Nicht nur als Fußball-Stars...

...keiner ist so cool wie Müller und Robben

Müller und Robben: die beiden neuen Nieren. Ein selbstgemaltes Bild von Moses Mama. / Copyright: Katharina Lücke
Müller und Robben: die beiden neuen Nieren / Copyright: Katharina Lücke

Moses, 10 Jahre alt, seit 5 Jahren nierentransplantiert

 

M: „Hallo ich bin Müller.“

R: „Hallo ich bin Robben. Wir sind zwei motivierte und fleißige Nieren, die seit Dezember 2015 bei Moses wohnen und arbeiten. Eigentlich wohnten wir bei einem kleinen Jungen, der hatte aber einen Unfall und seine Eltern haben uns auf die Reise zu einem anderen Kind geschickt.“

M: „Sie haben uns noch einen Auftrag mitgegeben. Wir sollten die Augen des Kindes zum Strahlen bringen, bei dem wir zukünftig wohnen. Weil die Augen des kleinen Jungen aufgehört haben zu strahlen, heißt es nicht, dass nicht andere Kinderaugen wieder strahlen können.“

R: „So machten wir uns in einer sehr kalten Transportbox auf den Weg zu unserer Mission.“

M: „Man war das kalt und dunkel in der Box. Zum Glück sind wir zwei zusammengeblieben, dann hatte ich gleich etwas weniger Angst.“

R: „Ja du Angsthase und nervös warst du auch. Aber durch die Kälte konntest du zumindest nicht rumzappeln.“

M: „Ha, ha, ha sehr witzig. Irgendwann bin ich eingeschlafen und später sehr unsanft geweckt worden. Plötzlich war überall Licht, Piepen und so viele Menschen.“

R: „Du bist vielleicht empfindlich. Ich war nur froh, aus der Box raus zu kommen.“

M: „Ja ich doch auch. Aber noch schöner war es, als wir bei Moses eingezogen sind. Oh, war das kuschelig warm. Er hat schon auf uns gewartet und es war alles für uns vorbereitet.“


Moses liegt in seinem Patientenbett, lacht und isst Brotsticks mit Nutella. Copyright: Katharina Lücke
Copyright: Katharina Lücke

 

 

R: „Es war höchste Zeit, dass wir kamen. Bei Moses im Blut waren sooooo viele giftige und ungesunde Sachen, dass wir noch nicht mal Zeit hatten, uns nach der langen Reise auszuruhen, sondern mussten sofort anfangen, das ganze Chaos zu beseitigen.“

M: „Ich habe Vollgas gegeben und mich total ausgepowert.“

R: „Ja, so kennt man dich, immer vollen Einsatz geben, aber denk dran, ich habe dir auch geholfen. Das war Teamarbeit.“

M: „Moses hat sich so sehr gefreut, dass wir da waren. Ich vergesse nicht das erste Frühstück nach unserem Einzug. Es gab ein Brötchen mit Nutella. Da er das vorher nicht essen durfte, damit nicht noch mehr giftige Sachen im Blut schwimmen, hat er es genossen und seine Augen strahlten.“

R: „Das war der Moment, wo ich wusste, hier sind wir richtig und ich habe unseren Auftrag verstanden.“ 


Moses isst ein Toastbrot in seinem Patientenbett. Copyright: Katharina Lücke
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M: „Robben sag mal, warum haben Moses Nieren nicht mehr gearbeitet? Haben sie sich verletzt und mussten deshalb durch uns ausgewechselt werden?“

R: „Moses leidet unter einem atypischen hämolytischen Syndrom auch aHUS genannt.“

M: „Was für ein Ding? Ich verstehe nur Bahnhof“

R: „Ja, das glaube ich dir. Es ist auch nicht so einfach zu erklären, aber ich versuche es mal so. Stell dir vor, wir haben ein Spiel, du spielst im Sturm und wartest auf eine Flanke, damit du ein Tor machen kannst. Anfangs kommen vielleicht noch ein paar einzelne oder ungenaue, aber mit der Zeit kommen immer weniger oder gar keine mehr. Du kannst vor dem Tor dich abrackern, aber wenn du den Ball nicht bekommst, weil die Abwehr es nicht zulässt, dass ich dir flanke, dann kannst du kein Tor schießen. So ähnlich war es mit Moses Nieren. Sie wollten arbeiten, aber der Sturm, wo das Blut gereinigt wird, wurde immer weniger durchblutet, haben so zu sagen keine Flanke bekommen und konnten das Blut nicht sauber machen, also kein Tor schießen.“

