Viertel Million für die Krebsforschung und -versorgung

Tumorstiftung der MHH unterstützt Entwicklungsprojekte des CCC mit rund 242.442 Euro

Stand: 01.04.2023

Fünf Projekte des Comprehensive Cancer Center (CCC) haben Ende des Jahres 2022 eine Förderung der Tumorstiftung von bis zu 60.000 Euro erhalten. Die Tumorstiftung obliegt der treuhänderischen Verwaltung durch die Förderstiftung MHH plus. Zweck der Stiftung ist die Förderung der onkologischen Forschung und der Patientenversorgung in der Onkologie. Es konnten Projektanträge aus den Bereichen experimentelle Forschung, klinische Studien und Krankenversorgung eingereicht werden. Die Begutachtung der eingereichten Projektanträge erfolgte durch den Erweiterten Vorstand des CCC Hannover.

Fördersumme 20.000 Euro
Sozialdienst für Krebspatienten im ambulanten Setting
Viele Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen haben einen hohen Beratungsbedarf. Klinische Sozialarbeit begleitet und unterstützt Betroffene und ihre Angehörigen bei Problemen, die ihnen durch Krankheit und Behinderung entstanden sind und ihr Leben in psychischer, physischer, beruflicher und finanzieller Hinsicht beeinträchtigen können. Sie stellt neben Medizin und Pflege eine weitere Säule einer optimalen Patientenversorgung dar. Mit den Geldern der Tumorstiftung wird anteilig eine Stelle im Sozialdienst des Geschäftsbereichs Klinikmanagement für ein Jahr finanziert, die sich ausschließlich um ambulante Patientinnen und Patienten sorgt. „Mit dieser Anschubfinanzierung wollen wir auch im ambulanten Setting die Möglichkeit einer Sozialberatung in allen Phasen der Erkrankung ort- und zeitnah niederschwellig anbieten“, sagt Antragstellerin Dr. Konstanze Ballüer vom Klinikmanagement der MHH. Die dazugewonnene Fachkraft wird in erster Linie Patientinnen und Patienten mit intravenöser Chemotherapie individuell und psychosozial betreuen.

Fördersumme 58.792
Verbesserte Langzeitnachsorge bei Krebs
Körperliches Training, Ernährungsmedizin und psychologische Unterstützung können unerwünschte Effekte nach einer Krebstherapie reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Bislang gibt es jedoch keine systematisch angelegte Versorgungsstruktur nach einem Rehabilitationsaufenthalt oder einer Anschlussheilbehandlung, um Krebspatientinnen und -patienten langfristig zu versorgen. Diesem Problem widmet sich ein Projekt des Instituts für Sportmedizin unter der Leitung von Professor Dr. Uwe Tegtbur. Ziel ist es, ergänzende Versorgungsstrukturen zu implementieren, um die Versorgungslücke in der Nachsorge flächendeckend zu schließen. Der Lösungsansatz: eine sektorübergreifende, Telemonitoring-gestützte Langzeitnachsorge. Dabei sollen bestimmte Gesundheitswerte von Patientinnen und Patienten aus der Ferne gemessen und digital an den Behandler übermittelt und überprüft werden. Damit das funktioniert, erhalten die Personen zum Beispiel tragbare Messgeräte oder Apps, wo sie die selbst gemessenen Werte eintragen. Innerhalb des Projekts soll die poststationäre Versorgungsqualität von MHH-Patientinnen und -patienten erfasst und sektorübergreifende Nachsorgepfade entwickelt werden. „Einer der zentralen Meilensteine ist ein Vertrag für die MHH zur Zulassung der Leistungserbringung, damit die sektorübergreifende, Telemonitoring-gestützte Langzeitnachsorge bei Krebserkrankten als Regelversorgung finanziert werden kann“, sagt Tegtbur.
 

