Forschungsprojekt INDICA

Projekttitel: Intersectional Vulnerabilities in Diabetes Health Care: Identifying and Addressing Health Disparities in Lower Saxony

 

Allgemeine Informationen

Förderprogramm: zukunft.niedersachsen (Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und Volkswagen Stiftung)

Fördersumme: 699 545 EUR

Projektlaufzeit: 2025-2029

Projektleitung: PD Dr. Jelena Epping und PD Dr. Johannes Beller

Projektmitarbeiterinnen: Deborah Hauser, Rieke Kell

 

Kurzbeschreibung

Das Forschungsprojekt INDICA widmet sich der Untersuchung gesundheitlicher Ungleichheiten in der Diabetes-Versorgung in Niedersachsen und verfolgt dabei einen innovativen intersektionalen Ansatz. In Deutschland sind etwa 8,9 Millionen Menschen von Typ-2-Diabetes betroffen, doch nur etwa die Hälfte nimmt an Disease-Management-Programmen (DMP) teil, obwohl diese nachweislich die Behandlungsqualität verbessern. Diese Diskrepanz wirft wichtige Fragen nach den zugrundeliegenden Ursachen und möglichen Barrieren auf.

Im Zentrum der Untersuchung stehen zwei Hauptfragen: Welche intersektionalen Vulnerabilitäten beeinflussen die Teilnahme an DMP-Programmen? Und wie unterscheiden sich die gesundheitlichen sowie sozioökonomischen Outcomes zwischen Personen, die an diesen Programmen teilnehmen, und jenen, die dies nicht tun? Um diese komplexen Fragestellungen zu beantworten analysiert das Forschungsteam anonymisierte Krankenkassendaten von etwa 3 Millionen AOK-Versicherten. Dabei werden acht verschiedene Dimensionen sozialer Identität berücksichtigt: Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen, Beschäftigung, Nationalität, Wohnort und Behinderung.

Die methodische Herangehensweise des Projekts ist in zwei Arbeitspakete gegliedert und zeichnet sich durch den Vergleich verschiedener statistischer Analysemethoden aus. Besonders hervorzuheben ist die Anwendung der MAIHDA-Analyse (Multilevel Analysis of Individual Heterogeneity and Discriminatory Accuracy) sowie der Baumanalyse, die eine differenzierte Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Vulnerabilitätsfaktoren ermöglichen. Diese innovativen Methoden erlauben es, die Komplexität intersektionaler Identitäten und deren Einfluss auf die Diabetes-Versorgung präzise zu erfassen.

INDICA wendet als erste intersektionale Analyse interner Krankenkassendaten acht Vulnerabilitätsdimensionen an und vergleicht systematisch verschiedene statistische Methoden, um die Intersektionalitätsforschung im Gesundheitswesen voranzubringen. Die Untersuchung berücksichtigt neben medizinischen Outcomes auch sozioökonomische Folgen der DMP-Teilnahme für ein ganzheitliches Verständnis der Versorgungssituation.

Die Ergebnisse versprechen wissenschaftliche und praktische Relevanz: Sie identifizieren vulnerabile Patientengruppen, ermöglichen zielgerichtete Interventionsstrategien und können die Diabetes-Versorgung in Niedersachsen nachhaltig verbessern. Das Projekt könnte zudem als Modell für andere Regionen dienen. Ergebnisse werden breit zugänglich gemacht (Publikationen, Vorträge), um den Dialog über Chancengleichheit in der Diabetes-Versorgung zu fördern.