Aus der MHH

60 Jahre lernen, lehren und forschen unter den besten Bedingungen

Festakt zum Geburtstag von Deutschlands erster eigenständiger medizinischer Universität mit prominenten Gästen

Ursula von der Leyen hält den MHH-Hoodie in den Händen.

„60 Jahre nach ihrer Gründung ist die MHH eine der besten Kliniken der Welt“, erklärte Ursula von der Leyen. Copyright: Karin Kaiser/MHH

Blick von oben in den Hörsaal F, in dem der Festakt 60 Jahre MHH stattfindet. Viele Meschen sitzen in den Reihen, vorne spielt ein Orchester.

MHH-Chor und MHH-Symphonieorchester umrahmten den Festakt musikalisch. Copyright: Karin Kaiser/MHH

Schwarz-weiß-Bild mit vielen jungen Menschen, die in einem Hörsaal sitzen, vorne steht ein Mann am Rednerpult.

Der erste Jahrgang hörte die Vorlesungen noch in den Hörsälen der Tierärztlichen Hochschule. Die akademische Feier zum 60. Geburtstag fand im größten Hörsaal der MHH statt. Copyright: MHH Archiv

Am 17. Mai 2025 hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ihren 60. Geburtstag gefeiert. MHH-Präsidentin Professorin Denise Hilfiker-Kleiner begrüßte beim Festakt unter anderem als Ehrengäste die Präsidentin der Europäischen Kommission Dr. Ursula von der Leyen und Ministerpräsident Stephan Weil.

In ihrem Festvortrag betonte Dr. von der Leyen, dass es ihr eine große Freude und Ehre sei, in ihrer Alma Mater zu sprechen. „60 Jahre nach ihrer Gründung ist die MHH eine der besten Kliniken der Welt“, erklärte sie und erzählte von ihrem Medizinstudium: „Hier, nur ein paar Schritte weiter, im Nachbargebäude im Hörsaal A, habe ich meine erste Vorlesung in Anatomie gehört. Bei Professor Herbert Lippert. Hier, in diesem Hörsaal F habe ich Professor Rudolph Pichlmayr erlebt, der uns um 8 Uhr morgens eine zirrhotische Leber zeigte, die er nur vier Stunden zuvor bei einer Transplantation herausoperiert hatte. Er hatte die ganze Nacht operiert. Aber er ließ es sich nicht nehmen, am Morgen seine Vorlesung zu halten. Was für ein grandioses Vorbild! Und seine Frau Ina Pichlmayr: Fünf Kinder und eine volle Professur in der Anästhesiologie der MHH. Sie hat uns jungen Frauen damals Mut gemacht!“

Leitspruch der MHH als Mahnung, Auftrag und Chance zugleich

„Sie können stolz sein auf den Leitspruch der MHH, der heute eine drängende Aktualität hat: Unitas in necessariis, libertas in dubiis, caritas in omnibus – Einigkeit im Notwendigen, Freiheit in Zweifelsfällen, Nächstenliebe in allem“, so die EU-Kommissionspräsidentin weiter. Sie rief dazu auf, die Freiheit zum Zweifel in der Wissenschaft mit aller Kraft schützen. Am Ende ihrer brillanten Rede versprach sie: „Ich will heute in meinem Amt alles dafür tun, dass auch andere unter den besten Bedingungen lernen, lehren und forschen können. Hier in Hannover, in Europa und hoffentlich überall auf der Welt.“

►Die komplette Rede von Ursula von der Leyen können Sie hier nachlesen.

Für Stephan Weil war das Grußwort beim MHH-Festakt einer seiner letzten öffentlichen Auftritte im Amt. Er erinnerte daran, dass die Hochschule eine wichtige und beinahe tägliche Ratgeberin für die Politik gewesen in der Corona-Pandemie. Als Ministerpräsident habe er viele hochkarätige Forschungseinrichtungen besucht, sagte Weil. Er freue sich, dass sich in den vergangenen zehn Jahren die Zusammenarbeit deutlich verbessert habe und nannte das Forschungsdreieck Göttingen, Hannover und Braunschweig als gutes Beispiel.

