Gesundheit

Ganzheitlich behandeln: MHH gründet Zentrum für Integrative Onkologie

Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung fördert den Aufbau mit zwei Millionen Euro.

Zwei Männer und eine Frau sitzen mit Mundschutz an eine langen Tisch und unterschreiben ein Dokument.

(v.l). Professor Michael Manns (Präsident der MHH), Dr. Sabine Schopp (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung) und Dr. Jürgen Seja (Vorsitzender der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung) bei der Vertragsunterzeichnung am 21.12.2021 in der Medizinischen Hochschule Hannover. Copyright: CCC Hannover/MHH

Stand: 22. Dezember 2021

Das Klaus Bahlsen-Zentrum für Integrative Onkologie stärkt ab Januar 2022 die ganzheitliche Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten am Comprehensive Cancer Center (CCC) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Im neuen Zentrum werden wissenschaftlich basierte naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapien ergänzend zu der konventionellen Onkologie angewendet. Es führt die bisherigen Aktivitäten der Fachbereiche Komplementärmedizin, Palliativmedizin, Psychoonkologie, Sport- und Rehabilitationsmedizin, Ernährungsmedizin und der Pflege der MHH zusammen. Neben der weiteren Ausgestaltung an Betreuungsangeboten soll mit dem neuen Zentrum die wissenschaftliche Evaluation der integrativen Onkologie intensiviert und insbesondere die Patientenpartizipation in der klinischen Forschung einbezogen werden. Der Aufbau des Zentrums wird bis 2025 von der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung mit zwei Millionen Euro unterstützt.

Das Konzept der Integrativen Onkologie ist regelmäßiger Bestandteil in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten geworden. „Mit dem Klaus Bahlsen-Zentrum bauen wir unsere Expertise in der Onkologie an der MHH weiter aus. Es verbindet am Standort Spitzenmedizin mit evidenzbasierter Komplementärmedizin“, sagt der Präsident der MHH, Professor Michael Manns. Erst zu Beginn des Jahres 2021 wurde die MHH gemeinsam mit der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) als Comprehensive Cancer Center Niedersachsen zum Onkologischen Spitzenzentrum ausgezeichnet, womit ihnen bescheinigt wurde, Krebspatientinnen und -patienten auf höchstem medizinischen Niveau sowie nach aktuellem Stand der Wissenschaft zu behandeln und so zu einer umfassenden und optimalen Versorgung in ganz Niedersachsen beizutragen.

„Klaus Bahlsen hat uns als Vertreter seiner Stiftung unter anderem die Aufgabe gestellt, den Menschen in seiner Ganzheit zu fördern und ihn dabei auch durch gesunde Ernährung und Komplementärmedizin, da wo es geht, zu stärken. Wir freuen uns daher sehr auf die Zusammenarbeit“, ergänzt der Vorsitzende der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung, Dr. Jürgen Seja. 

Ganzheitliche Medizin für an Krebs erkrankte Menschen

„Viele Krebspatientinnen und -patienten stellen sich die Frage, was sie selbst tun können, um zu einem positiven Krankheits- und Behandlungsverlauf beizutragen“, sagt Professorin Diana Steinmann, Bereichsleitung Integrative Onkologie im CCC Hannover der MHH. „Verfahren der Komplementärmedizin können während und nach der Tumortherapie eine wertvolle Unterstützung sein, um Nebenwirkungen und Spätfolgen einer Tumortherapie zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern“, so Steinmann. Im Mittelpunkt steht ein ganzheitlicher Ansatz, der neben körperlichen Aspekten auch psychische oder soziale Probleme einer Erkrankung berücksichtigt.  

Seit 2018 fördert die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung bereits ein umfassendes komplementärmedizinisches Angebot an der Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie der MHH unter der Leitung von Professorin Diana Steinmann. Zu den Angeboten zählen naturheilkundliche Beratungen, Angebote zur Stärkung der Selbstheilungskräfte, Entspannungsverfahren und komplementäre pflegerische Anwendungen. Das neue Klaus Bahlsen-Zentrum ergänzt das bisherige Projekt in der onkologischen Komplementärmedizin um psychoonkologische Unterstützungsangebote, symptomorientierte palliativmedizinische Behandlungskonzepte, eine Ernährungsberatung sowie Sport- und rehabilitativ-medizinische Ansätze. Schrittweise sollen die Versorgungsangebote ausgebaut und weiterentwickelt werden.

Forschung, Aus- und Weiterbildung als Teil des Aufgabenspektrums

„Seriöse komplementäre Medizin ist nur möglich, wenn sie auf wissenschaftlichen evidenzbasierten Erkenntnissen beruht. Nur so können informierte Entscheidungen für oder gegen komplementäre Therapieformen getroffen werden“, sagt Professor Peter Hillemanns, Direktor des CCC Hannover der MHH. Grundlage dafür bietet die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“, eine systematisch erarbeitete Empfehlung, die die Entscheidungsfindung in der klinischen Praxis evidenzbasiert unterstützen soll.

Integraler Bestandteil des Zentrums wird zugleich die Aus-, Fort- und Weiterbildung derjenigen Berufsgruppen sein, die Krebspatientinnen und -patienten betreuen. Auch in der Lehre ist das Behandlungsfeld der Integrativen Onkologie vertreten: Studierende der Humanmedizin können an der MHH das Wahlfach Integrative Onkologie belegen.