Aus der MHH

„Hannover wird auch in Zukunft einer der internationalen Schrittmacher sein“

Professor Schmelzle ist neuer Leiter des MHH-Transplantationszentrums

Professor Schmelzle an seinem Schreibtisch in seinem Büro

Professor Schmelzle an seinem Schreibtisch in seinem Büro Copyright: MHH / Karin Kaiser

Stand: 25.04.2023

Professor Dr. Moritz Schmelzle leitet seit 1. Oktober 2022 die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover. Zum 1. April 2023 hat er von Professor Dr. Axel Haverich die Leitung des Transplantationszentrums übernommen.

Der Viszeralchirurg war zuvor stellvertretender Direktor der Chirurgischen Klinik an der Charité in Berlin und Standortleiter am Campus Virchow-Klinikum. Er ist ein ausgewiesener Experte für die Tumor- und Transplantationschirurgie mit einer besonderen Expertise in der laparoskopischen und robotischen Chirurgie. Wissenschaftlich interessiert er sich für Zelltransplantation und Organreparatur. Forschend tätig war er unter anderem an der Harvard Medical School, USA.

Fünf Fragen an Professor Schmelzle:

Wo steht das Transplantationszentrum aus Ihrer Sicht?

Die MHH gehört mit einer Vielzahl an bahnbrechenden wissenschaftlichen Innovationen zu den Wegbereitern der Transplantationsmedizin. Entsprechend ist die Transplantationsmedizin in der Forschung und in der Krankenversorgung einer der prägenden Schwerpunkte der MHH. Das Transplantationszentrum dient der Koordination aller an der Transplantation beteiligten Kliniken, Institute und Ambulanzen. Dies ist bei über 300 transplantierten thorakalen und abdominellen Organen pro Jahr und einer Vielzahl an translationalen Forschungsprojekten eine große Herausforderung. Dafür sind wir aber mit unserer Organisationsstruktur und dem erfahrenen Personal sehr gut aufgestellt.

Als neuer Leiter liegt die Weiterentwicklung des Transplantationszentrums in Ihren Händen. Was sind die ersten Schritte?

An der MHH findet aktuell ein Generationswechsel statt. Umso mehr freut mich, dass alle Leitungspositionen der am Transplantationszentrum beteiligten Kliniken und Institute inzwischen erfolgreich besetzt werden konnten. Nun gilt es, die großen Herausforderungen im Bereich der Transplantationsmedizin anzugehen und gemeinsam Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Von übergeordneter Bedeutung für die Weiterentwicklung der Transplantationsmedizin an der MHH ist dabei die enge Verknüpfung von Forschung und Klinik. Aufgabe des Transplantationszentrums der MHH wird es sein, ein Forum zum Austausch zu bieten und damit vorhandene Potentiale zu bündeln.

Welche Rolle spielt die Forschung im Zentrum?

An der MHH ist der translationale Gedanke in der Forschung beeindruckend stark ausgeprägt, also eine Erkenntnis aus dem Labor in die Krankenversorgung zu bringen. Das ist an der MHH so erfolgreich, weil Institute und Kliniken räumlich und personell eng verzahnt sind. Unser gemeinsamer Fokus liegt aktuell auf einer noch stärkeren Interdisziplinarität in der Transplantationsforschung, auf einer noch besseren Verknüpfung der Forschungsgruppen und der beforschten Themen. Gemeinsame Initiativen für Sonderforschungsbereiche, Exzellenzcluster und weitere Forschungsprojekte laufen derzeit auf Hochtouren. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam an der MHH wirklich einen Unterschied machen können.

Wie steht es um die Krankenversorgung?

Das Transplantationszentrum der MHH gehört mit über 15.000 durchgeführten thorakalen und abdominellen Organtransplantationen zu den größten Zentren der Welt. Die daraus resultierende enorme Erfahrung aller Beteiligter erlaubt es uns, selbst komplexeste Transplantationen mit einer hohen Behandlungsqualität und exzellenten Langzeiterfolgen durchzuführen. Die MHH wird ihrer historischen Rolle als einer der international sichtbaren „Schrittmacher“ auch in Zukunft gerecht werden, da habe ich keine Sorge. Dabei denke ich zum Beispiel an den Ausbau der Organperfusion. Sie ermöglicht es uns, selbst marginale Organe mit guten Ergebnissen zu transplantieren. Zudem werden wir auch die Lebendspende vermehrt anbieten, insbesondere auch bei Tumorpatientinnen und -patienten, und das zunehmend schonend mit dem OP-Roboter.

Welchen Stellenwert nimmt die Pflege ein?

Die Pflege ist für eine erfolgreiche Behandlung transplantierter Patientinnen und Patienten von zentraler Bedeutung. Insofern können wir uns an der MHH glücklich schätzen, dass im Sommer 2021 an der MHH die wichtige Initiative TransplantationsPflege gestartet wurde. Diese orientiert sich an etablierten Pflegekonzepten aus dem onkologischen Bereich und erlaubt durch die Spezialisierung auf die Pflege transplantierter Patientinnen und Patienten die Einhaltung allerhöchster Standards.

Besorgniserregend ist allerdings der zunehmende Fachkräftemangel in der Pflege.

Dies gilt natürlich insbesondere in dem spezialisierten Feld der Transplantationsmedizin, wo wir hochmotivierte und besonders qualifizierte Pflegekräfte dringend brauchen.