Fördersumme 48.500 Euro
Tumormarker aus Urin soll die Diagnostik von Sarkomen verbessern
Tumormarker sind Proteine, Peptide oder andere biologische Substanzen im Blut, Gewebe oder Körperflüssigkeiten, die bei einer Tumorerkrankung in erhöhter Konzentration auftreten können. Sie sind wichtige Helfer, wenn es darum geht, den Verlauf und den Erfolg einer Krebstherapie zu beurteilen oder den Rückfall eines Tumors zu diagnostizieren. Spezielle Tumormarker für die Diagnostik von Sarkomen gibt es bislang nicht. In der gängigen Routine wird mit der Entnahme einer Gewebeprobe und der anschließenden feingeweblichen Untersuchung die Diagnose eines Sarkoms gesichert. Eine Arbeitsgruppe der Klinik für Unfallchirurgie konnte nun ein nicht- invasives Biomarker-Modell entwickeln, das unterscheiden kann, ob ein Sarkom vorliegt oder nicht. Hierfür wurden prätherapeutisch gewonnene Urinproben von Patientinnen und Patienten mit histologisch gesichertem Sarkom im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe untersucht. „Wir wollen das diagnostische Biomarker-Modell weiterentwickeln und testen, mit dem Ziel, es künftig in der Diagnostik und bei Verlaufskontrollen einzusetzen“, erklärt Antragstellerin Dr. Ricarda Stauß, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sarkomzentrums der MHH. Für die Patientinnen und Patienten birgt ein solches prädiktives Biomarker-Modell ein enormes Potential: Durch eine frühere Diagnosestellung und frühzeitige Feststellung eines Rückfalls sowie einer systemischen Metastasierung, ließe sich die Sterblichkeit dieser Tumorerkrankungen bedeutend beeinflussen.


Fördersumme von 58.000
Blutproben und Gallenflüssigkeit statt Tumorgewebe
Umfassende Genanalyse wie das „Next-Generation Sequencing“ (NGS) tragen heute maßgeblich dazu bei, zielgerichtete Therapien bei der Behandlung gastrointestinaler (GI) Tumoren zu ermöglichen. Für diese Analysen werden bislang primär Gewebeproben genutzt. Eine wesentliche, derzeit jedoch insgesamt weniger etablierte Möglichkeit, ist die Analyse von zellfreier Tumor-DNA aus sogenannten „liquid biopsies“. Dabei handelt es sich um nicht festes, biologisches Gewebe wie zum Beispiel Blut. Die Abteilungen der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie und der Institute Pathologie und Humangenetik wollen in ihrem Projekt den Mehrwert von unterschiedlichen liquid biopsies aus der Gallenflüssigkeit bei Patientinnen und Patienten aufzeigen, bei denen ein hochgradiger Verdacht auf eine Tumorerkrankung besteht. Die Vorteile von liquid biopsies in der Diagnostik und Therapie: Mit der Analyse lässt sich nicht nur der Tumor „diagnostizieren“, sondern erlaubt gleichzeitig eine umfassendere molekulare Analyse der Tumoren. „Diese Methodik und daraus resultierenden Daten haben nicht nur das Potential, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, sondern sind auch von Relevanz für zukünftige Forschungsvorhaben, zum Beispiel hinsichtlich der Früherkennung und Feststellung von Resistenzen“, sagt Antragsteller und MHH-Gastroenterologe Professor Dr. Arndt Vogel. Das Problem: Bislang konnte der Mehrwert der zellfreien DNA Diagnostik aus der Galle für therapeutische Entscheidungen vor allem in der palliativen Therapiesituation noch nicht überzeugend nachgewiesen werden, im Gegensatz zu zahlreichen Studien, die die diagnostische Bedeutung der Liquid Biopsy aus Blut bereits aufgezeigt haben.

Fördersumme 57.150
Den Risikovarianten für virusbedingte Krebserkrankungen auf der Spur
Wenn Viren in Wirtszellen eindringen, sind sie mit zahlreichen Abwehr- und Kontrollmechanismen konfrontiert, die zu einem großen Teil genetisch kontrolliert werden. Sind diese genetischen Wächter beschädigt oder nicht hinreichend effizient, wachsen die Zellen ungebremst weiter und es kann Krebs entstehen. Zu den häufigsten viralen Verursachern für Krebserkrankungen zählen humane Papillomaviren (HPV), das Epstein-Bar-Virus (EBV) und Hepatitis-Viren (HBV/ HCV). Ein Forschungsteam der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe beschäftigt sich aktuell mit den spezifischen Auswirkungen von Risikovarianten auf HPV-bedingte Dysplasien und Karzinome des Gebärmutterhalses. Über genomweite Assoziationsstudien wurden in den letzten Jahren erste genetische Risikofaktoren identifiziert. „Wir gehen davon aus, dass es weitere, bisher unbekannte genomische Faktoren gibt, die sich entweder allgemein oder virusspezifisch auf das Risiko von virusbedingten Krebserkrankungen auswirken“, sagt Antragstellerin Dr. Dhanya Ramachandran aus der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Unser Ziel ist es, eine Reihe von bisher verborgenen Risikovarianten durch krebsübergreifende genomweite Analysen großer Fall-Kontroll-Kohorten zu ermitteln und den jeweiligen Beitrag des Risiko-Genotypen für das Infektionsgeschehen und die Tumorentstehung zu testen“.