Akademisches Leben

MHH verleiht 124 Doktortitel

Gesellschaft der Freunde der MHH e.V. zeichnet zwei herausragende Doktorarbeiten aus.

Professor Dr. Michael P. Manns steht mit Mikrofon auf dem Podium eines Hörsaals. Neben ihm stehen vier der ausgezeichneten Doktoranden und halten ihre Urkunden in den Händen. .

MHH-Präsident Professor Dr. Michael P. Manns überreicht die Promotionsurkunden. Copyright: Karin Kaiser/MHH

(von links) Dr. rer. nat. Dr. med. Simon Krooss und Dr. med. Lena Stockhoff stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera.

Herausragende Doktorarbeiten: (von links) Dr. rer. nat. Dr. med. Simon Krooss und Dr. med. Lena Stockhoff. Copyright: Karin Kaiser / MHH

Eine Sängerin steht mit drei anderen Musikern auf dem Podium eines Hörsaals und singt ins Mikrofon.

Die Band „Medicine for the Soul“ sorgt für den musikalischen Rahmen der Promotionsfeier. Copyright: Karin Kaiser/MHH

Die MHH hat seit Mai 2023 insgesamt 124 Doktortitel vergeben: 81 Doktorandinnen und 43 Doktoranden der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben am Freitag ihre Promotionsurkunde erhalten. Darunter sind 55 junge Medizinerinnen und 32 Mediziner, zwölf Zahnmedizinerinnen und drei Zahnmediziner, sechs Naturwissenschaftlerinnen und fünf Naturwissenschaftler, fünf Humanbiologinnen und zwei Humanbiologen sowie drei Doktorandinnen und ein Doktorand der Bevölkerungsmedizin (Public Health). Insgesamt 18 von ihnen haben „mit Auszeichnung“ abgeschlossen, zwei erhielten die mit je 2.500 Euro dotierten Promotionspreise der Gesellschaft der Freunde der MHH e.V. als herausragende Auszeichnung.

„Forschung erzeugt Fortschritt“

MHH-Präsident Professor Dr. Michael P. Manns überreichte die Promotionsurkunden während einer Feierstunde in der Hochschule wieder persönlich an die Promovenden. Gemeinsam mit Professor Dr. Frank Bengel, Forschungsdekan der Hochschule, zeichnete Professor Dr. Siegfried Piepenbrock, Vorstand der Gesellschaft der Freunde der MHH e.V., anschließend zwei Promovenden jeweils mit einem Promotionspreise aus: Dr. med. Dr. rer. nat. Simon Krooss, er promovierte im MHH-Institut für Virologie, und Dr. med. Lena Stockhoff, sie promovierte in der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. Die Laudatio hielten jeweils ihre Doktorväter: PD Dr. Jens Bohne, Institut für Virologie, und Professor Dr. Benjamin Maasoumy, MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. „Wir sind stolz auf unsere Doktorandinnen und Doktoranden, denn Forschung erzeugt Fortschritt. Wir haben uns in einer Jury aus sechs Expertinnen und Experten alle eingereichten Doktorarbeiten genau angeschaut und zwei als besonders herausragend bewertet“, erklärte Forschungsdekan Professor Dr. Frank Bengel vor der Auszeichnung. Musikalisch begleitet wurde die Promotionsfeier von der Band „Medicine for the Soul“ mit Medizinstudentin Eluiesa Sina als Sängerin, Markus Ternes am Schlagzeug, Laura Kabrhel am Piano und Jonas Morenz am Saxophon. Sie spielten zu Beginn „Fly me to the Moon“ von Bart Howard und verabschiedeten die Promovenden mit „Happy“ von Pharrell Williams.

„A transposable element protects a patient from developing a severe hemophilia B and provides insights into separation of New- and Old world primates”

Dr. rer. nat. Simon Krooss (36) hat nach seinem Masterstudium in Biomedizin 2020 am TWINCORE, Institut für Virologie, und MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, zum Dr. rer. nat. promoviert und parallel sein Medizinstudium in Marburg und Hannover absolviert.

In seiner zweiten Promotion zum Dr. med. am MHH-Institut für Virologie gelang es ihm, basierend auf einer Punktmutation im Gerinnungsfaktor 9 Gen einen molekularen Rettungsmechanismus zu identifizieren, der Patientinnen und Patienten mit einer Hämophilie-B vor einem schweren Krankheitsverlauf bewahren kann. Hierbei übernimmt ein mobiles genetisches Element, ein sogenanntes Transposon, die Polyadenylierung für das mutierte Poly(A)-Signal, wodurch eine ausreichende F9-mRNA-Synthese erzielt wird.

Speziesübergreifende Sequenzanalysen zeigten darüber hinaus, dass dieser Rettungsmechanismus bei Altweltaffen, nicht aber bei Neuweltaffen, hochgradig erhalten ist. Es muss ein Selektionsdruck geherrscht haben, der zu einer Erzeugung eines alternativen Poly(A)-Signals in der F9 3'UTR kurz nach der Trennung führte. Daher dient das alternative Poly(A)-Signal im oben beschriebenen Transposon als wichtiger molekularer Orientierungspunkt für die Trennung von Altwelt- und Neuweltaffen.

„Nutzen und Grenzen von transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose“

Lena Stockhoff (32) hat nach ihrem Masterstudium Biochemie an der MHH Medizin studiert und währenddessen ihre Promotion im Rahmen des KlinStrucMed Programmes der Hochschule in der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie bei Professor Dr. Benjamin Maasoumy abgelegt. Ziel ihrer Promotionsarbeit war es, die Auswahlkriterien für einen „transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS)“ zu verbessern.

Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose sind aufgrund eines erhöhten Pfortaderdrucks von teils lebensbedrohlichen Komplikationen bedroht. Die Implantation eines „transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS)“ gilt als Standardverfahren und schafft einen Umgehungskreislauf von der Pfortader direkt in die Lebervene, sodass ein Teil des Blutes an der Leber vorbeigeleitet und diese entlastet wird. Da dieses „Shunting“ auch mit schweren Komplikationen einhergehen kann, ist die Patientenauswahl von entscheidender Bedeutung. In ihrer Doktorarbeit konnte Lena Stockhoff zunächst zeigen, dass eine TIPS-Anlage bei Patienten höheren Alters unter sorgfältigem Monitoring sehr wohl noch sicher und effizient durchgeführt werden kann. Im zweiten Teil der Arbeit untersuchte die Doktorandin den bereits etablierten „Freiburg index of post-TIPS survival (FIPS)“-Score näher im Hinblick auf die Einsetzbarkeit als Auswahlkriterium für eine TIPS-Anlage. Sie kam zu dem Schluss, dass ein hoher FIPS-Score zwar mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergeht, jedoch nicht als absolute Kontraindikation für eine TIPS-Anlage angesehen werden sollte, da auch Patienten ohne TIPS-Anlage mit hohem FIPS-Score ein schlechteres Überleben haben. Im dritten Teil der Arbeit konnte sie zeigen, dass die Cholinesterase, ein Marker für die Syntheseleistung der Leber, zur Prognoseabschätzung nach TIPS-Anlage genutzt werden kann. Patienten mit einer niedrigen Cholinesterase hatten eine deutlich erhöhte Sterblichkeit und mehr Komplikationen. Zusammenfassend optimiert diese Arbeit die Selektionskriterien für eine TIPS-Implantation, sodass die Ergebnisse bereits Einzug in die klinische Praxis an der MHH gefunden haben.

Text: Bettina Dunker