M: „Dann waren sie beleidigt, wie so einige unserer Kollegen und haben quasi nicht mehr mitgespielt. Das Spiel wurde immer chaotischer und zum Schluss haben sie aufgegeben und verloren.“

R: „So kann man es zusammenfassen. Nur, dass das Spiel noch nicht verloren war. Sie wurden ausgewechselt und wir zwei wurden eingewechselt und konnten das Spiel noch wenden.“  

M: „Jetzt schießen wir wieder Tore am Fließband. So habe ich es am liebsten.“

R: „Damit das aber so bleibt, muss Moses alle zwei Wochen ein Medikament bekommen. Dafür wird er gepikst, aber er ist ganz tapfer und ein Kämpfer so wie wir.“

M: „Dann passen wir prima zusammen.“


Moses beim Organspendelauf / Copyright: Katharina Lücke
Moses beim Organspendelauf / Copyright: Katharina Lücke

R: „Weißt du Müller, Moses kämpft schon seit seinem zweiten Lebensjahr.“

M: „Echt so lange schon? Wie alt ist Moses eigentlich heute?“

R: „Moses ist 10 Jahre alt. Er geht in die Grundschule und sein Lieblingsfach ist Sport.“

M: „Echt? Voll cool!“

R: „Naja, bis zu unserem Einzug war es nicht so cool. Moses hatte keine Power, war ständig müde und hat sehr viel geschlafen. Er hätte noch nicht mal den Weg aus der Kabine aufs Feld geschafft, geschweige denn eine Halbzeit.“

M: „Aber warum war er denn so eine Schlafmütze?“

R: „Stell dir mal vor, du müsstest rund um die Uhr trainieren ohne Pause. Dann wärst du auch müde und schlapp. Damals musste Moses kleiner Körper rund um die Uhr hart arbeiten und konnte sich trotzdem nicht von den giftigen Sachen befreien. Dazu kamen noch die vielen Medikamente, die dem Körper bei seiner Arbeit helfen sollten.“

M: „Ich verstehe. Wenn ich so richtig fertig nach dem Training bin, dann trinke ich eine große Apfelschorle und esse Schokolade und hab wieder Kraft. Warum kam Moses nicht auf die Idee?“

R: „Weil Moses weniger als einen Liter am Tag trinken durfte und eine strenge Diät einhalten muss

M: „Das ist doof. Ich würde das nicht schaffen.“

R: „Das hat Moses am Anfang auch gedacht, aber er hat sich daran gewöhnt.“

M: „Dann konnte Moses also nicht mit seinen Freunden im Garten kicken?“ 

R: „Nein. Das ging erst wieder, als Moses an der Dialyse war.“

M: „Was ist denn das schon wieder für ein Begriff? Kannst du nicht so mit mir reden, dass ich dich verstehe?“

R: „Bei der Dialyse werden die giftigen Sachen aus dem Blut durch ein Gerät rausgeholt. Moses war vier Jahre alt, als er mit der Dialyse anfing. Seine Eltern haben ihn abends an das Gerät angeschlossen und morgens wieder abgemacht.“

M: „Echt krass. Das ist wie Zauberei. Du gehst abends mit dreckigem Blut schlafen und stehst morgens mit sauberem Blut wieder auf. Und wie lange war Moses an dieser Dialyse?“

R: „Als er vier war, kam er an die Dialyse und war dann 13 Monate jeden Tag für 10 Stunden dran.“


Moses springt vor einem See in die Luft. Copyright: Katharina Lücke
Copyright: Katharina Lücke

M: „Und dann kamen wir zwei und haben ihn von der Dialyse befreit.“

R: „Ich muss gestehen, wir sind nicht die Ersten, die Moses von der Dialyse befreit haben.“

M: „Waaas? Wie meinst du das? Ich dachte, wir sind seiner Retter.“

R: „Wir sind seine Retter, aber Ostern 2015 zog schon mal eine Niere bei Moses ein. Leider gab es paar Stunden nach dem Einzug Komplikationen und die Niere zog wieder aus und die Dialyse ging weiter.“

M: „Oh man wie schrecklich. Da freut sich der Moses, dass der Osterhase ihm eine Niere gebracht hat und dann das.“

R: „Mittlerweile kennst du den Moses schon eine Weile und er ist echt cool. Er meinte dann nur, wenn der Osterhase ihm nicht die richtige Niere bringen konnte, dann wird der Weihnachtsmann ihm die richtige bringen!“

M: „Der Junge hat Ahnung und er hat Recht behalten. Wir sind tatsächlich kurz vor Weihnachten bei ihm eingezogen. Und er hat nicht eine Niere, sondern gleich zwei Prachtexemplare bekommen.“

R: „Müller, komm mal wieder runter, du bist echt peinlich.“

M: „Wieso denn? Wir machen doch unseren Job top oder?

