Aus der MHH

MHH-Professorin Anette Debertin erhält das Bundesverdienstkreuz am Bande

Verdienstorden würdigt das Engagement der Rechtsmedizinerin für innovativen und wirksamen Kinder- und Opferschutz.

Es zeigt Prof. Dr. Anette Debertin und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay in der Ratsstube des Neuen Rathauses.

Prof. Dr. Anette Debertin bekam von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay in der Ratsstube des Neuen Rathauses das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Copyright: Stadt Hannover.

Für die Opfer von Gewalttaten gibt es am Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zwei besonders innovative und wirksame Hilfsangebote: die forensische Kinderschutzambulanz und das Netzwerk ProBeweis für die Opfer von häuslicher und/oder sexueller Gewalt. Beide Angebote sind untrennbar mit dem Namen von Prof. Dr. Anette Debertin verbunden – die Rechtsmedizinerin gab nicht nur den Anstoß zur Gründung, sie hat auch seit mehr als zehn Jahren die Leitung beider Institutionen inne.

Für ihre Verdienste erhielt Anette Debertin nun aus den Händen des hannoverschen Oberbürgermeisters Belit Onay das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der Oberbürgermeister würdigte das beispiellose persönliche Engagement der Rechtsmedizinerin: „Mit ihrem Einsatz trägt Anette Debertin maßgeblich zur Verbesserung der Gewaltopferversorgung und somit des Kinder- und Opferschutzes bei.“

Angebote schließen diagnostische Versorgungslücke

Die Ärztin am Institut für Rechtsmedizin der MHH engagiert sich seit mehr als zwölf Jahren unermüdlich für die Belange des Kinder- und Opferschutzes. „Unsere flächendeckenden Strukturen schließen in der niederschwelligen Versorgung von Gewaltopfern eine nicht akzeptable Lücke und leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Opferschutzes und der Opferrechte. Ich danke unserem niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung sowie meinen rechtsmedizinischen Kolleginnen und Kollegen und der MHH für die fortwährende Unterstützung“, sagte Professorin Debertin in ihrer Dankesrede.

MHH-Präsident Prof. Dr. Michael Manns hob besonders die gesellschaftspolitische Bedeutung der Arbeit von Professorin Debertin hervor: „Durch das außergewöhnliche persönliche Engagement von Frau Professorin Debertin leisten wir als Hochschule einen wertvollen Beitrag zur Gewaltopferversorgung und liefern einen Beitrag zur Lösung einer gesellschaftlich relevanten Frage.“

Kinderschutzambulanz bietet niederschwelliges Angebot

Die Kinderschutzambulanz bietet seit 2011 niedersächsischen Arztpraxen, Kliniken und dem öffentlichen Gesundheitsdienst – unabhängig von einer Strafanzeige – eine fachlich fundierte Beratung und qualifizierte medizinische Diagnostik bei vermuteter Kindesmisshandlung und Verdacht auf sexuellen Missbrauch. Kompetenz und Expertenwissen werden schnell, niederschwellig und unkompliziert zur Verfügung gestellt und sowohl belastende als auch entlastende Befunde gerichtsfest dokumentiert und bewertet. Die forensische Kinderschutzambulanz hat sich in mehr als zehn Jahren in etwa 2000 konsiliarisch betreuten Fällen als wichtige Anlaufstelle niedersachsenweit etabliert.

ProBeweis arbeitet absolut vertraulich

Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal im Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. Nur selten kommt es direkt nach der Tat zu einer Anzeige bei der Polizei. Das 2012 gestartete Netzwerk ProBeweis kann den Opfern trotzdem helfen: Geschulte Ärztinnen und Ärzte sichern und dokumentieren die Spuren der Gewalttat und erstellen gerichtsverwertbare Befunde –unabhängig von einer Anzeige. Auf dieser Grundlage kann auch noch Jahre nach der Tat ein prozessrelevantes Gutachten erstellt werden. Mittlerweile umfasst das Netzwerk niedersachsenweit 45 Untersuchungsstellen, die forensische Spurensicherung ist zudem seit dem 1. Januar 2024 eine kassenfinanzierte Leistung.

Text: Simone Corpus