das Geburtsteam der MHH mit niedergelassenen Hebammen und Gynäkologen in engem Kontakt und hofft, dass auch sie das Bonding aktiv unterstützen. „Wir propagieren unser Konzept bei jeder Gelegenheit, beispielsweise auf Fortbildungen für Fachpersonal und in Flyern“, erläutert Cornelia Kastaun. Sie plädiert für den engen Hautkontakt solange er den Eltern und Kindern gefällt. Mit „Eltern“ sind ausdrücklich auch die Väter gemeint. Dem kann sich Caroline F. nur anschließen. „Das holen wir zu Hause auf jeden Fall nach, damit Alina und mein Mann auch von Anfang an eine enge Beziehung aufbauen können.“

Autorin: Tina Götting