Dr. Katja Dinkelborg, PhD widmet sich als forschende Ärztin dem Hepatitis-E-Virus
Verbringt als forschende Ärztin gerne Zeit im Labor: Dr. Katja Dinkelborg, PhD. Copyright: Karin Kaiser/MHH
Wissenschaft oder Medizin, das ist keine Frage für Katja Dinkelborg. Sie macht einfach beides. Als promovierte Ärztin arbeitet sie an der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. Als Wissenschaftlerin forscht sie am TWINCORE, einer Gemeinschaftseinrichtung von MHH und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Im Juni 2025 hat sie zudem noch ihr PhD-Studium an der Hannover Biomedical Research School (HBRS) im Rahmen des Programms „Molecular Medicine“ beendet und mit der Bestnote „summa cum laude“ promoviert. Für den international verbreiteten Doktorgrad, der durch eigenständige Forschung sowie eine Dissertation erworben wird, hat sie auch gleich noch den HBRS PhD-Preis 2025 erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich an herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für eine Promotion mit exzellenten Ergebnissen verliehen. Und die hat Dr. Dinkelborg, PhD geliefert. Denn ein Teil ihrer Arbeit wurde Anfang dieses Jahres hochrangig veröffentlicht – in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“.
Forschungsstipendium in den USA
Die gebürtige Berlinerin kam auf Umwegen nach Hannover. Erst studierte sie Medizin in Göttingen, weil sie „in eine typische nette Universitätsstadt“ ziehen wollte. Während des Studiums führte ein Forschungsstipendium der Stiftung Boehringer Ingelheim Fonds nach Boston, USA. An der MHH absolvierte sie dann ihr praktisches Jahr, unter anderem in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie] „Schon als Studentin war ich fasziniert von der Leber“, erinnert sich die 31-Jährige. Ebenso wie das Organ übt auch die Forschung Faszination auf sie aus. Beides verbinden kann sie am Twincore-Institut für Experimentelle Virologie in der Arbeitsgruppe von Privatdozent (PD) Dr. Patrick Behrendt. Dieser hatte ihr auch vorgeschlagen, ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten zu stärken und den PhD zu machen. Ein Clinical-Leave-Stipendium des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) ermöglichte es der jungen Ärztin, sich eineinhalb Jahre für die Forschungsarbeit freistellen zu lassen. Dabei widmete sie sich dem Lebervirus Hepatitis E, eine in der Bevölkerung eher unbekannte aber dennoch sehr weit verbreitete Infektion.
Klinik und Wissenschaft verbinden
Bei Gesunden verläuft die Infektion ohne Symptome und bleibt daher unbemerkt. Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder mit Leberschädigungen können dagegen ernsthaft erkranken und sogar sterben. „Wir haben einen Antikörper entdeckt, der einen bestimmten Virusbaustein erkennt und das Virus neutralisieren kann“, erklärt Dr. Dinkelborg. Der Antikörper könnte sich sowohl als Impfstoff gegen das Virus als auch zur Hepatitis-E-Therapie eignen. Das Forschungsteam hat bereits eine Patentanmeldung eingereicht. Die Arbeit hat die Ärztin besonders begeistert, weil sie Klinik und Wissenschaft verbindet. „Man fängt bei den Patientinnen und Patienten an, bringt ihr Problem ins Labor und kommt mit den Ergebnissen zurück ans Krankenbett, um zu helfen“, schwärmt die 31-Jährige. Wie sie alles schafft? „Mit finanzieller Unterstützung durch Fördereinrichtungen und persönlicher Unterstützung durch Vorgesetzte wie etwa Klinikdirektor Professor Dr. Heiner Wedemeyer, PD Dr. Behrendt und Institutsleiter Professor Dr. Thomas Pietschmann“, sagt sie. So war es ihr auch möglich, während ihres PhD-Studiums Mutter zu werden, ohne ihre Forschungsarbeit beenden zu müssen. „Für die Elternzeit hat das DZIF eine wissenschaftliche Assistentin finanziert, damit das Projekt weiterlaufen konnte und die dort anschließend selbst als Doktorandin weitergearbeitet hat“, sagt sie.
Als forschende Ärztin möchte sie weiterarbeiten, vielleicht irgendwann anteilig noch mehr Zeit im Labor verbringen. „Die Arbeit in der Klinik macht mir viel Spaß, aber die Forschung ist meine Leidenschaft und erlaubt mir, flexibler zu arbeiten“, stellt sie fest und lacht. Und dieser Aspekt ist ihr mindestens ebenso wichtig, um nicht nur den Ansprüchen ihres Berufs- sondern auch ihres Privatlebens gerecht zu werden. Denn einen nicht unerheblichen Teil ihrer Zeit und ihrer Energie reserviert sie für ihre Familie – ihren Mann und ihre mittlerweile fast zweijährige Tochter.
Text: Kirsten Pötzke