R: „Ja, da muss ich dir recht geben. Seit wir da sind, geht es Moses viel besser und er kann wieder mit seinen Freunden Fußball spielen.“

M: „Na endlich, wurde auch Zeit. Und muss er denn immer noch diese Diät einhalten?“

R: „Nein, das ist vorbei und stell dir vor, er muss jetzt 2 Liter trinken.“

M: „Echt jetzt? Anfangs kaum ein Liter und jetzt zwei?“

R: „Verrückt nicht? Moses macht das aber ganz toll. Wir brauchen das Wasser, damit wir gut arbeiten können. Paar Medikamente muss er noch einnehmen, aber es sind schon sehr viel weniger.“

M: „Warum braucht er noch Medikamente? Ich dachte, wir sind da und dann ist alles wieder gut?“

R: „Er nimmt die Medikamente, damit wir bei ihm wohnen bleiben können.“

M: „ Ah verstehe. Sehr clever der Kleine.“

R: „Moses kümmert sich echt gut um uns und ab und zu bekommen wir ein paar Streicheleinheiten. Das ist immer schön.“


Moses an einer Kletterwand. Copyright: Katharina Lücke
Copyright: Katharina Lücke

 

M: „Du Softie! Ich find es klasse, wenn wir toben, rennen, Quatsch machen, klettern, bouldern, schwimmen, Fahrrad fahren, skaten, rollern, Trampolin springen oder Schlitten fahren. Moses genießt es, sich wieder zu bewegen. Jetzt kann er es wieder Dank uns.“

R: „ Das Klettern und Bouldern hat er auf dem Ederhof für sich entdeckt und auch, dass er nicht der Einzige ist, bei dem fremde Organe eingezogen sind“

M: „Ja, der Ederhof ist toll. Tolles Essen, toller Spielplatz, tolle Mitarbeiter, tolle Gegend, tolles Programm und tolles Konzept.“

R: „Bei unserer letzten Reha kam doch sogar der Kaiser!“

M: „Was Franz Beckenbauer? Warum kann ich mich nicht daran erinnern?!

R: „Doch nicht der Kaiser, sondern Roland Kaiser, der Sänger.“

M: „Ach so dann sag das doch gleich!“


Moses mit einem seiner Lieblingsspieler Thomas Müller vom FC Bayern München / Copyright: Katharina Lücke
Moses mit einem seiner Lieblingsspieler Thomas Müller vom FC Bayern München / Copyright: Katharina Lücke

R: „Weißt du noch, was auch megakrass war?“

M: „Nee was denn?“

R: „Als wir den echten Müller getroffen haben in der Allianz - Arena!“

M: „Verstehe ich nicht. Ich bin doch der echte Müller oder sehe ich etwa unecht aus?“

R: „Du bist schon echt, aber hast du dich nicht gefragt, warum du Müller heißt und ich Robben.“

M: „Wenn du mich so fragst. Nö!“

R: „Echt jetzt. Mich hat es gewurmt und ich bin der Sache auf den Grund gegangen.“

M: „Und was hat Sherlock Holmes herausgefunden?“

R: „Halte dich fest. Moses ist ein riesiger Bayern-München-Fan und Thomas Müller und Arjen Robben sind seine Lieblingsspieler. Da lag es auf der Hand, dass er uns so getauft hat.“ 

M: „Dann verstehe ich jetzt auch, warum Moses Augen sooooo gestrahlt haben, als er Thomas Müller in echt gesehen hat.“

R: „Genau und der Wunsch der Eltern des kleinen Jungen, von dem wir kommen, ist mal wieder in Erfüllung gegangen.“

M: „Mission erfüllt!“

R: „Ha, du gibst dich schon damit zufrieden? Ich möchte noch ganz oft Moses Augen strahlen sehen. Unsere Mission geht noch weiter!“

M: „Mission POSSIBLE!“