Ein Team von Ärzten und medizinischem Personal versorgt einen Schwerverletzten in der Notaufnahme der MHH

AG Polytrauma

In der Medizin bezeichnet man ein Polytrauma als mehrere, gleichzeitig entstandene Verletzungen verschiedener Körperregionen, von denen eine Verletzung oder deren Kombination lebensbedrohlich ist (Definition nach Prof. Dr. med. Harald Tscherne). Hierbei wird ein Polytrauma in Deutschland im Wesentlichen durch Verkehrsunfälle und durch Unfälle bei der Arbeit oder in der Freizeit verursacht. Weiterhin sind die schwerverletzte Patienten mit 70% der Fälle überwiegend männlich und im Durchschnitt ca. 40 Jahre alt. Wobei der Anteil an Patienten die das 70. Lebensjahr bereits überschritten haben kontinuierlich in den letzten 10 Jahren ansteigt.

Durch eine Verbesserung der präklinischen und klinischen Versorgung (z.B. Schockraumversorgung nach dem Advanced Trauma Life Support® [ATLS®]) von Schwerverletzten konnte in den letzten Jahrzehnten die Sterblichkeit deutlich gesenkt werden. Nichtsdestotrotz stellt das Polytrauma weiterhin die häufigste Todesursache unter 45 Jahren dar. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verstirbt jeder achte Schwerverletzte.
Dementsprechend haben aus sozioökonomischer Sicht unfallbedingte Todesfälle eine höhere Relevanz als bösartige Neubildungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da sie mit einem größeren Verlust an Lebensjahren assoziiert sind. Etwa die Hälfte der versterbenden Patienten erliegt in den ersten 24 Stunden nach dem Unfall den Verletzungen infolge eines schweren Schädel-Hirn-Traumas oder unstillbarer Blutungen. Die restlichen 50% der Versterbenden erliegen im weiteren klinischen Verlauf einem Multiorganversagen oder einer generalisierten Infektion (Sepsis). Beiden Krankheitsbildern liegt eine komplexe Entzündungsreaktion des gesamten Organismus zu Grunde.
Weiterhin treten deutlich häufiger Komplikationen bei der Frakturheilung nach Polytrauma auf im Vergleich zu Patienten die nur eine isolierte Fraktur erlitten haben. An den durchschnittlichen Klinikaufenthalt von 3 Wochen schließt sich dann eine lange Phase der gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Rehabilitation an, so dass eine vollständige Wiedereingliederung von Schwerverletzten durchschnittlich erst 49 Wochen nach dem ursprünglichen Unfall erreicht ist.

Daher untersucht unsere Arbeitsgruppe die zugrundeliegenden Mechanismen nach Polytrauma um diese zu verstehen und anschließend positiv beeinflussen zu können, für eine bessere und schnellere Heilung und Wiedereingliederung unserer Patienten in ihr altes Leben.

Da die Forschungsthemen in dieser AG sehr vielfältig sind, finden Sie folgend eine Übersicht der Publikationen der AG Polytrauma ab dem Jahr 2015:

 

  • Long Y, Bundkirchen K, Gräff P, Krettek C, Noack S, Neunaber C. Cytological Effects of Serum Isolated from Polytraumatized Patients on Human Bone Marrow-Derived Mesenchymal Stem Cells. Stem Cells Int. 2021 Nov 28;2021:2612480. doi: 10.1155/2021/2612480. PMID: 34876907; PMCID: PMC8645412.
  • Homeier JM, Bundkirchen K, Winkelmann M, Graulich T, Relja B, Neunaber C, Macke C. Selective Inhibition of IL-6 Trans-Signaling Has No Beneficial Effect on the Posttraumatic Cytokine Release after Multiple Trauma in Mice. Life (Basel). 2021 Nov 17;11(11):1252. doi: 10.3390/life11111252. PMID: 34833127; PMCID: PMC8617644.
  • Leditzke K, Wagner MEH, Neunaber C, Clausen JD, Winkelmann M. Neutrophil Gelatinase-associated Lipocalin Predicts Post-traumatic Acute Kidney Injury in Severely Injured Patients. In Vivo. 2021 Sep-Oct;35(5):2755-2762. doi: 10.21873/invivo.12560. PMID: 34410965; PMCID: PMC8408701.
  • Relja B, Yang B, Bundkirchen K, Xu B, Köhler K, Neunaber C. Different experimental multiple trauma models induce comparable inflammation and organ injury. Sci Rep. 2020 Nov 19;10(1):20185. doi: 10.1038/s41598-020-76499-z. PMID: 33214576; PMCID: PMC7678855.
  • Peters H, Macke C, Mommsen P, Zeckey C, Clausen JD, Krettek C, Neunaber C, Winkelmann M. Predictive Value of Osteoprotegerin and Neutrophil Gelatinase- associated Lipocalin on Multiple Organ Failure in Multiple Trauma. In Vivo. 2019 Sep-Oct;33(5):1573-1580. doi: 10.21873/invivo.11639. PMID: 31471407; PMCID: PMC6754992.
  • Yang B, Bundkirchen K, Krettek C, Relja B, Neunaber C. Traumatic injury pattern is of equal relevance as injury severity for experimental (poly)trauma modeling. Sci Rep. 2019 Apr 5;9(1):5706. doi: 10.1038/s41598-019-42085-1. PMID: 30952899; PMCID: PMC6450898.
  • Fitschen-Oestern S, Lippross S, Klueter T, Weuster M, Varoga D, Tohidnezhad M, Pufe T, Rose-John S, Andruszkow H, Hildebrand F, Steubesand N, Seekamp A, Neunaber C. A new multiple trauma model of the mouse. BMC Musculoskelet Disord. 2017 Nov 21;18(1):468. doi: 10.1186/s12891-017-1813-9. Erratum in: BMC Musculoskelet Disord. 2019 Feb 11;20(1):72. PMID: 29157219; PMCID: PMC5697084.
  • Schultze C, Hildebrand F, Noack S, Krettek C, Zeckey C, Neunaber C. Identification of potential biomarkers for post-traumatic complications released after trauma-hemorrhage from murine Kupffer cells and its investigation in lung and liver. Biomarkers. 2016 Nov;21(7):645-52. doi: 10.3109/1354750X.2016.1171908. Epub 2016 Apr 27. PMID: 27120970.
  • Relja B, Horstmann JP, Kontradowitz K, Jurida K, Schaible A, Neunaber C, Oppermann E, Marzi I. Nlrp1 inflammasome is downregulated in trauma patients. J Mol Med (Berl). 2015 Dec;93(12):1391-400. doi: 10.1007/s00109-015-1320-0. Epub 2015 Aug 2. PMID: 26232934.
  • Neunaber C, Angela Y, Safi S, Krettek C, Zeckey C. Beneficial effects of finasteride on hepatic and pulmonary immune response after trauma hemorrhage in mice. Cytokine. 2015 Jul;74(1):123-9. doi: 10.1016/j.cyto.2015.03.018. Epub 2015 Apr 20. PMID: 25907835.

Kontakt AG Polytrauma

Prof. Dr. rer. nat. Claudia Neunaber
Tel.: +49 511 532-2929
neunaber.claudia@mh-hannover.de