Blick nach vorne und zu den Anfängen der MHH

Den Blick nach vorn richteten Professor Moritz Schmelzle, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Professor Thomas Thum, Direktor des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien, und Privatdozent Dr. Peter Raab, Leiter der Onkologischen Neuroradiologie, in drei kurzen Fachvorträgen über „Lehre und Digitalisierung“, „Forschung und Translation“ sowie „Krankenversorgung und Künstliche Intelligenz“.

Zurück in die Geschichte der MHH blickten zwei Studenten des ersten Jahrgangs: Professor Reinhard Pabst, ehemaliger Rektor der MHH und langjähriger Leiter der Anatomie, und Professor Gerhard Walter Sybrecht erzählten, wie im Sommersemester 1965 das Studium an der MHH mit zwölf Lehrenden und 41 Studierenden begann. Die erste Vorlesung fand damals noch im Hörsaal der Rinderklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover statt. Beide würdigten den ersten gewählten Rektor der MHH Professor Fritz Hartmann als ausgewiesenen Visionär und Vordenker, der die MHH aus Sicht des Patienten gedacht und geplant habe und die Studierenden von Anfang an mit einbezogen habe.

►Mehr zur Geschichte der MHH gibt es hier.

Verleihung der Ehrenbürgerschaft der MHH

Zum guten Schluss der Feierstunde erhielt Professor Siegfried Piepenbrock die Auszeichnung als Ehrenbürger der MHH. Er habe sich jahrzehntelang auf vielfältige Weise für die Vernetzung von Studierenden, Ehemaligen, Lehrenden, Forschenden und externen Förderern eingesetzt und sich damit in besonderer Weise um die Hochschule verdient gemacht, betonte Professor Ingo Just in seiner Laudatio. Als ehemaliger Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin (1996-2009) kandidierte Professor Piepenbrock schon während seiner aktiven Zeit als Klinikdirektor für den Vorstand des MHH-Alumni e.V. und wurde 2006 zum Vorsitzenden gewählt. In diesem Monat verabschiedet er sich als Vorstandsvorsitzender – ein idealer Zeitpunkt, um sein Engagement, seinen Weitblick und seine Verdienste in geeigneter Weise zu würdigen, so Professor Just.

Postersession mit Preisverleihung

Nach dem Festakt ging es für die Gäste durch eine sogenannte Postersession zum MHH-Jahresempfang. Auf Postern präsentierten klinisch tätige und forschende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der MHH sowie junge Forschende im freiwilligen wissenschaftlichen Jahr der MHH ihre aktuellen Forschungsprojekte. Drei Poster wurden prämiert. Über einen Preis in Höhe von 200 Euro freuen sich: FWJler Marvin Lemke, der seit neun Monaten in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie an Stammzellen forscht, Dr. Anna Christina Dragon aus dem MHH-Institut für Transfusionsmedizin, die an einer neuen Immuntherapie für Lungenkarzinome arbeitet, und Dr. Jeannine von der Born, Kinderkardiologin in der MHH-Kinderklinik, die dort in der interdisziplinären Arbeitsgruppe Transplantationsmedizin an den Herzen der transplantierten Patienten forscht.

Geschichtlicher Rückblick

Die MHH wurde am 17. Mai 1965 als erste eigenständige medizinische Universität in Deutschland gegründet: Das Konzept des Integrationsmodells mit einer auch baulich eng verwobenen Forschung, Lehre und Krankenversorgung war ein Meilenstein auf dem Weg zur modernen Medizin. Die MHH ist bis heute als rein medizinisch ausgerichtete Universität einzigartig, eine der innovativsten medizinischen Universitäten und leistungsstärksten Universitätskliniken.

►Die Aufzeichnung des Festaktes können Sie hier aufrufen.

►Den mit KI-generierten MHH60-Song können Sie hier herunterladen.

Text: Bettina Dunker